Expeditionen
Die ersten Expeditionen  
Die ersten Forschungsexpeditionen aus Deutschland erreichten Äthiopien um 1820. Diese konzentrierten sich zunächst ausschließlich auf die nördlichen Regionen, Massawa und Tigray. Zuerst, 1825, kamen die bekannten Naturwissenschaftler Ehrenberg und Hemprich. Von 1830 – 1834 führte Eduard Rüppell meteorlogische und ethnographische Forschungen durch. 1837 folgte ihm der Botaniker Wilhelm Schimper. Der ließ sich sogar dauerhaft in Tigray nieder und wurde von dejjazmach Wubé, dem Herrscher über Tigray und Simén, zum Gouverneur von Enticco (in deutschen Quellen „Antitschau“) ernannt. Der Maler Eduard Zander, der Assistent Schimpers, sollte später in die Dienste von Kaiser Tewodros II. eintreten. Aus den Briefen, die Zander aus Äthiopien in die Heimat sandte, geht hervor, dass dieser auch als militärischer Berater Wubés fungierte und dabei auch eine Fahne für Tigrays Truppen einführte, die einer fast exakten Reproduktion der Flagge seines heimatlichen Herzogtums Anhalt gleichkam. Zanders Flagge war der, die später von den Truppen des vereinigten Äthiopien getragen wurde, verblüffend ähnlich. Gemeinsam mit Schimper erbaute er für Wubé auch dessen Palast und eine Kirche in Debre Egzi in Simén. 1855, nachdem er Wubé besiegt hatte, hielt Tewodros II. seine Krönungszeremonie in dieser Kirche ab. Die deutsche Afrika-Expedition von 1861 unter der Führung von Theodor v. Heuglin aus Württemberg und dem Schweizer Werner Munzinger konzentrierte sich insbesondere auf Bogos im heutigen Eritrea, auf Tigray, Kunama und Sudanesische Gebiete. In Gotha wurden detaillierte ethnografische und kartografische Resultate dieser Expedition publiziert.

Gotha wurde erneut zum Zentrum äthiopistischer Forschung in Deutschland. Als 1862 Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg (der Schwager Königin Victorias) die nördlichen Grenzgebiete Äthiopiens besuchte, war das der erste offizielle Staatsbesuch eines deutschen Staatsoberhaupts in Äthiopien. Der Herzog wurde begleitet von einer Gelehrtendelegation, unter ihnen der Zoologe Brehm und der Mediziner Bilharz, der Entdecker der Bilharziose. Diese „touristische Expedition“ war indirekt auch von politischer Bedeutung. Unter den Expeditionsteilnehmern war auch Hohenlohe-Langenburg, der Neffe von Ernst II., der später zum bedeutenden Verfechter des deutschen Kolonialismus wurde. Um 1880 verbreitete sich in diesen Kreisen die Idee, die eritreische Küste vom Ottomanischen Reich zu „leasen“. Dies wurde von der deutschen Reichsführung jedoch nie umgesetzt.