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21.02.2006   18:17 Uhr

Ratko Mladic

Serbiens Mühlstein

14 Mal war Carla del Ponte, die UN-Chefanklägerin für das ehemalige Jugoslawien, in Belgrad, um von der serbischen Regierung verstärkte Kooperation bei der Auslieferung von Ratko Mladic einzufordern. Die Unterstützung für den General hat tatsächlich nachgelassen.

Von Marc Hoch und Bernhard Küppers

Für serbische Politiker gibt es einen personifizierten Schrecken: Carla del Ponte. Unerbittlich kämpft die Chefanklägerin des UN-Kriegsverbrechertribunals für die Überstellung der letzten sechs noch nicht gefangenen mutmaßlichen Kriegsverbrecher aus den Balkan-Kriegen, die allesamt Serben sind. Auch am Montag tat sie es bei einem Besuch in Belgrad wieder, wie es so ihre Art ist: hart im Ton und rigoros in ihren Forderungen.

Die Chefanklägerin ist felsenfest davon überzeugt, dass die meisten der Flüchtigen in Serbien leben und von einem Netzwerk aus Militär und Polizei gedeckt werden. Allen voran Ratko Mladic. Der frühere bosnisch-serbische General wird vom Haager Tribunal für das Massaker von Srebrenica und für die dreijährige Beschießung der bosnischen Hauptstadt Sarajewo verantwortlich gemacht.

„Belgrad kooperiert immer noch nicht in vollem Maße mit dem Tribunal“, empörte sich del Ponte am Montag bei ihrem mittlerweile 14. Besuch in der serbischen Hauptstadt.

Ermahnungen wie diese sind nötig, denn bisher hat Serbien wenig getan, um Mladic und der anderen habhaft zu werden. Immer wieder wurde der angeblich unauffindbare General in Belgrad gesehen. So 1998 bei einem Fußballspiel der jugoslawischen Nationalmannschaft gegen China, 2001 dann bei einer Hochzeit im Provinzstädtchen Valjevo. Auch war er Patient in der Belgrader Militärklinik, wo er sich wegen seiner Nierensteine behandeln ließ.

Selbst die Armee gibt mittlerweile zu, Mladic geholfen zu haben. In einer unlängst veröffentlichten Stellungnahme des Militärgeheimdienstes wurde mitgeteilt, dass sich der 62-Jährige bis Juni 2002 in serbischen Kasernen versteckt gehalten habe. Danach sollen ihm pensionierte Angehörige der Armee und Zivilisten geholfen haben.

Immerhin: Die Unterstützung für Mladic scheint ein wenig nachzulassen. Ministerpräsident Vojislav Kostunica, der in der Vergangenheit das Haager Tribunal als einen „Mühlstein um Serbiens Hals“ bezeichnet hat, betont neuerdings, die Einstellung zum Gericht habe sich verbessert. Um Entschlossenheit zu beweisen, gab seine Regierung Ende Januar die Festnahme eines Vertrauten von Mladic bekannt, der die Flucht des Generals koordiniert haben soll.

Zwar ist er nur ein kleiner Fisch, doch auch im Fall des im Dezember verhafteten kroatischen Generals Ante Gotovina wurde zunächst im Umfeld zugegriffen, ehe der Gesuchte ins Netz ging. Laut einer Mitteilung des Verteidigungsministeriums müssen von nun an alle, die Mladic geholfen haben, mit strafrechtlicher Verfolgung rechnen.

Wer die Helfer sind, darüber hüllt sich Belgrad in Schweigen. Auf der Pressekonferenz mit del Ponte entschuldigte Verteidigungsminister Zoran Stankovic die Geheimniskrämerei mit dem Hinweis, dies sei „im Interesse einer wirksamen Zusammenarbeit mit dem Tribunal“. Doch mit solchen Erklärungen gibt sich die Anklägerin nicht mehr zufrieden.

Kurz vor ihrer Reise forderte sie die EU auf, die Verhandlungen mit Serbien-Montenegro über ein Assoziierungsabkommen einzufrieren, sollte Belgrad nicht uneingeschränkt kooperieren. Die 58-Jährige hat ein Ziel: Im Juli will sie den Verantwortlichen des Massakers von Srebrenica den Prozess machen – auch Ratko Mladic soll dabei sein.

(SZ vom 7.2.2006)


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