Homepage Arabic English Arabic
Kontakt Über Uns Impressum Sitemap Textversion
LESERBRIEFE 2007

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu veröffentlichen oder zu kürzen.
Susanne Kurt, 30. August 2007

zu: Fethullah Gülen - ein moderner türkisch-islamischer Reformdenker?, von Bekim Agai

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich hätte mir eine kritischere Beleuchtung der Aktivitäten des Herrn Gülen und seiner Anhänger gewünscht. So gleicht zum Beispiel die Indoktrination der Schüler und Studenten, die in von seiner Bewegung geführten Wohnheimen wohnen, durchaus einer Gehirnwäsche. Dazu gehört beispielsweise das Aufstehen nachts zu einem zusätzlichen der fünf vorgeschriebenen Namaz-Gebete.

MfG

Susanne Kurt
Matthias Engelke, 13. August 2007

zu: Kein Phrophet namens Muhammad?, von Daniel Birnstiel

Sehr geehrte Damen und Herren,

endlich scheint eine Debatte über Details in Gang zu kommen. Inwieweit dies schon auf der Berliner Tagung stattfand, die vor einigen Jahren bereits zu der Theorie von Christoph Luxenberg stattgefunden hat, ist mir nicht bekannt, da m. W. Beiträge und Diskussion (noch) nicht publiziert worden sind. Umso dringender halte ich es, nun endlich die Diskussion über die neue Theorie über die Anfänge des Islam zu führen.

Sie generell dadurch in Misskredit zu stellen, dass sie im Widerspruch zur herrschenden Meinung der Islamwissenschaftler stehe, greift m. E. zu kurz und fällt auf diese zurück:

- warum gibt es noch keine historisch-kritische Ausgabe des Korans?

- wie ist die Konstruktion des Korans, die Anordnung der einzelnen Teile, zu erklären, die mitunter mit unterschiedlichsten Textgattungen schier undurchschaubar unübersichtlich nebeneinander stehen und deren Thematik innerhalb weniger Seiten mehrfach wechselt? Eine literaturwissenschaftliche Parallele und auf die hin es u.U. sinnvoll wäre, zu forschen, wären z.B. Florilegien.

- warum gibt es m.W. keine Sammlung von religionsgeschichtlichen Parallelen zu einzelnen Textteilen des Korans? Das im Buch "Der frühe Islam" veröffentlichte Bild aus dem Kloster der Syrer im Wadi Natrun z.B. spricht Bände: "Die Erzväter füttern im Paradies .... die Seelen der Verstorbenen mit Trauben".

Für die Behauptung "ein Name m.h.m.d ist in safaitischen und sabäischen Inschriften aus vorislamischer Zeit belegt" bin ich auf die Quellenangaben gespannt! Ibn Habib (+ 860) hätte auf der Suche nach vor-koranischen-Vorkommen des Namens Mohammed gewiss viel gegeben, solche zu finden.

Leider geht der Autor nicht auf die Stärken der Bände ein: das gleichzeitige Vorkommen von eindeutig christlichen Zeichen und Insignien auf Inschriften und Münzen mit angeblich islamischer Zeitrechnung bzw. Zuordnung.

Auf die Debatte bin ich gespannt!

Mit herzlichen Grüßen

Matthias Engelke, Pfr.

Lobberich, den 13.8.2007
Mathias Rösel, 11. August 2007

zu: Kein Prophet namens Muhammad?, von Daniel Birnstiel

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Wurzel h-m-d "begehren" (itpael) ist im Syrischen, der Sprache der christlichen Aramäer, sehr wohl belegt (vgl. Friedrich Schultheiß, Lexicon Syropalaestinum, 1903, Neudr. Amsterdam 1979, S. 66).

So haltlos, wie Herr Birnstiel glauben machen will, sind die Thesen auch wieder nicht.

Viele Grüße

Mathias Rösel



Antwort:

Das "Syropalästinische" ist keinesfalls identisch mit dem "Syrischen" oder "Syroaramäischen", von dem bei Luxenberg die Rede ist. Gerade wegen dieser problematischen Nomenklatur nennt man es heute "Christlich-Palästinensisches Aramäisch" (Christian Palestinian Aramaic) zur Abgrenzung vom jüdischen Aramäisch Palästinas und vom samaritanischen Aramäisch Palästinas.

