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Geld für frühe Liebe

Das ist keine kleine Summe: 6000 britische Pfund sollen britische Mütter künftig jährlich erhalten, wenn sie ihre Kinder in den ersten drei Jahren zuhause erziehen. Das sind etwa 7.490 Euro, pro Monat etwa 624 Euro. Zum Vergleich: Die Höhe des Betreuungsgeldes, das die CSU vorschlägt, liegt bei monatlich 150 Euro. Und noch ein anderer Vergleich: Eltern, die ihre Kinder in nichtstaatliche Krippen und Kindergärten schicken, weil kein staatlicher in der Nähe ist, bwz. keinen freien Platz hat, müssen monatlich mindestens 400 Euro für zwei Kinder hinlegen.

Der Vorschlag für das britische Betreuungsgeld kommt aber nicht von der Regierungspartei, sondern von einem Think Tank namens Centre for Social Justice, dessen Vorsitzender Iain Duncan Smith von 2001 bis 2003 Chef der konservativen Partei im Vereinigten Königreich war und seither nicht mehr im Vordergrund der politischen Bühne steht. Da kann man dann leichter mit bezaubernden Zahlen locken und manches in der Wirklichkeit übersehen.

Smiths Think Tank hat nun einen Bericht veröffentlicht, der die Forderung nach dem Betreungsgeld stützt: Auf 178 Seiten soll der „The Next Generation“ betitelte Bericht, selbstredend gestützt auf eine Vielzahl wissenschaftlicher Studien, laut Independent belegen, was von Kritikern und Skeptikern der Krippen seit vielen Jahren schon angemahnt wird: Wie wichtig die ersten Jahre zuhause für das gesunde Heranwachsen der Kleinsten ist, für die enge Beziehung zur Mutter, die vital wichtige Bindung, die sich nur so zwischen einem Erwachsenen und einem Kind (statt elf anderen dazu) entwickeln kann.

„Das gegenwärtige System“, so Iain Duncan Smith, „zwingt die Mütter – und meistens sind es Mütter - dazu, möglichst bald nach der Geburt ihrer Kinder wieder zur Arbeit gehen.“

Womit er recht hat. Hier trifft Smith ins Schwarze. Nicht mehr ganz so zielsicher und genau ist Smiths Think Tank allerdings in der Ursachenforschung der gegenwärtigen Probleme, mit denen Großbritannien zur Zeit zu kämpfen hat. So wird in altbekannter Manier das "spätere Unglück" von Heranwachsenden und deren "antisoziales Verhalten" - mit besonderem Verweis auf die Messerstechereien, die fast jedes Wochenende Kinder und Jugendliche ins Grab schicken -, ganz pauschal auf die Umstände der ersten Lebensjahre zurückgeführt, auf die Vernachlässigung durch die Eltern. Die "enge und liebevolle Beziehung zu den Babys" wird so als generelles Gewaltverhütungsmittel verkauft, das es wahrscheinlich nicht ist, wenn man etwa dem Treiben 4jähriger Schläger im Sandkasten zusieht – die ihr "Durchsetzungsvermögen" unter den liebevollen Blicken der stolzen Mutter demonstrieren.

Jedes Kind ist anders, die Familien auch. Selbst wenn sich die glücklichen auch mehr als hundert Jahre nach Tolstoi noch sehr ähneln, wie man in bundesdeutschen Fertilitätsvierteln wie im Berliner Prenzlauer Berg oder dem Münchner Glockenbach sehen kann, die unglücklichen unterscheiden sich sehr. So gibt es ganz sicher jene "bildungsfernen", die das Betreuungsgeld für die bessere Erziehung, Betreuung und Bildung der Kinder verwenden, aber ganz sicher auch solche, die dafür nicht viel Sinn haben und mit dem Geld "erziehungsferne" Aktivitäten finanzieren, die von manchen Studien auch als Ursachen für Gewalt und antisoziales Verhalten aufgeführt werden.

Angesichts dessen ist das Geld in Krippen und Kindergärten vielleicht besser angelegt.

Thomas Pany10.09.2008

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