Die Eltern des späteren Bürgermeister von Wien Dr. Cajetan Felder (1814-1894) wohnten zwischen 1816 und 1826 im Vorgängerbau des heutigen Hauses Ungargasse 40. Die Mutter starb bereits 1822, der Vater 1826. Als Vollwaise besuchte Felder dann das Stiftsgymnasium Seitenstetten. und Schulen in Brünn und Wien.
Ab 1834 studierte Felder an der Universität Wien (1841 Dr. jur.). Es folgten einige Jahre als Gerichtspraktikant und Konzipient in Anwaltskanzleien.
Ab 1838 unternahm der junge Mann Fußreisen durch Europa und beschäftigte sich mit dem Studium fremder Sprachen. Schließlich beherrschte er Spanisch, Portugiesisch, Englisch, Holländisch, Dänisch, Schwedisch, Französisch, Italienisch, Tschechisch, Ungarisch, Türkisch, Persisch und Arabisch.
1843 wurde er Assistent für die Lehrkanzel der diplomatischen Wissenschaft an der Theresianischen Ritterakademie, 1845 und 1846 wurde er beeideter Gerichtsdolmetscher für einige der von ihm erlernten Sprachen.
1848 legte Dr. Felder die Advokatenprüfung ab. Bis 1850 war er politisch tätig, zog sich aber damals aus Protest gegen die politische Entwicklung aus jeder öffentlichen Tätigkeit zurück und eröffnete am 1. Jänner ds. J. eine eigene Kanzlei in der Josefstadt.
Seine Tätigkeit wurde nun von ausgedehnten Reisen in den Orient, nach Afrika, durch Osteuropa und die Balkanländer, nach Russland, Nord- und Westeuropa unterbrochen.
1863 wurde Dr. Cajetan Felder zum Bürgermeister-Stellvertreter von Wien gewählt. 1864 wurde er Vorsitzender der Donauregulierungs-Kommission und von 1868 bis 1878 bekleidete er das Amt des Wiener Bürgermeisters als Nachfolger Zelinkas.
Sein Verdienst ist es, dass das Wiener Rathaus an seinem heutigen Platz erbaut wurde und nicht wie ursprünglich geplant gegenüber dem Stadtpark. In Wien wurde Dr. Cajetan Felder wegen seiner umfassenden Sprachkenntnisse als "polyglotter Bürgermeister" bezeichnet.
Unter dem Druck Luegers trat Dr. felder schließlich 1878 von seinem Amt zurück.
Wegen fortschreitenden grauen Stars zog er sich in sein Landhaus in Weidling zurück und diktierte dort einer Gesellschafterin seine Memoiren.