Sprachlich gesehen gehören das palästinische "Syrisch" und das Syrisch im eigentlichen Sinne (von dem bei Luxenberg die Rede ist, also sein "Syroaramäisch) zwei verschiedenen aramäischen Sprachzweigen an, ersteres ist Westaramäisch, letzteres Ostaramäisch. Ersteres steht näher an der Sprache des Jerusalemer Talmuds, der samaritanischen Schriften etc., letzteres am jüdischen Aramäisch Palästinas, am Mandäischen etc.

Ferner beginnt die handschriftliche Überlieferung des christlichen Aramäisch mit dem 9. Jahrhundert, wenngleich sie natürlich auf frühere Schriften zurückgeht.

Für das Syrische im eigentlichen Sinne ist ausschlaggebend, was der Thesaurus zur Wurzel h.m.d sagt, nämlich "rad. ap. Syros inusit", auf Deutsch "die Wurzel ist bei den Syrern nicht in Gebrauch".

(Die dort zitierten Belege - abgesehen von den Transkriptionen arabischer Eigennamen - stammen alle aus dem so genannten "Evangeliarum Hierosolymitanum", einer palästinisch-christlichen Handschrift, die auf das Jahr 1030 n.Chr. datiert ist.

Hierzu Agnes Smith-Lewis & Margaret Dunlop Gibson (Hrgb.), "The Palestinian Syriac Lectionary of the Gospels", London, 1899, S. ix. Die bei Schulthess gegebenen Belege entstammen wohl ebenfalls dieser Handschrift.)

Daniel Birnstiel


Antwort:

Es ist richtig, unter Syrisch versteht man die durch den östlichen Dialekt von Edessa geprägte aramäische Sprache der Christen, die bis zur Verbreitung des Arabischen im 8. Jahrhundert Volkssprache war. Im strengen Sinn ist das Aramäische der palästinischen Christen Melkiten also kein Syrisch.

Allerdings sind die Unterschiede nicht so gewaltig wie im jüdischen Bereich, wo das Aramäisch des babylonischen Talmuds fast eine andere Sprache ist als das galiläische Aramäisch der palästinischen Targumim und des Jerusalemer Talmuds. Die Melkiten haben nicht so anders gesprochen als Jakobiten und Nestorianer, und in ihrer Literatur ist die Wurzel h-m-d (begehren) als Wiedergabe des griechischen epithymein / epithymia eben doch belegt.

Die Handschriften, die Friedrich Schultheiß dazu in seinem Lexikonband anführt, sind zahlreich. Das Evangeliarum Hierosolymitanum ist nur eine unter zig anderen Quellen.

Schultheiß' Lemma zu h-m-d wird übrigens auch im Hebräisch-Wörterbuch von Gesenius unter derselben Wurzel zitiert. Dass diese und etliche andere Wurzeln hingegen im großen Thesaurus nicht oder falsch aufgenommen sind, kritisiert und bedauert Schultheiß in seinem Vorwort nachdrücklich, dies allerdings höflich auf Latein, wodurch die Kritik wohl nicht jedermann zugänglich ist.

Mathias Rösel
Mathias Rösel, 16. Juni 2007

zu: Recht auf freie Religionsausübung, von Peter Philipp

Sehr geehrte Damen und Herren,

den Schwarzen Peter hin und her zu schieben, bringt nichts. Es würde nur signalisieren, dass das Spiel bereits verloren ist. Mir scheint aber, das ist es nicht. Herr Giordano hört sich zwar ähnlich an wie Pro Köln, er steht aber nicht dort, wo die Rechtspopulisten stehen. Ich entnehme seiner Kritik vor allem dies: dass er Klarheit der Muslime in ihrer politischen Stellung vermisst.

"Islam" bedeutet aber ein sehr breites Spektrum an möglichen Lebensstilen und Denkarten. Jeder Richtung ihre Moschee wie bei christlichen Kirchen oder jüdischen Synagogen, das wird es erst dann geben können, wenn es so viele Moscheen wie Kirchen gibt.

Solange das noch nicht so ist, muss eine Moschee erst einmal allen dienen. Darum finden in einer Moschee oft eben nicht nur Bürger mit gemäßigter Denkart ein Zuhause, sondern auch Islamfaschisten ("Taliban"). Und das ist vielen - mir übrigens auch - nicht geheuer.

