Wegen eben dieser Orgie galt der Roman im Grund als unverfilmbar, und wegen seiner Hauptfigur Jean-Baptiste Grenouille, geboren am 17.Juli 1738 auf dem Pariser Fischmarkt, ausgezogen mit dem festen Entschluss, die Welt der Düfte zu revolutionieren, aufgefressen von den Kannibalen von Paris am 25.Juni 1767 - ein verwachsenes Monstrum, ein autistischer, besessener, moralisch inkorrekter und desinteressierter Junge, der sich bei der Verfolgung seines revolutionären Projekts zum Multimädchenmörder entwickelte. Und weil er sich allein in der Welt der Gerüche und Düfte bewegte, die Patrick Süskind in seinen Satzkaskaden hingerissen beschwor, weil er sich generell olfaktorisch orientierte und definierte, schien seine Geschichte auf der Leinwand fehl am Platze. Drehbuch für den genius loci In mehr als vierzig Sprachen wurde das Werk übersetzt, mehr als 15 Millionen Exemplare wurden verkauft. Einer Verfilmung war der Autor viele Jahre prinzipiell abgeneigt, erst 2000 bekam Bernd Eichinger - der gleich nach Erscheinen das Buch zum absoluten Muss erklärt hatte und zu den ersten Rechte-Bewerbern gehörte - den Zuschlag. Eine Mitarbeit am Parfum-Film hat Süskind kategorisch abgelehnt, Eichinger hat sich also der Dienste von Andrew Birkin versichert, eines britischen Schreibers/Regisseurs - der einige Jahre auch für Kubrick arbeitete. Zwei Dutzend Drehbuchfassungen sind bis Herbst 2004 entstanden, die letzte schließlich unter dem Einfluss des genius loci in Grasse, der Hochburg der französischen Parfumeure. Süskind weiß, was das deutsche Kino braucht und was man von ihm erwarten kann - er hat mit Helmut Dietl die TV-Serie „Kir Royal“ geschrieben sowie den Kinofilm „Rossini“ und an „Vom Suchen und Finden der Liebe“ mitgearbeitet. Sein Roman ist eine freche Pulp-Geschichte, die den Leser über ihre Seiten jagt und mit ihrem wortreichen Furor kaschiert, wie unnahbar und leer seine Hauptfigur ist, der Mörder Grenouille, der sich als Genie und also jenseits von Gut und Böse sieht. Ein tolles kleines dirty movie hätte das werden können, wie man sie einst in den Vierzigern, später noch mal in den Siebzigern machte.
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