Geschlechterdemokratie
Auch in Deutschland haben Frauen seit dem 19. Jahrhundert gegen diese Form patriarchaler Herrschaft aufbegehrt: In der Familie, in der Öffentlichkeit, als Einzelne oder auch als Teil einer organisierten Frauenbewegung. Sie kämpften um die Anerkennung als politische Subjekte, für die Formulierung ihrer eigenen Interessen und für die Verwirklichung der Gleichheit von Frauen und Männern und somit im eigentlichen Wortsinn einer demokratischen Gesellschaft.
In allen Biographien kommt dieser Wille in der Erinnerung an das Vergangene zum Ausdruck. Das Streben der Frauen nach Gleichstellung war und ist Motor des gesellschaftlichen Wandels in beiden deutschen Staaten und in der heutigen Bundesrepublik. Es führte zu einer anderen Politik, in der auch das so genannte Private öffentlich gemacht wird und in der die Grenzen zwischen dem Privaten und dem Öffentlichen neu gezogen werden können. Frauen brachten eine eigene Kultur hervor, in der sie ihrem Anliegen in einer selbstgestalteten Gemeinschaft nachgehen. Die Tragweite dieser geschlechterdemokratischen Visionen wird sichtbar, wenn Frauen ein anderes Verständnis von Arbeit verlangen. Nicht zuletzt relativiert sich aus geschlechterdemokratischer Perspektive auch die Systemkonkurrenz zwischen Ost und West, die zu Zeiten des Kalten Krieges zementiert worden und bis heute nicht überwunden ist. Die frauenspezifische Betrachtung der deutschen Nachkriegsgeschichte bildet somit die Grundlage für eine geschlechterdemokratische Zukunft. |