Fortschritt
Der Begriff Fortschritt in unterschiedlichen Kulturen  
Ein gemeinsames Projekt des Goethe-Instituts und der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH

Die Globalisierung hat viele Gesichter: Auf der einen Seite rücken Staaten und Regionen politisch und wirtschaftlich, ökologisch und sozial heute so nahe zusammen wie noch nie zuvor. Auf der anderen Seite droht dieser Prozess auch einige Regionen der Welt auszugrenzen.
Diese Entwicklung verstärkt das Bedürfnis der Menschen, sich ihrer eigenen Kultur und Identität zu vergewissern und berührt unmittelbar ihr politisches und kulturelles Selbstverständnis.
Die Vielfalt der Kulturen lässt mehr als eine Perspektive der Zukunftsgestaltung zu. Ein Begriff wie „Fortschritt“ kann deshalb nicht überall auf der Welt in derselben Weise verstanden werden. Umso wichtiger ist der Austausch darüber, was unterschiedliche Kulturen der Welt darunter verstehen: Welche Assoziationen sind mit dem Begriff Fortschritt verbunden? Welche Erwartungen und Hoffnungen, aber auch Ablehnungen und Ängste werden durch ihn geweckt? Internationale Zusammenarbeit setzt das Verständnis aller Beteiligten für die Vielschichtigkeit von Begriffen voraus, für die Wertvorstellungen, die jeweils damit verknüpft sind. Sie anzuerkennen, bildet die Basis für gemeinsame Ziele und gemeinsames Handeln.

Austausch in sechs Regionen

Die Frage nach dem Fortschrittsbegriff in unterschiedlichen Weltkulturen bewegt sich an einer Nahtstelle zwischen Entwicklungszusammenarbeit und internationaler Kulturarbeit.
Mit der Konferenzreihe „Der Begriff Fortschritt in unterschiedlichen Kulturen“ schaffen das Goethe-Institut und die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH zum ersten Mal die Plattform für einen interkulturellen Dialog, in dem das jeweilige Verständnis von Fortschritt dargestellt und verglichen werden kann. Shashi Tharoor, Untergeneralsekretär der Vereinten Nationen, hat für dieses Projekt die Schirmherrschaft übernommen.

Auf verschiedenen Kontinenten wird der Fortschrittsbegriff im Dialog mit Angehörigen unterschiedlicher Kulturen beleuchtet. Frauen und Männer, die in ihren Regionen geistigen Einfluss haben - Philosophen, Schriftsteller und Theologen – kommen gemeinsam mit Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft zu Wort. Im ägyptischen Alexandria, dem bolivianischen La Paz, in der indischen Metropole Kalkutta, in der russischen Exklave Kaliningrad, in der namibischen Hauptstadt Windhoek Afrika und in einer Stadt in Deutschland kommen im Frühjahr und Sommer 2004 „führende Köpfe“ der Region zusammen, um den Fortschrittsbegriff ihrer Kultur untereinander und mit Praktikern der internationalen Zusammenarbeit zu erörtern. Die Goethe-Institute und die GTZ-Büros organisieren diese Konferenzen in den jeweiligen Ländern gemeinsam mit Partnern vor Ort. Es sollen die anthropologischen und kulturwissenschaftlichen, ökologischen und ökonomischen Dimensionen des Begriffs genauso zur Sprache kommen, wie die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Fortschritt und Entwicklung.

Die Ergebnisse dieser Treffen werden im Rahmen einer internationalen Abschlusskonferenz vorgestellt, die im November 2004 in Berlin stattfindet. Die wichtigsten Teilnehmer der lokalen Konferenzen tauschen sich dann mit deutschen Funktions- und Entscheidungsträgern aus Parlament und Regierung, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Medien aus. Ziel der Berliner Konferenz ist, über den Fortschrittsbegriff in den vier Regionen zu informieren sowie für die Unterschiede und deren Konsequenzen für das Denken und Handeln zu sensibilisieren. Dabei wird auch den unterschiedlichen Sprachen Rechnung getragen. Alle Beteiligten werden die Möglichkeit bekommen, in ihrer Landessprache zu sprechen.

Ein Beitrag zum Dialog der Kulturen

Mit dieser Konferenzreihe wollen Goethe-Institut und GTZ einen Beitrag zum Dialog der Kulturen leisten. Dieser Austausch ist unverzichtbar dafür, Globalisierung im Sinne des Leitbildes der Nachhaltigen Entwicklung und des gleichberechtigten Miteinanders zu gestalten. Die Ergebnisse dieses bislang einmaligen internationalen Projektes werden in einer Publikation zusammengeführt. Sie sollen zudem den in der Internationalen Zusammenarbeit tätigen Institutionen zur Verfügung gestellt werden.



Kann Kultur die Entwicklung eines Landes hemmen oder vorantreiben? Gemeinsames Projekt der GTZ und des Goethe-Instituts.