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c't Projekte - Festplattensicherheit

ATA Security

c't 8/05, S. 172

Der Artikel Bärendienst in c't 8/05 beschreibt eine Sicherheitslücke: Über ein eigentlich als Sicherheitsfunktion gedachtes Feature, das in allen aktuellen ATA-Platten (IDE und Serial ATA) eingebaut ist, könnte ein Angreifer die Festplatte mit einem Passwort sperren und so den rechtmäßigen Besitzer aussperren. Es ist die Aufgabe des BIOS, diese Funktion gegen Missbrauch zu verriegeln. Mit Erscheinen des Artikels gab es eine erschreckend hohe Anzahl gefährdeter Rechner, bei denen das BIOS dies nicht ordnungsgemäß tat. Zur Vorbeugung haben wir diverse Software entwickelt, die wir auf dieser Seite zur Verfügung stellen und bei Bedarf weiter entwickeln wollen.

Bootfähige Diskette oder CD-ROM

Einen vollständig sicheren Schutz gegen Passwortsetz-Attacken kann nur das BIOS bieten, indem es die Sicherheitsfunktionen der Festplatten vor dem Start des Betriebssystems verriegelt. Den zweitbesten Schutz bietet der Start unserer Software ATASecurity von einem schreibgeschützten Medium wie einer CD-ROM oder einer schreibgeschützten Diskette.

Windows

Weniger sicher, aber komfortabler als das Booten von CD ist die Installation von ATA Security als Windows-Dienst. Unsere Software sollte unter allen NT-basierten Windows-Versionen funktionieren (NT4, 2000, XP, Server 2003).

Linux

Für Linux gilt dasselbe wie für Windows: Sicherer ist das Booten von CD, aber das Verriegeln der Security-Funktionen in einem Init-Skript ist besser als nichts. Wir haben hdparm dazu um die Option -F zum Einfrieren der Sicherheitsfunktion erweitert. Die Zip-Datei enthält die Patches und eine vorläufige Version; der Maintainer ist kontaktiert und will neue Optionen für das Security Feature Set in hdparm integrieren.

Mac OS X

Für Mac OS X steht unsere Kernel Extension ATASecurity.kext zum Download bereit. Eine Beschreibung der Installation finden Sie im Artikel.

FAQ

FragezeichenAprilscherz?

Haha, selten so gelacht! Der Artikel ist doch bestimmt ein Aprilscherz!?

Obwohl wir den Artikel am 1.4.2005 vorab online veröffentlicht haben, müssen wir aus gegebenem Anlass darauf hinweisen, dass es sich nicht um einen Aprilscherz handelt.

FragezeichenIDE auch betroffen

Im Artikel war nur die Rede von (Serial-)ATA-Festplatten. Ich habe aber eine IDE-Platte, ist die auch betroffen?

IDE ist eine ältere Bezeichnung für eine Festplattenschnittstelle, die schon vor vielen Jahren in ATA umbenannt und standardisiert wurde. Die Antwort lautet also ja, denn IDE ist dasselbe wie ATA.

FragezeichenDienst oder Boot-CD?

Das Booten von CD ist lästig. Kann ich darauf nicht verzichten, wenn ich den ATA Security Service unter Windows installiert habe?

Am sichersten ist beides zusammen. Der Windows-Dienst schützt die Festplatten erst in einem relativ fortgeschrittenen Stadium des Systemstarts. Es ist theoretisch nicht auszuschließen, dass es einem Schädling gelingt, vor dem Sicherheitsdienst zum Zuge zu kommen, etwa indem er als Treiber vorher geladen wird oder indem er sich im Master Boot Record, Bootsektor oder sonstwo einnistet. Dem kann man nur vorbeugen, indem man die Sicherheitssoftware von einem schreibgeschützten Medium bootet. Den Windows-Dienst braucht man aber trotzdem: Wenn das System in den Standby-Modus geht (Suspend-to-RAM, ACPI S3), dann werden die Festplatten dabei komplett abgeschaltet und sind nach dem Aufwachen ungeschützt. Unser Windows-Dienst sowie unsere Kernel-Erweiterung für Mac OS X schickt ihnen daher bei jedem Aufwachen erneut das Freeze-Kommando.

