Wirbel um ein Wuppertaler Fitness-Studio: Ihr sei wegen ihrer Behinderung ein Vertrag verweigert worden, behauptet eine Contergan-geschädigte Kundin. "Ein Missverständnis", sagt der Geschäftsführer und spricht von einem "Schlag ins Gesicht".
Die Kundin, die vom Schlafmittel Contergan bedingte Missbildungen hat, fühlt sich diskriminiert: Sie wollte am Mittwoch (26.09.07) in einem Wuppertaler Fitness-Studio einen Vertrag unterschreiben. Dies sei ihr jedoch verweigert worden - das Studio habe "versicherungstechnische" Gründe dafür vorgeschoben, so die 46-jährige Juristin in einem offenen Brief an den Betreiber des Studios, der WDR.de vorliegt. Eine peinlich berührte Mitarbeiterin habe ihr signalisiert, dass mit ihr kein Vertrag abgeschlossen werde, weil sie keine Arme habe. "Sie und andere Mitarbeiter [ ...] kannten mich auch schon, denn ich hatte mir drei Wochen zuvor das Fitness-Center angeschaut, um zu testen, ob ich die Geräte überhaupt nutzen könnte." Das Schnuppertraining sei positiv verlaufen. Bei dem ausgemachten Termin für den Vertragsabschluss, zu dem sie zu spät gekommen sei, sei es dann zu dem Eklat gekommen.
Genau diese Verspätung ist nach Angaben von Geschäftsführer Thomas Drescher der Grund dafür, dass der Vertrag zunächst nicht zustande kam. Am Samstag (29.09.07) sagte Drescher zu WDR.de: "Bevor wir einen Vertrag abschließen, machen wir immer einen Trainingsplan mit einer Probe-Einweisung. Ohne Einweisung kein Vertrag." Da die Kundin aber 40 Minuten zu spät gekommen sei, habe die Zeit für eine sorgfältige Unterrichtung gefehlt und seine Mitarbeiterin habe der Frau einen neuen Termin angeboten.
Nachdem die behinderte Juristin den Vorfall durch den offenen Brief an den Betreiber des Studios publik gemacht hatte, reagierte am Freitag (28.09.07) die Landesbehindertenbeauftragte Angelika Gemkow auf den Fall. Es verstoße gegen das Recht, wenn eine Frau ohne Arme keinen Vertrag abschließen dürfe, so Gemkow. Sie forderte eine Entschuldigung.
"Diese Entschuldigung hat bereits stattgefunden, unmittelbar nachdem ich von der Sache erfahren habe", sagte Geschäftsführer Drescher zu WDR.de. Der Vorwurf sei für ihn ein "Faustschlag ins Gesicht": "Seit 18 Jahren arbeiten wir mit behinderten Menschen, das ganze Studio ist behindertengerecht ausgebaut. Niemals würden wir behinderte Kunden ausschließen. Dass ich eine solche Anweisung gegeben haben soll, ist ein Witz." Seine Entschuldigung habe die Kundin angenommen - den angebotenen Vertrag wolle sie nach dem Vorfall aber wohl trotzdem nicht annehmen, so Drescher.
Stand: 29.09.2007, 13:50 Uhr
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