Viele Grüße

Mathias Rösel
Ernst-Friedrich Harmsen, 2. Juni 2007

zu: Auf der Suche nach einem Strategiewandel, von Andreas Zumach

Der Bundeswehr-Afghanistan-Einsatz war schon in der ursprünglichen Form grenzwertig. Insofern hat der Autor Recht, dass die gesamte NATO-Strategie dort verändert werden muss.

Ich erinnere mich an Situationen in den 50er und 60er Jahren, wo wir zuhause regelmäßig medizinische Fachkräfte und Studenten aus Afghanistan zu Besuch hatten, die ihre Ausbildung in Hamburg vollzogen, auch während meines Studiums in den 60er Jahren z.B. in Frankfurt. Da gab es regelmäßige und sehr freundliche Begegnungen, die auch davon profitierten, dass die deutsche Schule in Kabul eine anerkannte, wichtige Bildungseinrichtung war.

Alles das scheint hinter den militärischen Interessen, die von der US-Seite als Frucht des Kalten Krieges übrig geblieben sind, nicht mehr vorhanden zu sein und zurückstehen zu müssen.

Wenn wir tatsächlich weiter militärisch dort agieren wollten, würden wir wie alle Mächte in Afghanistan scheitern: den Briten taten die Beherrschungsversuche nicht gut, die Sowjets sind daran zerbrochen, die kurze Schamfrist der US-gestützten Taliban und Bin Ladens hat sich in ihr Gegenteil verkehrt. Es scheint doch nicht um wirkliche Hilfe zur Selbsthilfe zu gehen, sondern um kaschierten Machteinfluss für die USA unter dem NATO-Deckmäntelchen. Ich möchte das nicht unterstützen.

Ernst-Friedrich Harmsen
Gütersloh-Friedrichsdorf
Hasan Temiztürk, 2. Juni 2007

zu: Yasmine Ghata: "Die Nacht der Kalligraphen", von Jan Valk

Die Behauptung, es gab wenige türkische Kalligraphinnen ist soweit richtig. Es lag aber auch da dran, dass diese osmanische Kunst von den neuen kemalistischen Machthabern verboten wurde. Erst ab den 70ern etablierte sich sehr zaghaft wieder diese Kunst.

Wer die osmanische Kunstgeschichte kennt, wird feststellen, dass es hunderte osmanische sehr kreative Kalligraphinnen gab. Weltweit ist die islamische Kalligraphie-Kunst Gott sei dank wieder im kommen. Welch eine Laune der Geschichte, dass es ausgerechnet in den bösen USA eine Vereinigung muslimischer Kalligraphinnen gibt:

Hasan Temiztürk
Offenbach/M.
www.fuen-ul-islam.de
Aras Marouf, 20. Mai 2007

zu: Geschürte Angst, von Ömer Erzeren

Hallo Herr Erzeren,

Ihren Bericht zur politischen Krise in der Türkei habe ich mit Interesse gelesen.

Ich bin nicht der Meinung, dass die Massenproteste gegen die konservativ-islamische Regierung Erdogans nur ein Schlaglicht auf die von vielen befürchtete schleichende Islamisierung der Türkei und die Krise des politischen Systems werfen. Vielmehr zeigen sie die wahre nationale Identitätskrise in der Türkei.

Die Türken sind auf der Suche nach ihrer Identität. Das ist aber nicht neu. Sie suchen sie schon seit dem Sturz des Osmanischen Reiches. Die Suchorientierung ist aber falsch und bringt ihnen nur noch Enttäuschungen und Verletzung des türkischen Selbstwertgefühls.

Die Türkei hat immer verzweifelt versucht, eine westliche Identität […] zu finden und hat sich um ihre historische Identität nicht gekümmert. Alles Islamische, Arabische und Orientalische erinnert die Türken an die eigenen muslimisch-morgenländischen Wurzeln, die sie so sehr zu ignorieren versuchen.

Die Verpflichtung zur Pflege der kemalistischen Idee lässt dieses Land im 21. Jahrhundert immer noch in der Vergangenheit und für diese Vergangenheit leben. […]

Auch wenn die ausländischen Beobachter und die westlichen Regierungen sich aus den Staatspräsidentschaftswahlen in der Türkei mehr Demokratie erhoffen, die Ergebnisse werden dürftig sein, wenn nicht ernüchternd.

