So, 28.10.2007
, 18:00 Uhr
Faust 1
Von Johann Wolfgang von Goethe
Goethe selbst nannte Fausts Welt einen »Wust missverstandener Wissenschaft, bürgerlicher Beschränktheit, sittlicher Verwirrung, abergläubischen Wahns«. Wie ist es also zu erklären, dass eine ganze Nation sich zunehmend mit diesem Charakter identifizierte - im Wandel der Zeiten, in immer anderen, neuen Zusammenhängen? Zur Klärung wagt sich Regisseur Michael Thalheimer an den ganzen Faust und inszenierte auch "Der Tragödie zweiter Teil".
Es spielen: Annika Kuhl, Isabel Schosnig, Regine Zimmermann, Ingo Hülsmann, Horst Lebinsky, Sven Lehmann, Peter Pagel und Henning Vogt
"Thalheimer (...) hat den Stoff durch gewaltige Eingriffe aufs männlich Existenzielle reduziert, hat das Publikum durch minimalistisches Sprechtheater gebannt und es in das Weltgefängnis gesperrt. Das Religionsgespräch, sechsmal wiederholt, vom Sprechen ins Crescendo, ins Flüstern getrieben und wieder ins bebende Schreien, ist der Fluchtpunkt der Inszenierung, und ein Gretchen, das sich die Kehle durchschneidet, zeigt an, welche Freiheit noch denkbar sein soll." (Die Zeit)
"Kein Bühnenzauber, kein Auerbachs Keller, kein Hexenritt, nichts als Sprache. Aber Sprache, die man hört, so glasklar wie selten zuvor. (...) So ist sein Projekt, die Klassiker aus ihrem historischen Kostüm zu befreien und mit ihnen das Unglück der Gegenwart zu beschreiben, im Fall des »Faust« besonders gut gelungen." (taz)
"Der Regisseur Michael Thalheimer (...), der Stücke, Figuren und Sprache kaltstellt, auskühlt und abnagt bis auf die Knochen, so daß es einen gelangweilt schaudert, gibt dem Faust in Berlin furios und aufregend das, was andere ihm bisher verweigern: die Ursubstanz. In ganzen zwei Spielstunden das Faustische: bestehend aus einem nackten, bloßen, armseligen, kriminellen Ego." (Frankfurter Allgemeine Zeitung)
Deutsches Theater, Schumannstraße 13a, 10117 Berlin (Mitte)