Der beste Mann beim 1:1 zwischen Werder Bremen und Borussia Mönchengladbach war Gladbachs Torwart. Logan Bailly hat ganz Bremen entnervt.
Bremen -
Bremen - Seit zwei Jahren ehrt man in Bremen nach dem Spiel den „Man of the match“. Journalisten wählen ihn, der Mann des Spiels bekommt einen 500- Euro-Scheck vom Sponsor, und er spendet ihn dann selbstverständlich für einen guten Zweck. Am Sonnabend im Weserstadion wurde der Scheck dem Bremer Claudio Pizarro überreicht. Spätestens da wusste man, dass Sportlerwahlen auch nicht mehr das sind, was sie mal waren.
Der beste Mann beim 1:1 zwischen Werder und Borussia Mönchengladbach war Gladbachs Torwart Logan Bailly. Das bestätigte am Morgen danach noch einmal jemand, der es wissen muss. „Ja, er war der beste Spieler auf dem Platz“, sagte Werders Innenverteidiger Naldo. Naldo war der letzte Bremer, der am Sonnabend vergeblich versucht hatte, Bailly zu überwinden. Zuvor hatten seine Kollegen mehr als 30 Mal in Richtung Borussen-Tor geschossen, dazu kamen 19 Ecken und lauter Kopfbälle aus kurzer Distanz. „Weltklasse, die Reflexe waren fantastisch“, lobte Hans Meyer. Der Gladbacher Trainer weiß nun, dass er im Abstiegskampf einen Torwart besitzt, der im Bedarfsfall ein Teufelskerl sein kann.
In der Winterpause hat die Borussia den 23 Jahre alten Belgier aus einem Vertrag in Genk herausgekauft. Zweieinhalb Millionen Euro haben die Gladbacher für ihn ausgegeben – es hat schon schlechtere Investitionen gegeben. „Ich bin nach Gladbach gekommen, um der Borussia zu helfen, den Klassenverbleib zu schaffen“, sagte Bailly. Das war brav und politisch korrekt, aber wenn Gladbach wirklich in der Liga bleibt, wird sein Anteil vermutlich ganz schön groß gewesen sein.
Obwohl man noch anmerken muss, dass Bailly in Bremen oft nur deswegen zum Retter aufstieg, weil er einfach da war. Wo hätte er so schnell hinrennen sollen, als ihn dauernd ein Bremer anschoss? Aber egal, der „Man of the Match“-Titel hätte seiner sein müssen. Bailly bekam ihn nicht, weil man in Bremen dafür nur Bremer auswählen kann. Das sollte man auch mal überdenken.
Olaf Dorow
(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 16.02.2009)
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