Nachkriegsdeutschland

Deutschland nach 1945

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Mit der Berliner Deklaration vom 5. Juni 1945 übernehmen die vier Siegermächte, USA, Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich, die Oberste Regierungsgewalt in Deutschland. Der aus den vier Oberbefehlshabern gebildete Alliierte Kontrollrat in Berlin entscheidet fortan über alle Fragen, die Deutschland als Ganzes betreffen. Das Deutsche Reich wird in vier unterschiedlich große Besatzungszonen und Berlin in vier Sektoren aufgeteilt, in denen die Militärgouverneure nach eigenem Ermessen handeln.

Auf der Potsdamer Konferenz (17. Juli - 2. August 1945) einigen sich die Vier Mächte auf politische Grundsätze für die Behandlung Deutschlands: Entmilitarisierung, Entnazifizierung, Dezentralisierung, Dekartellisierung und Demokratisierung. Außerdem wird beschlossen, die deutschen Gebiete östlich von Oder und Lausitzer Neiße bis zu einem Friedensvertrag unter polnische sowie sowjetische Verwaltung zu stellen und die dortige deutsche Bevölkerung ebenso wie die Deutschen aus der Tschechoslowakei und Ungarn auszusiedeln.

Die in Potsdam demonstrierte Einigkeit der Anti-Hitler-Koalition wird bald brüchig. Schon die Entnazifizierung, die - mit Ausnahme der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse - jede Siegermacht selbständig durchführt, weist erhebliche Unterschiede auf. Die allmähliche Spaltung Deutschlands ist eine Folge des weltpolitischen Gegensatzes zwischen den Westmächten und der UdSSR.

Die deutsche Bevölkerung beschäftigt in der Nachkriegszeit vor allem die Sorge um die eigene Existenz: Wohnungen sind Mangelware, die täglichen Lebensmittelrationen liegen unter denen der Kriegszeit, der Schwarzmarkt blüht, wichtigstes Zahlungsmittel sind amerikanische Zigaretten. Eine unschätzbare Hilfe sind daher die seit 1946 aus den USA nach Deutschland geschickten CARE-Pakete.

In der Befürchtung, daß die wirtschaftliche Not auch zu einer Ausbreitung des Kommunismus beitragen könnte und um den Wiederaufbau Europas anzukurbeln, kündigt der amerikanische Außenminister George C. Marshall am 5. Juni 1947 ein Hilfsprogramm für Europa an: Das European Recovery Program. Die Sowjetunion lehnt für sich und die von ihr beherrschten Länder die angebotene Teilnahme ab.

Eine Voraussetzung für die Einbeziehung der westlichen Besatzungszonen in den "Marshallplan" ist eine Währungsreform. An Stelle der wertlos gewordenen Reichsmark wird daher am 20./21. Juni 1948 die Deutsche Mark eingeführt. Gleichsam über Nacht füllen sich nun die Geschäfte mit den Waren, die vorher nur auf dem Schwarzmarkt zu bekommen waren.

Die Sowjetunion reagiert auf die Währungsreform mit einer eigenen Währungsreform in ihrer Zone am 23. Juni sowie der Blockade Berlins am 24. Juni 1948: Alle Land- und Wasserverbindungen nach Berlin sind damit unterbrochen. Um die 2,1 Millionen West-Berliner dennoch mit dem nötigsten zu versorgen, organisiert der US-Militärgouverneur, Lucius D. Clay, eine Luftbrücke. Die Blockade ist nicht nur ein erster Höhepunkt des Kalten Krieges, sondern zeigt auch das gewandelte Verhältnis zwischen den Westmächten und den Deutschen: Aus den Besatzern sind Schutzmächte geworden.

Als Folge des Kalten Krieges schreitet nun auch die politische Teilung Deutschlands voran. Mit den "Frankfurter Dokumenten" fordern die Westmächte die Ministerpräsidenten der 1946/47 gegründeten Länder am 1. Juli 1948 auf, mit der Einberufung einer verfassunggebenden Versammlung die Gründung eines westdeutschen Staates einzuleiten. Die Ministerpräsidenten wollen jedoch nur einen provisorischen Staat mit lediglich einem Grundgesetz statt einer Verfassung schaffen. Mit der Ausarbeitung dieses Grundgesetzes wird ein Parlamentarischer Rat beauftragt, der am 1.September 1948 in Bonn zusammentritt. Nach der Genehmigung durch die Militärgouverneure und der Zustimmung der Länderparlamente -mit Ausnahme des bayerischen- tritt das Grundgesetz dann am 24. Mai 1949 in Kraft. Die Bundesrepublik Deutschland ist gegründet.

Auch in der Sowjetischen Besatzungszone kommt die Gründung eines separaten Staates 1949 zum Abschluß. Aus der "Volkskongreßbewegung für Einheit und gerechten Frieden" geht im März 1948 der 1. Deutsche Volksrat hervor, der die Verfassung einer Deutschen Demokratischen Republik ausarbeitet und am 19. März 1949 formell beschließt. Der 2. Deutsche Volksrat, der am 7. Oktober zusammentritt, erklärt sich zur provisorischen Volkskammer und beauftragt Otto Grotewohl mit der Regierungsbildung. Damit ist als zweiter deutscher Staat die DDR gegründet.

Quelle und Copyright: LeMO: Lebendiges virtuelles Museum Online. Ein Projekt des Deutschen Historischen Museums (DHM) in Berlin und dem Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland (HdG) in Bonn.

 

Literatur
Benz, Wolfgang: Deutschland unter alliierter Besatzung 1945-1949/55. Ein Handbuch. Berlin 1999.

Herbert Ulrich / Axel Schildt: Kriegsende in Europa. Essen 1998.

Weber, Jürgen: Das Jahr 1949 in der deutschen Geschichte. Die doppelte Staatsgründung. München 1997.

Weber, Jürgen: Der Bauplan für die Republik. Das Jahr 1948 in der deutschen Nachkriegsgeschichte. München 1997.