Tandemwerkzeug für Spritzgießmaschinen
Der mit 6.000 Euro dotierte Preis für junge Unternehmen (start-ups) geht an eine erfolgreiche Kooperation zwischen der Fachhochschule Bielefeld und dem Versmolder Unternehmen "Injection Moulding". Prämiert wird ein neuartiges Tandemwerkzeug mit Bajonett-Verschluss, das die Leistung vorhandener Kunststoff-Spritzgießmaschinen nachhaltig verbessert. Gegenüber herkömmlichen Standard-Verfahren lassen sich die Herstellkosten beim Spritzgießen um bis zu 40 Prozent reduzieren und gleichzeitig die Produktionsmenge verdoppeln.

Dabei greift die Innovation die Idee der so genannten Tandemmaschinen auf. Derartige Spezialmaschinen arbeiten mit zwei Werkzeugen für eine gleichzeitige alternierende Anwendung und überbrücken somit die unproduktive Kühlphase beim Spritzgießen. Diese Spezialmaschinen sind technisch sehr aufwendig und daher entsprechend teuer.

Das Werkzeug-Konzept von Professor Jaroschek, dem Entwickler des Bajonett-Verschlusses, setzt bei der effizienten Tandem-Technologie auf, macht das Verfahren aber unabhängig vom Maschinenfabrikat und damit deutlich wirtschaftlicher. Für universelle Einsetzbarkeit auf nahezu allen Spritzgieß-Standardmaschinen sorgt ein außen angebrachter doppelter Bajonett-Verschluss, der wiederum mit einem Zahnriemen über einen Kurzhubzylinder synchron angetrieben wird. Weil das Verriegelungssystem völlig unabhängig von der Maschine arbeitet, ist das Werkzeug entsprechend flexibel und ohne Zusatzinvestitionen sofort einsetzbar.

Nach Einschätzung der Jury können mit der Entwicklung Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit für Unternehmen der gerade auch in OstWestfalenLippe stark vertretenen Kunststoffteile-Produzenten zunehmen. Für besonders auszeichnungswürdig lobte die Jury zudem, das es gelungen sei, die Leistungsfähigkeit von Maschinen mit relativ einfachen Mitteln zu steigern. Dies unterstrichen erste Praxistests in der Serienfertigung u.a. bei der Herstellung von Staubsaugerbeutel-Verschlüssen für die Melitta-Gruppe im Unternehmen Wolf in Vlotho-Exter.

Als besonders fruchtbarer Weg bei der Werkzeugentwicklung erwies sich nach Auffassung von Jurymitglied Professor Dr. Dieter Timmermann, Rektor der Universität Bielefeld, die enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und mittelständischer Wirtschaft in der Region. So konnte Prof. Dr. Christoph Jaroschek als Entwickler des Konzeptes und damit Initiator des start-ups mit der Lehmann Werkzeugbau GmbH & Co. KG (Bad Salzuflen) einen leistungsstarken Formenbauer für seine Idee gewinnen. Damit erhielt das junge Unternehmen ein tragfähiges Fundament. Die Zusammenarbeit mit der in Versmold ansässigen deutschen Niederlassung der Injection Moulding Innovations Ltd. (Herfordshire/Großbritannien) garantiert Präsenz auf allen wichtigen Auslandsmärkten.

Für die Sponsoren des start-up-Preises unterstrichen die Jurymitglieder Meinolf Päsch (E.ON Westfalen Weser AG) und Friedhelm Rieke (Stadtwerke Bielefeld GmbH), dass beide Unternehmen mit ihrem Engagement Existenzgründern dabei unterstützen möchten, ihre Ideen in marktfähige Produkte umzusetzen.