Der christlichsoziale Politiker Leopold Kunschak (1871-1953) wurde im sogenannten Laveranhaus, Fasangasse 27-29 (s. Es war einmal ...) geboren. Nach einer Sattlerlehre wurde er anlässlich des Streiks der "Tramwayarbeiter" im Jahre 1889 mit sozialen Problemen konfrontiert, weshalb er sich entschloss, eine christliche Arbeiterbewegung für die Werktätigen zu gründen, die sich aus weltanschaulichen Gründen nicht der sozialdemokratischen Bewegung anschließen wollten. Nach mehreren erfolglosen Versuchen kam es schließlich am 21. September 1892 im Extrazimmer des Gasthauses Kaiser in Ottakring zu einem Treffen, das als Grundstein zur Gründung christlicher Arbeitervereine bezeichnet werden kann.
Bald darauf gründete Kunschak mit "Die Freiheit" eine eigene Zeitung, und am 5. Jänner 1896 wurde der 1. Parteitag der christlichsozialen Arbeiter einberufen.
Ab 1904 war Leopold Kunschak im Abgeordneter im Wiener Gemeinderat und ab 1907 im Reichsrat.
Als Abgeordneter setzte er sich für die Abschaffung der Sonntags-und Nachtarbeit ein und beschäftigte sich in der Folge mit allen relevanten Fragen der Armenfürsorge, Kranken- und Altersversorgung, Arbeitslöhne und Steuergesetzgebung sowie mit aktuellen Wirtschafts- und Zollproblemen.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Leopold Kunschak zum Wortführer der christlichsozialen Opposition im Wiener Rathaus, versuchte aber immer wieder, ausgleichend zwischen den beiden Großparteien zu wirken.
Von 1934 bis 1938 war er im innenpolitischen Ausschuss Mitglied des Staatsrates.1938 und 1944 wurde Kunschak verhaftet, hielt aber trotz polizeilicher Überwachung Kontakt zu den anderen christlichsozialen Politikern.
Er war Mitbegründer der ÖVP und des ÖAAB. Am 25. November 1945 wurde er in den Nationalrat gewählt, dessen Erster Präsident er bis zu seinem Tode blieb.