Ob die islamische AKP, die laizistisch-kemaliste CHP oder das Militär die Präsidentschaftswahlen im Juli 2007 gewinnt, es wird sich nichts daran ändern, dass ein identitätsloser Nationalismus weiterhin in der Türkei regieren wird […].

Demnach ist die Selbstfindung der Türkei nun wichtiger denn je. Diese Selbstfindung wird aber nur Erfolg haben, wenn die Türkei ihre Suchorientierung ändert. Die europäische Identität verlangt mehr Pluralismus und viel weniger Nationalismus.

Aras Marouf
Klemens Kotowski, 22. April 2007

zu: Interview mit Erol Özkoray

Leider können auch Beobachter von außerhalb der Türkei zu dem Schluss kommen, dass die Armee die Garantie gegen "eine feindliche Übernahme aller Bollwerke des gesamten Staatswesens" ist. Dieses Staatswesen ist ja einzigartig – laizistisch bei zunehmender Re-Islamisierung. Und nur wegen dieser Einzigartigkeit konnte an die EU gedacht werden.

Klemens Kotowski, Tanger, Marokko
Önder Demir, 12. April 2007

zu: EU - Türkei: Vom Risiko einer strategischen Überdehnung, von Erich Reiter

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Türkei ist strategisch, politisch und wirtschaftlich ein Land, das man auch in die EU aufnehmen sollte. Wir brauchen die Türkei als zuverlässiges NATO-Mitglied, das bisher immer ihre Aufgaben erfüllt hat. Ein "Nein" zur Türkei wäre auch ein "Nein" gegenüber der östlichen Welt, was auf Dauer wohl nicht in unserem Interesse sein kann. Eine gemäßigte und wirtschaftlich wachsende Türkei mit ihren vielen jungen Menschen würde auch ein starkes Wachstumspotential für die EU bedeuten. Wir müssen daher langfristig denken und handeln. Ein EU-Beitritt der Türkei würde uns neue Wege und Perspektiven eröffnen.

Önder Demir
Gerd Steiner, 11. April 2007

zu: Interview mit mit dem syrischen Denker Hachem Saleh

Werte Nachbarn im Glauben,

mit Interesse und auch Freude las ich das Interview mit Hachem Saleh.

Eigentlich hat ja der Islam bereits in sich Ansätze für seine Weiterentwicklung, nämlich die Sunna und auch die Scharia, die es erlauben, über den Koran hinaus zu gehen. So liegen einige Grundlagen der Rechtsgelehrten in Disziplinen (z.B. Theologie), die es ermöglichen sollten, den Koran gemäß den heutigen Situationen auszulegen.

Daher möchte ich den im Artikel erwähnten Ansatz auch für die Sunna und für das Rechtsleben (Scharia) ausdehnen. Vielleicht besteht ja die Möglichkeit für die Entwicklung einer neuen Rechtsschule mit einer religiösen Aufklärung und eigentlich Reformation.

So erlebe ich die Scharia eher als "Seelenpflicht" eines Gläubigen, wonach - wenn schon - alleine Gott selbst "straft" (in der Hinsicht, dass ein Verhalten nach seinem Willen gut für die Seele ist und ein Verhalten dagegen wider sie ist). Ich verstehe z.B. das Feuer als in der Seele erlebbare Begierdenglut und Hitzigkeit der Menschen. Ich bin teils fasziniert von der Detailliertheit und Filigranität der Scharia, dessen Ausschnitte dazu ich im "Handbuch Islam" (Spohr Verlag) erlebt habe.

Mit dem Anspruch, die Scharia als "weltliches Recht" im konventionellen Sinn zu verstehen, hätte ich Probleme, denn das käme für mich einer Selbstjustiz des Menschen über Menschen gleich, in welcher sich der Mensch dem Einen und Einzigen selbst beistellt ... Verstehe ich die Scharia aber wirklich und ausschließlich religiös im Sinne von "religio" - die Bindung zu Gott - und wo "Ahndungen" alleine Gott mit seinen wunderbaren 99 Namen vorbehalten sind, kann sie ein Schatz zur Übung einer seelischen Feinfühligkeit (auch im Benehmen und im Verhältnis zum Mitmenschen) werden.

