Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kamen die meisten Studentinnen aus bürgerlichen Familien. Nur wenige Frauen wie die spätere "Mutter des Grundgesetzes" Elisabeth Selbert, stammten aus dem Arbeitermilieu. Sie verwirklichten nur unter größten Anstrengungen und dank der Unterstützung von Ehemann, Familie und ParteifreundInnen ihren Berufstraum. In einem Rundfunkinterview reflektierte die damalige Justizministerin der DDR, Hilde Benjamin, 1965 ihren persönlichen Bildungsweg innerhalb eines großen weltgeschichtlichen Zusammenhanges:

"Sehen Sie, ich bin ja doch die Generation, die herangewachsen ist und eigentlich ihre erste bewußte Stellung zum Leben fand, während der Zeit des 1. Weltkrieges; die schon begann zu verstehen, was die Große Russische Oktoberrevolution bedeutete, und deren Erlebnisse doch sehr entscheidend geprägt wurden von den Ereignissen in Deutschland 1918 und in den folgenden Jahren. Ich meine das, was dabei geprägt wurde, das war doch schon die zeitige Auseinandersetzung nun mit - wir würden heute dann sagen - der gesellschaftlichen Entwicklung. Ich habe mit den Beobachtungen, die wir doch an den verschiedenen Leben der Menschen machten, die mich als Kind schon zum Beispiel berührten unter dem Gesichtspunkt, warum kann der eine die höhere Schule besuchen, warum muß der andere, der an sich genauso gut lernen kann, die Gemeinschule besuchen, das waren also doch schon Erlebnisse, die sich dann in den Jahren 1917, 1918, 1919 doch bei den heranwachsenden Menschen sehr konkretisierten und schon zu der ersten sehr gefühlsmäßigen Auseinandersetzung mit sozialen Problemen führten. Und so gab es bei mir auch eine sehr starke naturwissenschaftliche Neigung, und ich habe mich wirklich im Kampf und der Auseinandersetzung zwischen diesen beiden Interessensgebieten unmittelbar erst entschieden, als ich vor dem damaligen Rektor der Berliner Universität, Professor Deckel, stand und ihm die Hand zum Handschlag bei meiner Immatrikulation gab und die Entscheidung fiel: Rechtswissenschaft."

Bundesarchiv DP 1 VA 6834, S. 59.

Bildung

zurück