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Henryk M. Broder

Williamson? Wir beten zurück!

Etwas mehr Offensive bitte! Wie die Juden auf Bischof Richard Williamson, den Holocaust-Leugner, reagieren sollten.
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Henryk M. Broder, Tagesspiegel-Autor und "Spiegel"-Reporter. Foto: privat
Vor kurzem habe ich einen Pater der Pius-Bruderschaft getroffen, einen – ich gebe es zu – überraschend netten Vertreter seiner Gemeinde. Er hatte es nicht leicht, sich von den Äußerungen von Bischof Richard Williamson zu distanzieren, ohne der ganzen Bruderschaft in den Rücken zu fallen. Was Williamson über den Holocaust gesagt habe, sei dumm und unsäglich gewesen, aber die Medien hätten den Fall auch hochgespielt, um Papst Benedikt zu schaden. Am Rande der Unterhaltung ging es auch um die „tridentinische Messe“, bei der für das Wohl der Juden gebetet wird – sie mögen endlich umkehren und sich zu Jesus bekennen.

Nun habe ich persönlich nichts dagegen, dass Menschen, die ich nicht kenne, sich um mein Wohl sorgen. Es ist sicher gut gemeint. Ich glaube nicht, dass es etwas nutzen wird, aber schaden kann es auch nicht. Es ist sozusagen ein Nullsummenspiel, das vor allem jenen gut tut, die es veranstalten.

Was mich ein wenig irritiert, ist etwas anderes: Warum beten die frommen Christen nicht für das Wohl der Muslime, sie mögen endlich Allah abschwören und sich zu Jesus bekennen? Es gibt immerhin weit über eine Milliarde Moslems auf der Welt und nur etwa 14 Millionen Juden. Der moslemische Markt ist also viel größer. Würden 10 Prozent aller Juden dem Appell folgen, wären das gerade 1,4 Millionen Bekehrte. Bei den Moslems wären es über 100 Millionen. Da würde sich eine Fürbitte echt lohnen.

Freilich: Wie die Reaktionen auf die Regensburger Rede des Papstes gezeigt haben, wäre das ein riskantes Unternehmen. Einige Moslems könnten sich wieder beleidigt fühlen und zu Protesten aufrufen, in deren Verlauf nicht nur Papst-Puppen, sondern auch Kirchen angezündet werden könnten. Bei den jüdischen Brüdern und Schwestern dagegen kann man davon ausgehen, dass allenfalls der Zentralrat der Juden in Deutschland den Abbruch der Beziehungen zur Deutschen Bischofskonferenz verkünden wird, um nach zwei oder drei Wochen die erste Gelegenheit zu nutzen, wieder „in das Gespräch“ einzutreten. Statt zu schmollen und zu grollen, könnten die Juden ein wenig offensiver auftreten. Nichts spricht dagegen, dass sie in die Freitagabend-Gebete eine Fürbitte für die Christen aufnehmen: Sie mögen sich besinnen und endlich zu dem Glauben zurück kehren, aus dem das Christentum entstanden ist.

Die Fürbitte könnte auch sehr profane Elemente enthalten, etwa eine Schilderung der Freuden, die den enthaltsamen Priestern versagt bleiben. Auch sonst hätte das Judentum einiges zu bieten: Miss-Wahlen am Strand von Nahariya, Gay-Parties in den Bars von Tel Aviv, Sexualaufklärung mit Sarah Silverman. Wir beten zurück!

Im Gegensatz zu den Moslems aber wollen die Juden keinen Streit mit der katholischen Kirche, denn tief im Unterbewusstsein steckt die Erinnerung an die Kreuzzüge, die mit Pogromen im Rheintal begannen. Ein Volk, das sich jedes Jahr an den Auszug aus Ägypten erinnert, hat Worms und Speyer nicht vergessen.

Stellen wir uns nur einmal vor, irgendein durchgeknallter Rabbiner, von denen es etliche gibt, würde sich das Gegenteil zur „Holocaustlüge“ a la Williamson einfallen lassen und behaupten, es habe keine Kreuzigung gegeben, Jesus sei bei einer Akupunktur-Behandlung versehentlich ums Leben gekommen. Weder die Römer noch die Juden seien am Tode des Heilands schuld, sondern ein bekiffter Heilpraktiker. Was dann wohl los wäre! Vor allem, wenn der Rabbiner nachlegen und erklären würde, er müsse sich noch kundig machen und brauche etwa drei Wochen, um ein Buch zu diesem Thema zu lesen.