Freundliche Grüße,
Mag. Gerd Steiner aus Wien
Ernst-Friedrich Harmsen, 11. April 2007

zu: Jeder in seinem Haus, von Leo Wieland

Warum sollte in Granada nicht möglich sein, was doch in Syrien guter Brauch ist: die gemeinsame Nutzung eines Gotteshauses von Christen und Muslimen, eben zu den verschiedenen Feiertagen. In Aleppo findet sich diese religiöse Duldsamkeit ganz selbstverständlich - und eben schon sehr lange, immer wieder aber auch durch christliche Unduldsamkeit und Enge unterbrochen im Rahmen des "allein seeligmachenden" Glaubens. Könnte die faktische Beweglichkeit in Granada nicht auch Programm werden?

Ernst-Friedrich Harmsen
Aras Marouf, 11. April 2007

zu: Die Schatten der Vergangenheit und das Chaos der Gegenwart, von Ahmad al-Saadawi

Hallo,

schade, dass in dem Artikel nur über die Universitätskultur in Bagdad bzw. in dem arabischen Teil des Irak berichtet wird. Ich hoffe, dass dieses keinen arabisch-nationalistischen Hintergrund hat! In den kurdischen Universitäten läuft vieles, was sich die arabischen Studenten wünschen. Sie sind mündig, und um ihre Rechte auf ein Studium zu realisieren, demonstrieren sie und drücken ihre Meinung öffentlich aus. In Kurdistan gibt es, aufgrund der nicht vorhandenen religiösen "Scheinheiligkeit" mehr Freiheiten und Gestaltungsmöglichkeiten als in Bagdad oder anderswo im Irak. Es sollte daher auf Ihren Seiten ein wenig mehr über das Gelungene im Irak berichtet werden und nicht nur über die Katastrophen, die es in der saddamitischen Zeit gab.

Aras Marouf
Felix Sachs, 27. März 2007

zu: Eine Neubewertung der Stellung der Frau im Islam - Interview mit Luise Becker

Sehr geehrte Frau Becker

Ich bin hoch erfreut, auf dieses aufschlussreiche Interview gestossen zu sein. Ich sehe, dass im Islam die Gleichberechtigung viel offener diskutiert wird, als es in der christlichen Gesellschaft wahrgenommen wird (oder man es wahrnehmen will). Zum Teil ist die Gleichberechtigung auch bei uns noch ein schönes Stück weit theoretisch, praktisch gibt es in vielen Bereichen, auch und gerade in der Kirche, Defizite.

Mit freundlichen Grüssen

Felix Sachs
Gerd Steiner, 17. März 2007

Zu: Mission der Geläuterten, von Abdul-Ahmad Rashid

Werte Nachbarn im Glauben,

interessiert habe ich Eurem Artikel entnommen, dass jener neue Verein der Ex-Muslime zu reformieren und aufzuklären versucht.

Dazu möchte ich (als evangelischer Christ) sagen, dass dies wahrscheinlich ein von wenig Erfolg beschiedenes Unterfangen sein wird, denn Reformationen sind nur von innen her möglich. Dass sich Religionen weiterentwickeln und sich immer wieder neu (er)finden müssen, ist völlig normal.

Jenes Verhalten, durch Austritte etwas zu bewirken, erinnert mich an trotzige Kinder, die durch ihr Weggehen oder -laufen eine Zuwendung oder Aufmerksamkeit erhoffen. Mir ist dies selbst bei einem Künstlerverein, dem ich vorstehe, passiert. Austreten kann man nur einmal, und dann hat man noch weniger Einfluss als vorher. Wenn mir aber etwas an meiner Religion liegt, kann ich sie nur von innen ändern - und dies tun ja einige Muslime (z.B. das Kölner Zentrum für islamische Frauenforschung).

Einige meiner Freunde sind vom römisch-katholischen Glauben ausgetreten. Dies taten sie aber nicht mit der Absicht, die päpstlichen "Nachbarn" zu reformieren, sondern weil sie Alternativen gefunden haben. Sie machen um ihren Austritt keinerlei Aufhebens, sondern gehen einfach ihren Weg im Leben.

Auch ich bete für eine Reformation im Islam, z.B. für die Entwicklung eines europäischen Islam, von welchem Impulse in Länder, in denen diese Religion noch autoritärer und herrschaftlicher verstanden wird, ausgehen könnten. Es gibt viel zu tun - packen wir es an!

