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Bulge Bewertung Note (1-10)
Grafische Präsentation 7
Regeln 9
Spielbarkeit 9
Wiederspiel-Wert 7
Gesamtnote: 8,0

PRO Einfache und dennoch anspruchsvolle Simulation der Ardennenoffensive; sehr gute, durchdachte Einsteiger-Cosim
CONTRA Regeln und Battle Manual grafisch sehr schlicht im Vergleich zur ansprechenden Karte; "Fuel Points"-Regel beeinflußt das Spiel in ahistorischer Weise

Battle of the Bulge
Review #1

verfaßt von: Andreas Ludwig

Grafische Präsentation Das Game ist von sehr ansprechender Präsentation, was die Karte betrifft. Eine sehr detaillierte Umgebungskarte der Gegend, die bei der Ardennenschlacht eine Rolle gespielt hat, aufgezogen auf stabilem Karton und von praktikabler Größe. Alle wichtigen Charts etc. sind am Rand der Karte aufgedruckt und erlauben einen schnellen Überblick. Die Counter fallen hinter der Optik der Map etwas zurück, ohne daß jedoch wirklich Grund zur Klage bestehen würde. Die Basisregeln und das Battle Manual sind in einem oliv/weiß gehalten, was mir persönlich jetzt nicht so gut gefällt, aber das mag Geschmackssache sein.
Regeln Das Game besitzt einerseits eine Doppelseite, die etwas größer als DIN A4 ist und die alle notwendigen Regeln enthält, um das Spiel zu spielen, zumindest was die Basisregeln betrifft. Diese sind klar formuliert und erlauben den sofortigen Einstieg ins Spiel. Zusätzlich enthält das Game das sog. Battle Manual, welches einerseits historische Informationen enthält, andererseits aber auch die Optionalen Regeln. Diese erlauben ein vertieftes Gameplay und verleihen dem Game durchaus einen fordernden Charakter, der bei den Basic Rules nicht so sehr gegeben ist. Die Regeln sind klar formuliert und sehr zugänglich, wenngleich nicht ganz ohne Druckfehler. Die Charts auf der Karte geben in diesem Fall die richtige Information. Hat man sich die Errata besorgt, läßt sich dies aber schnell und unkompliziert beheben.
Spielbarkeit

Die Smithsonian Edition des Avalon Hill-Klassikers ist gedacht als sehr leichter Consim-Einstieg, der ohne viel Aufwand auch den Anfängern im Hobby zugänglich sein soll. Spielt man das Game nur mit den Basic Rules, dann beschränkt es sich mehr oder weniger auf eine Move & Shoot Sequenz, die zumindest für Spieler mit Erfahrung etwas oberflächlich erscheinen mag. Für absolute Neulinge allerdings mag sich gerade dieser Charakter als der richtige Einstieg ins Genre präsentieren. Haben die Spieler Wargaming-Erfahrung, auch wenn es nur wenig ist, dann empfiehlt sich die Anwendung der Optionalen Regeln, die auch verschiedenartig miteinander kombiniert werden können, so daß man sie problemlos nacheinander ins Spiel bringen kann.

Spielt man das Game mit allen Regeln, dann gehört es zu den leicht zugänglichen, aber strategisch sehr interessanten Games. Die 3 möglichen Szenarios (Beginn der Offensive - Endphase der Offensive - Gesamtoffensive ) erlauben es, verschiedenen zeitlichen Anforderungen gerecht zu werden und bieten alle ein spannendes Spielerlebnis. Generell läßt sich wohl sagen, daß die Amerikaner im ersten Szenario einem sehr starken Deutschen gegenüberstehen, was auf ihrer Seite wohlüberlegtes strategisches Vorgehen verlangt und durchaus die historisch korrekte Situation, als die Alliierten von der deutschen Gegenoffensive überrascht wurden, widerspiegelt. Die Einheiten haben alle ihre eigenen Vorzüge und Limitierungen ( was sich vor allem auf den Unterschied zwischen Infanterie- und panzerunterstützten Truppen bezieht) und der jeweilige Spieler muß sich mit diesen auseinandersetzen, um das beste aus seinen Truppen und Möglichkeiten zu machen. Dies gilt besonders im Hinblick auf die wechselnden Wetterverhältnisse, die die jeweiligen Einheiten unterschiedlich betreffen. Das Gameplay ist sehr zügig und ohne große Downtime, das Kampfsystem funktioniert nach einem recht einfachen Mechanismus, basierend auf einer Kombination aus Einheitenstärke und Terrainmodifiern, Supply spielt eine wichtige Rolle, ohne jedoch in komplexes Micromanaging auszuufern und Wetter, Luftunterstützung etc. sorgen für genügend Feeling.