FragezeichenFreeze schlägt fehl

Meine Festplatte ist von dem Problem betroffen. Wenn ich versuche, sie mit dem Freeze-Kommando zu schützen, erhalte ich aber eine Fehlermeldung.

Anscheinend gibt es einige wenige Festplatten, die zwar von sich behaupten, das Security Feature Set zu beherrschen, dies aber in Wirklichkeit nicht tun. Bisher haben wir das bei zwei älteren Modellen von Western Digital beobachtet: Die quittieren alle Security-Kommandos mit einem Fehler – die guten wie die bösen – und sind somit sicher.

FragezeichenSichere Festplatten

Gibt es auch aktuelle Festplatten ohne den Passwortschutz-Mechanismus?

Einige Festplattenhersteller bauen auf OEM-Wunsch Laufwerke ohne Security Feature Set. Die zurzeit im freien Handel befindlichen ATA- und Serial-ATA-Festplatten haben es jedoch mehrheitlich an Bord. Bei SCSI-Platten gibt es diesen Mechanismus nicht.

FragezeichenMaster-Passwort setzen

Würde es als Schutz nicht einfach genügen, selbst ein Passwort zu setzen? Oder ein Master-Passwort zu vergeben, dann kann man die Platte notfalls damit entsperren?

Das Setzen eines Passworts allein schützt nicht; wichtig ist das Einfrieren der Sicherheitseinstellungen mit dem ATA-Kommando Security Freeze Lock, wie es unsere bootfähige Software ATASecurity tut. Was Sie beim Setzen eines Passworts beachten müssen, ist im Artikel unter der Zwischenüberschrift "Flucht nach vorn" beschrieben. Aber Achtung: Wenn Ihr BIOS nichts von ATA Security weiß und Sie ein Passwort für Ihre Systemplatte vergeben haben, stürzt Windows nach dem Aufwachen aus dem Suspend-Modus ab!

Ein Master-Passwort zu vergeben, um im Fall der Fälle einen Zweitschlüssel zu haben, klingt nur auf den ersten Blick wie eine gute Idee. Ein gewiefter Schädlingsprogrammierer würde natürlich User- und Master-Passwort setzen.

FragezeichenLästige Abfrage

Das bootfähige ATASecurity funktioniert bei mir prima, aber es nervt, dass ich beim Start immer eine Taste drücken muss. Kann man das irgendwie automatisieren?

Die Software setzt bewusst nicht ohne Rückfrage Kommandos an die Festplatten ab, da diese unter Umständen Nebenwirkungen haben. Wir bieten aber auch eine alternative Version von ATASecurity zum Download an, die die Platten ohne Rückfrage verriegelt. Achtung: Benutzen Sie diese Version nur auf Systemen, auf denen Sie sich zuvor vergewissert haben, dass die normale Version störungsfrei funktioniert.

FragezeichenFreeze Lock im Bootmanager

Das Booten von CD ist lästig. Könnte man das Absetzen des Freeze-Kommandos nicht in einen Bootmanager wie Grub oder Xosl integrieren?

Ja, darüber haben wir auch schon nachgedacht. Wenn das Sicherheitsprogramm im Master Boot Record oder einem Bootmanager stünde, dann hätte das allerdings zwei Nachteile:

  1. Es könnte von einem Schädling überschrieben werden, der dann beim nächsten Booten zum Zuge kommt (dagegen hilft nur das Booten von CD, s.o.).
  2. Es würde das Aufwachen aus dem S3-Zustand nicht mitbekommen und das System danach ungeschützt lassen (dagegen hilft nur die Lösung als Dienst, s.o.).
Wir haben uns die Mühe daher bis auf weiteres gespart.

FragezeichenExterne Festplatten

Was ist eigentlich mit externen Festplatten mit USB oder FireWire, sind die auch gefährdet?

Nach bisherigem Kenntnisstand sind USB- und FireWire-Festplatten vermutlich nicht gefährdet, jedenfalls kennen wir keine Möglichkeit, die Security-Kommandos an solche Laufwerke abzuschicken. Wir haben das aber noch nicht abschließend erforscht und können daher nicht ausschließen, dass es doch einen Weg gibt.