Freundliche Grüße, Mag. Gerd Steiner aus Wien
Gerd Neubronner, 10. März 2007

Zu: Umdenken in der Migrationspolitik, von Mohamed Khachani

Wie Sie schreiben, hat die Auswanderung beispielsweise von Marokko nach Europa immer größere Bedeutung gewonnen. Wie wäre es, wenn die Kirchen mit dem staatlichen Geld für Entwicklungshilfe in Westafrika und vielleicht auch in Marokko Entwicklungshelfer als Vorbilder nach Afrika schickten?

Seit der Unabhängigkeit der afrikanischen Staaten werden per Saldo keine landwirtschaftlichen Exportüberschüsse mehr erwirtschaftet. Die Modernisierung der Landwirtschaft hat Afrika nicht mit gemacht. Auch sonst fehlen gewerbliche Vorbilder.

Wir haben doch viele Experten zwischen 50 und 60, die hier keinen Arbeitsplatz mehr haben. Die aber für fünf oder zehn Jahre bei Anerkennung und Taschengeld gerne in Afrika weiter arbeiteten. In vielen Fällen wäre Verständigung auf Englisch möglich. Manchmal auch auf Französisch. Sonst müsste die Kirche die erforderlichen Dolmetscher zusätzlich einstellen.

Damit würden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Christliche Nächstenliebe wird glaubhaft gemacht; die Immigration hier nicht benötigter Arbeitskräfte wird unterbunden.

Mit freundlichen Grüßen!

Gerd Neubronner
Ayhan Eskiyurt, 9. März 2007

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich möchte mich an dieser Stelle für diese hervorragende Webseite mit ihren wirklich höchst qualitativen, differenzierten und anspruchsvollen Artikeln bedanken.

Ich bin deutscher Staatsangehöriger mit türkischen Wurzeln und habe sehr, sehr lange nach einer deutschsprachigen Webseite gesucht, die sich genau meiner Lebensbelange annimmt. Ich bin überwältigt und erschlagen zugleich von der Qualität Ihrer Berichterstattung.

Eine solche differenzierte Sichtweise würde ich mir mehr und mehr verstärkt in der deutschen Medienlandschaft wünschen, statt immer nur Artikel zu lesen, ob es im Spiegel, im Focus oder sonst wo ist, die darauf abzielen, bewusst eine falsche Assoziation in den Köpfen der Leute zu bewirken.

Meine Komplimente und bitte machen Sie auf jeden Fall weiter und versuchen Sie Ihren Wirkungskreis noch effektiver zu erweitern.

Mit freundlichen Grüßen

Ayhan Eskiyurt
Katharina Lang, 7. März 2007

zu: Gute Konvertiten, schlechte Konvertiten, von Peter Philipp

Peter Philipp mag Recht haben mit dem Generalverdacht, dass die deutsche Gesellschaft, oder zumindest bestimmte Institutionen, Unbehagen empfinden angesichts einer wachsenden Anzahl an zum Islam Konvertierten. Die Gründung des Zentralrats der Ex-Muslime sollte aber auf keinen Fall aus diesem sehr engen Blickwinkel allein beurteilt werden.

Das Recht auf Lossagung von der Religion muss genauso geschützt werden wie das Recht auf Übertritt zu einer Religion. Das erwähnt er zwar, allerdings eher am Rande, als würde es die immense Tabuisierung einer Abkehr nicht geben. Meiner Ansicht nach ist er hier ein bisschen sehr kurz gesprungen. Der Schritt des Zentralrats ist mutig und überfällig auf dem Weg zu Toleranz und Pluralismus. Auch oder gerade weil er auch für Unmut sorgt.

Katharina Lang
Ernst-Friedrich Harmsen, 13. Februar 2007

zu: Startschuss mit Hermesbürgschaften, von Antje Bauer

Das Ilisu-Projekt ist nicht nur aus archäologischen und politischen Gründen zweifelhaft.

Viel gravierender ist der Umstand, dass die Region in einem Bereich schwerster Erdbebenerwartung liegt; und durch Staudämme wird nicht nur eine starke Belastung des Untergrundes erzeugt, sondern auch Wasser durch den Druck in die Klüfte der Gesteine eingepresst. Dadurch erhöht sich unter den vorhandenen geologischen Spannungen die Gleitfähigkeit der Schichten und damit die Erdbebengefahr.

