Seipel wurde 1899 zum Priester geweiht, studierte an der Wiener Universität Theologie (Dr. theol. 1903), wirkte als Religionsprofessor und als Professor der Moraltheologie an den Universitäten Salzburg und Wien.
1918 kam er zur Politik, als er im "Liqidationskabinett" Lammasch Minister für öffentliche Arbeiten und soziale Fürsorge wurde. 1919/20 war Seipel Mitglied der Konstituierenden Nationalversammlung und von 1920 bis 1932 Nationalratsabgeordneter. Gleichzeitig übte er von 1921 bis 1930 das Amt des Obmanns der Christlichsozialen Partei aus.
Von 1922 bis 1924 und von 1926 bis 1929 war Seipel österreichischer Bundeskanzler. Sein Verdienst war die Erwirkung einer Völkerbundanleihe im Jahre 1922, mit deren Hilfe Österreich die Inflation beendete und die Schillingwährung einführen konnte.
Seipels Regierungsstil - Bildung des "Bürgerblocks" aus Christlichsozialen, Großdeutschen und Landbund und Stärkung der Heimwehr - war von seiner Ablehnung der Sozialdemokratie und des Kommunismus gekennzeichnet, wodurch er zum "Feindbild" der österreichischen Linken wurde.
1930 übernahm er für kurze Zeit das Ministerium für Äußeres und scheiterte nach der Krise der Creditanstalt im Mai 1931am Versuch einer neuen Regierungsbildung.
1932 starb Seipel in Pernitz.