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Pitcairn
25°04 SÜD, 130°06 WEST - PITCAIRN

Viele kennen den Film "Die Meuterei auf der Bounty" - aber nur wenige wissen, dass es das berühmte Meuterer-Schiff wirklich gegeben hat. 1790 versenkten es die Meuterer vor der Landebucht Pitcairns, um die Verbindung zwischen ihrer neuen Wahlheimat und der restlichen Welt zu kappen. Die 40 Bewohner der Insel sind überwiegend direkte Nachfahren der Meuterer und der lebende Beweis dafür, dass es die "Bounty" wirklich gegeben hat.

Trotz aller Zivilisation ist die Insel bis heute noch der abgelegenste Ort der Welt. Wer hier ankommen oder wegfahren will, muss Wochen auf dem Ozean verbringen. Alle drei Monate kommt ein Versorgungsschiff. Es muss meilenweit vor der Insel ankern, denn es gibt weder Hafen noch Flughafen.

Der Autor unserer Kolumne pflegt seit seinem mehrwöchigen Besuch gute Verbindungen zu der abgelegenen Insel und zeichnet für mare die kleinen und großen Ereignisse in der britischen Kolonie auf.

Neueste Nachrichten von der Insel (mare No. 39)
Von Ulli Kulke

Die Regierung im fernen London macht den Pitcairnern zurzeit das Leben schwer; unter anderem werden die Zuschüsse immer geringer. Bei den allgemein unsicheren Aussichten tut es gut, wenn durch größere Projekte mal wieder Zukunftsgläubigkeit aufkommt: Vaine und Charlene haben ihr neues Haus bezogen. Mit dabei auf der Feier natürlich auch Pippa Foley, Lehrerin und Regierungsberaterin - beide Ämter werden in Personal- union immer für zwei Jahre aus Neuseeland besetzt. Aber als ob die Insulaner sich an der Obrigkeit rächen wollten, bekam Pippa ihr Auftritt nicht so gut. Als sie sich auf einen Stuhl im Neubau setzen wollte, machte es laut "Kracks", und sie lag mit allen vieren in die Höhe gestreckt auf dem Boden. "Glücklicherweise hatte nur ihre Würde einen Knacks bekommen", kommentierte die Inselzeitung "Pitcairn Miscellany".

Wachablösung auf Pitcairn: Stuart und Bill kamen als neue Polizisten aus England auf die Insel; sie lösten Chris und Mark ab. Ebenfalls sagte ein Waffenexperte der Londoner Regierung Goodbye. Er war nach Pitcairn gekommen, weil im Mutterland der Kolonie die Sorge aufgekommen war, dass zu viele Insulaner mit einer Waffe herumliefen. Ein Besuch aus England hatte dies nach seiner Rückkehr zu Hause herumerzählt. Das Ganze hatte sich allerdings schnell als gut begründet erwiesen, pflegen doch die Leute auf der Insel ihre Hauptmahlzeit mit Kleinkalibergewehren vom Baum herunterzuholen: die Brotfrüchte - und ab und zu auch mal eine Kokosnuss.

Auch auf Pitcairn gibt es Situationen, in denen ein Handy ganz praktisch wäre. Royal war guter Dinge von ihrer Knieoperation in Neuseeland zurückgekommen und befolgte alle Ratschläge ihres Doktors. Doch mit dem Heilungsprozess schwand die Disziplin der 74-Jährigen. Und so machte sie sich allein auf ihrem Vierradbuggy über die Berge auf zu der anderen Seite der Insel. Prompt verweigerte ihr Gefährt den Start zur Rückfahrt. Mühevoll schleppte sie sich in zweieinhalb Stunden über den Höhenzug zurück zu den ersten Häusern von Adamstown. "Ich würde immer wieder losfahren", sagte sie nach der Rückkehr stolz.

Londons in Neuseeland wohnender Bevollmächtigter von Pitcairn, Leon Salt, war zu Besuch. Die Schüler auf der Insel wollten wissen, was Leon normalerweise den ganzen Tag zu tun habe. Und er erstattete Bericht in der kleinen Schule. Seine Aufgaben: 1. mit Reedereien Kontakt halten, damit regelmäßig Versorgungsschiffe kommen, was nach dem Ende der Blue-Star-Linie, die 20 Jahre für Pitcairn unterwegs war, nicht mehr so einfach ist; 2. Anregungen entgegennehmen für Pitcairn-Briefmarken, Druckaufträge vergeben (Inselkünstlerin Meralda hat die jüngsten Entwürfe geliefert, die als Serie zu Olives Geburtstag aufgelegt werden sollen) und Pitcairn auf Briefmarkenausstellungen vertreten; 3. Lebensmittelversorgung und medizinischen Bedarf für die Versorgungsschiffe sammeln und den Transport organisieren; 4. im Notfall Verletzte von der Insel evakuieren und deshalb den Schiffsverkehr im Südpazifik im Auge behalten; 5. Visa für Besucher erteilen; 6. etc. etc.

Dave wollte ganz besonders früh mit seinem Boot zum Fischen fahren. Als er in "Down Isaacs" einsteigen wollte, bemerkte er, dass die Bootsleine ziemlich verwickelt war, und beim Heranpullen sah er, dass sich offenbar auch noch ein Hai darin verfangen und selbst stranguliert hatte. Er zog weiter und zog - bis der Fisch zum Leben erwachte und wütend um sich schlug. Schnellstens rannte Dave ins Dorf, holte sein Kleinkalibergewehr und erschoss den Hai. Bisweilen brauchen Pitcairner ihre Waffen auch für andere Dinge als Kokosnüsse.
Archiv - alle bisherigen Folgen
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 Inhalt mare No. 39
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Pfeil Lietzows Leben
Pfeil Lebenskünstler
PfeilDie Megawerft
PfeilAn den kleinen Schrauben drehen
PfeilDer Nachtfalter
PfeilStrandung am Ararat
PfeilSchiffe machen Geschichte
PfeilPorträt der jungen Königin
PfeilTradition und Zuckerguss
PfeilSchwein, Weib und Gesang
PfeilDie Materialschlacht
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