Wiederspiel-Wert Recht hoch, einerseits durch die drei unterschiedlichen Ausgangsbedingungen der Szenarios, andererseits durch die doch erstaunlichen Möglichkeiten, die sich in diesem Game auftun.
Kreativität Die Smithsonian Edition der Vorgängerversion aus dem Jahr 1981 hat es geschafft, das zugrundeliegende System auf eine anfängerfreundliche Ebene herunterzubringen, ohne das Spiel zu sehr seines Reizes zu berauben. Kombiniert mit den historischen Hintergrundinformationen ist dies ein sehr gelungener Einstieg für Anfänger und ein gelungenes Game auch für erfahrene Spieler.
Simulationswert

Auch hier überrascht das Game, da es eindeutig eine ernsthafte Cosim zum Thema Ardennenschlacht ist und zeigt, daß leichte Wargames nicht unbedingt zu Simpelgames ohne jeden historischen Anspruch werden müssen. Natürlich muß das Game Kompromisse machen, aber die zugrundeliegende Abstraktion überzeugt auf ganzer Linie und spiegelt die wichtigesten Dinge korrekt wieder.

Einen Schwachpunkt hat das Game jedoch, da es durch eine einfache Regel versucht, den historischen Fakt der Benzinknappheit zu simulieren. Der deutsche Spieler muß grundsätzlich für die Aktivierung seiner Einheiten "fuel points" ausgeben, die über einen spezifischen Track geregelt wird, aber wenn er eine Grenze überschreitet, die einmal quer über das Board geht, verdoppeln sich diese Ausgaben pro Einheit. Das ist an sich noch nicht das Problem, aber kombiniert mit den Siegbedingungen ergibt sich eines: dadurch, das der deutsche Spieler auch durch einen Punktsieg gewinnen kann, anstatt etwa die historische Siegbedingung - Antwerpen zu erobern - erfüllt, macht man als erfahrener Spieler diesen Fehler nicht. Stattdessen schließt man Antwerpen von vorneherein aus, bleibt auf der Seite des Boards, wo die Benzinkosten noch nicht verdoppelt sind, versucht so viele Städte wie möglich einzunehmen und sieht zu, daß man diese bis zum Schluß gegen die Alliierten halten kann. Sicherlich ist dies keine Garantie auch zu gewinnen, da die Amerikaner immer stärkere Reserven bekommen und somit bleibt das Spiel von diesem Aspekt aus gesehen spannend und offen bis zum Schluß. Das Problem besteht darin, daß damit die historische Situation ausgehebelt wird und der deutsche Spieler deswegen anders vorgeht, als dies etwa die Wehrmacht tatsächlich gemacht hat - einfach, weil sie ein anderes Ziel vor Augen hatte und eben nicht gewinnen konnte, indem sie einfach ein paar Städte in den Ardennen über eine bestimmte Zeit hält. Antwerpen und der Hafen dort war das Ziel...

Viele Spieler spielen das Game mit ein oder zwei House Rules, die eben diese Aspekte betreffen und ändern.

Solitaire-Faktor Durchaus alleine spielbar, aber es ist überzeugender als 2-Spieler Game. Wenn man sowieso alleine spielt, kann man auch zu komplexeren Consims greifen, die einer Solitaire-Studie von einer Schlacht mehr Gehalt verleihen.
Vergleichsmöglichkeiten BoB 91 gehört zu der Smithsonian Games Series und diese besteht aus einigen leichten Consims, die versuchen, historische Information in Form von leicht verständlichen Wargames zu vermitteln. Die 81er BoB Edition ist vom Rating her etwas komplexer und wird von erfahrenen Wargamern oftmals bevorzugt. Bitter Woods gehört zum selben Thema und ist ebenfalls recht bekannt, aber wesentlich komplexer. Tigers in the Mist ist auch ein weniger komplexes Bulge Game, tendiert aber etwas zu ahistorischen Aspekten, wie man hört.
Kurzkritik Manch einer ist recht schnell bei der Hand, die 91er Edition (sowie die ganze Smithsonian Serie) der AH Bulge Games als zu simpel abzutun. Allerdings teile ich diese Meinung überhaupt nicht, zumindest nicht bei BoB (die anderen Games aus dieser Serie habe ich noch nicht gespielt). Das Game bietet eine durchaus ansprechende strategische Situation und clevere Spielmechaniken, die für ein Game zwischendurch immer wieder gerne motivieren. Es wird halt immer auch ein wenig darauf ankommen, was man von einem Wargame erwartet. Die Intention der Smithsonian Series von Avalon Hill, einsteigerfreundliche Consims zu publizieren, wurde bei uns begrüßt, da wir die Problematik sahen, daß viele Leute, die Wargaming als solches nicht kennen, von allzu komplexen Games am Angfang abgeschreckt werden. Sie brauchen solche Consims Light, weil diese eine Lücke schließen zwischen den reinen Funwargames und anderen schwierigeren Consims. Diese Battle of the Bulge Edition zeigt überzeugend, daß es Games geben kann, die einerseits Anfänger nicht überfordern und andererseits auch alten Hasen, die diesen Anfänger ins Hobby einführen, genügend Spannung bieten. Als sehr großen Pluspunkt möchte ich die sehr gute Balance erwähnen, die vor allem in der Gesamtkampagne und dem Endphasen-Szenario aufscheint. Die Schlacht geht oft relativ knapp aus und es bleibt bis zum Schluß spannend. Ich jedenfall mag diese Bulge Version, auch wenn mal kein Anfänger zur Hand ist ;-)

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