Dass dies mit Hermes-Bürgschaften abgesichert wird, ist auch vom Sozialen her wenig sinnvoll in dieser Region Kurdistans. Es werden Bauern umgesiedelt werden, vermutlich in die Städte werden diese Familien abwandern und die sozialen Schwierigkeiten in den östlichen großen Städten erhöhen, in doppelter Weise ein Ergebnis, das von der türkischen Regierung kaum wirklich gewollt sein kann; es sei denn, sie zielt absichtlich auf die Erhöhung dieser Spannung in den kurdischen Bereichen, um wieder militärische Lösungen zu betreiben.

Auf der anderen Seite ist das Vorhaben auch gegenüber Syrien und Irak ein zweifelhaftes, da dieses Wasser dem gemeinsamen Gebrauch verloren geht und die Türkei eine weitere Machtposition einnimmt.

Wollen wir dafür tatsächlich Geld geben und Moral vergessen?

Ernst-Friedrich Harmsen
Geograph und Historiker
Gütersloh
Sabine Mugil, 13. Februar 2007

zu: Die EUmanen kommen!, von Muhsin Omurca

Vielen Dank für die Glosse! Heiße Müslisuppe als Übersetzung für Ashure, das ganz andere Dessert, nehme ich in meinen Wortschatz auf. Bitte mehr Unterhaltung dieser Art in Qantara.de.

Beste Grüße

S. Mugil
Sabine Bärbel Sachse, 11. Februar 2007

zu: Die arabischen Gerechten des Maghreb, von Götz Nordbruch

Ich bin selbst mit einem Ägypter verheiratet und kann dazu nur sagen - es ist alles noch viel schlimmer! Ich habe mir deshalb solche antijüdischen Diskussionen verboten! Die Araber in Berlin behaupten in ihrem Hass sogar, dass der 11.September von den Juden begangen wurde, in Ägypten selbst wird man freudestrahlend als "Hitler" begrüßt - mir vor einem Monat gerade wieder in Luxor passiert.

Ich bekomme einen Hals, wenn ich die Freunde meines Mannes reden höre ... Ich finde aus diesem Grunde gut, dass es das neue Ausländergesetz gibt und über eine Quote nachgedacht wird. Wir sind viel zu relax mit den Extremisten. (…)

Was züchten wir da heran? Über Satellit kommen ja auch viele Programme, die der BND sicher nicht sieht, weil die Sprache fehlt. Ich kann etwas arabisch, was ich da so mitbekomme, lässt mir die Haare zu Berge stehen!

Sabine Bärbel Sachse
Mete Oguzhan, 28. Januar 2007

zu: Einheit in der Vielfalt - Muslimischer Dachverband in Deutschland, von Riem Spielhaus

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ich denke, dass die DITIB und die IGMG mit ihren zwei verschiedenen Ansätzen Polaritäten aufweisen, weshalb diese in Zukunft auch keine Vereinigung der beiden Vereine wollen. Ich glaube, es ist auch besser zwei verschiedene Meinungen nebeneinander zu haben, die sie sich gegenseitig unterstützen können. Ein Zusammenschluss zu einem Dachverband würde Schwierigkeiten aufwerfen, zumal die DITIB ja zentral von der türkischen Autorität verwaltet wird, wohingegen es bei der IGMG viele Vereinsgründer und angeschlossene Vereine gibt.

Mit freundlichen Grüßen

Mete Oguzhan
Mathias Rösel, 8. Januar 2007

zu: Islam übersetzen, von Zafer Senocak

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit diesem Essay bin ich im Ganzen sehr einverstanden, weil er ein Aufruf zum Gespräch ist. Das Gespräch über die Religion ist während der vergangenen Jahrhunderte fast ausschließlich an den Hochschulen und Universitäten geführt worden. Vielleicht sind Menschen unserer Zeit auch in Europa bereit, das notwendige Gespräch endlich in der Breite zu führen. Es werden vielleicht wieder nur die liberalen Geister sein, die miteinander reden, aber dieses Mal sind sie vielleicht zahlreicher als früher und besser gerüstet.

Viele Grüße

Mathias Rösel
FRÜHERE LESERBRIEFE
Suche
Bitte geben Sie Ihre Suchworte ein:

Newsletter
Abonnieren Sie unseren Newsletter und wir informieren Sie vierzehntäglich über Neuigkeiten bei Qantara.de

Ihre E-Mail-Adresse:

Abmelden