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General Motors

170 Millionen Dollar Verlust - pro Tag

Sinkende Umsätze, steigende Kosten: Die Automobilindustrie befindet sich in der Krise. Der US-Konzern General Motors rutscht immer weiter in die Verlustzone. GM-Tochter Opel soll von laufenden Sparplänen allerdings verschont bleiben.
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Dicke Autos, große Verluste - General Motors. - Foto: dpa
New York -  Der US-Autohersteller General Motors (GM) rutscht immer tiefer in die Krise. Wegen des schwachen Geschäfts in Nordamerika und diversen Sonderbelastungen verbuchte der Opel-Mutterkonzern im zweiten Quartal einen Verlust von 15,5 Milliarden Dollar (knapp zehn Milliarden Euro). Das entspricht einem Verlust von 170 Millionen Dollar pro Tag. Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum hatte GM noch einen Gewinn von 891 Millionen Dollar ausgewiesen.

In den aktuellen Zahlen sind Sonderbelastungen von 9,1 Milliarden Dollar enthalten, die vor allem im Zuge des laufenden Stellenabbaus sowie durch die frühere Zulieferersparte Delphi und die Finanzierungsgesellschaft GMAC anfielen. Der Verlust im eigentlichen Autogeschäft belief sich auf 6,3 Milliarden Dollar. Der Umsatz brach zwischen Mai und Juni um 18 Prozent auf 38,2 Milliarden Dollar ein. GM hatte zwar bereits im Juni für das zweite Quartal ein „signifikantes Minus“ angekündigt. Das aktuelle Ergebnis lag jedoch noch unter Analystenerwartungen. Der Aktienkurs brach zu Handelsbeginn um knapp elf Prozent ein.

„So dünn war die Luft bei GM noch nie“, sagte der Gelsenkirchener Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer dem Tagesspiegel. Die Lage der drei großen US-Hersteller GM, Ford und Chrysler sei insgesamt schwierig, bei GM ticke aber eine Zeitbombe. „Der Konzern darf keine Probleme mit der Liquidität bekommen, sonst sieht es schrecklich aus.“

Die „Big Three“, wie GM, Ford und Chrysler in den USA genannt werden, leiden unter dem Absatzeinbruch bei großräumigen Geländewagen (SUV und Pickups). Diese Autos, die jahrelang zu den beliebtesten in den USA zählten, brauchen vergleichsweise viel Sprit. Wegen der hohen Benzinkosten greifen die Autokäufer jedoch immer stärker zu kleineren, spritsparenden Fahrzeugen aus Asien und Europa. Ford hatte in der vergangenen Woche einen Quartalsverlust von 8,7 Milliarden Dollar ausgewiesen.

Wie Ford und Chrysler baut GM derzeit massiv Stellen ab. Laut Medienberichten will sich der Konzern im Zuge eines bereits angekündigten Sparprogramms von weiteren 5000 der noch verbliebenen 32 000 Mitarbeitern in den USA trennen. Hierdurch sollen zehn Milliarden Dollar gespart werden. Konzernlenker Rick Wagoner hat zudem die Produktion gekürzt und die gesamte Modellpalette umgekrempelt. So sollen unter anderem verbrauchs- und emissionsärmere Autos aus europäischer Fertigung in den USA verkauft werden.

GMs Marktanteil in den USA ist zuletzt stark geschrumpft und liegt inzwischen nur noch knapp über 20 Prozent. Weltweit verkaufte GM im zweiten Quartal mit 2,29 Millionen Autos rund fünf Prozent weniger und musste damit im Halbjahr seinen Spitzenplatz an den japanischen Rivalen Toyota abgeben.

Im Europageschäft, mit der wichtigsten Marke Opel, verkaufte GM dagegen dank der starken Nachfrage in Osteuropa so viele Autos wie noch nie. Doch auch hier schrumpfte der Gewinn im zweiten Quartal. Nach 315 Millionen Dollar im Vorjahreszeitraum blieben nur noch 20 Millionen Dollar übrig. Der Umsatz stieg um 11 Prozent auf 10,6 Milliarden Dollar. Westeuropa beginne nun ebenfalls, schwächer auszusehen, warnte GM-Chef Wagoner. Dennoch bleibt Opel von den laufenden Sparplänen verschont. Mitarbeit: Henrik Mortsiefer

(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 02.08.2008)
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