Der Vatikan würde die Schweizer Garde mobilisieren und selbst freundliche und liberale Christen wie Bischof Lehmann und Bischof Zollitsch würden sich überlegen, ob sie jemals wieder einem Juden die Hand geben könnten. Das christlich-jüdische Gespräch käme zum Stillstand, die Arbeitsgruppe „Christen und Juden“ beim Katholischen Kirchentag hätte ausgedient.

Natürlich wird so etwas nicht passieren. Das christlich-jüdische Gespräch wird weitergehen. Etwa so: Fragt ein Rabbiner einen Priester: „Stimmt es, dass Sie keinen Sex haben dürfen?“ – „So ist es“, sagt der Priester, „und stimmt es, dass Sie kein Schweinefleisch essen dürfen?“ Darauf der Rabbi: „Hab beides ausprobiert. Kein Vergleich.“
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Kommentare [ 40 ] Kommentar hinzufügen »

Comment
von   avianusfabulus | 18.02.2009 17:15:50 Uhr
überflüssige einlassungen
eines notorischen <talkers> zu einem zweifelsohne wichtigen thema (was hat dieser bischof wo zu suchen?). der autot stellt sich jedoch ins malziös-feuillitonistische abseits durch seine <markt>-metapher. abseitige vermischung verschiedenster aspekte.
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von   radix | 18.02.2009 17:31:36 Uhr
Gebet
Und bitte Herr, gib uns unseren wöchentlichen Broder.
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von   onkelmattel | 18.02.2009 18:38:19 Uhr
na bitte,
geht doch. Mehr davon! Schade nur, dass diese trefflichen Bemerkungen und Ausführungen so spät kommen.
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von   eliza | 18.02.2009 18:51:30 Uhr
sendungsbewußtsein
Dieser Herr Broder hat ein Sendungsbewußtsein, das zum Himmel schreit. Möge sich der Himmel doch mal öffnen und seine Zunge lahmlegen. Undiszipliniert und frech. Er wird in die Talk-Runden wahrscheinlich nur noch eingeladen, damit da mal Stimmung aufkommt und die Defizite der angeblichen Talkmaster / innen nicht so offensichtlich werden.
Ob er der Sache der Juden dient, ist zu bezweifeln. Er spaltet und meint, er hätte einen ewigen Persilschein.
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von   dali | 18.02.2009 23:14:09 Uhr
@eliza
"Dieser Herr Broder hat ein Sendungsbewußtsein, das zum Himmel schreit."
Sendungsbewusstsein "schreit" nicht zum Himmel,
im Gegenteil,
da kann es höchstens herkommen.
"Möge sich der Himmel doch mal öffnen und seine Zunge lahmlegen."
Wieso,
wenn Gott es so wollte bräuchte er nur das Wort, dafür muss er kein Spektakel machen.
"Undiszipliniert und frech",
wem gegenüber soll er diszipliniert und unterwürfig sein?
"Er wird in die Talk-Runden wahrscheinlich nur noch eingeladen, damit da mal Stimmung aufkommt und die Defizite der angeblichen Talkmaster / innen nicht so offensichtlich werden."
Ja, na und?
"Ob er der Sache der Juden dient, ist zu bezweifeln".
Kann sein,
aber nur bei Leuten wie eliza, die ein Volk für eine Meinung verantwortlih machen.
"Er spaltet und meint, er hätte einen ewigen Persilschein."
Ja,
aber das mit dem PERSIL-Schein waren die anderen.


Noch Fragen, eliza???

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von   avianusfabulus | 18.02.2009 19:39:15 Uhr
@radix : gewis, gewiss,
wir haben doch noch sein letztjähriges gejammer über die tempelhofabfertigung und die zerbrochene linzer torte im ohre?? der filosof ernst bloch hatte da klare argumente weiland gruppe 47 und begriffe für solche expektorationen.
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von   bigjoe | 18.02.2009 20:45:47 Uhr
@avianuzfabulus u. @eliza haben Sie
kein Humor? Ich find den Artikel sehr lustig. Schade, dass es mich mehr Broders gibt.
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von   chani | 18.02.2009 20:52:20 Uhr
Judäische Volksfront
"Ob er der Sache der Juden dient, ist zu bezweifeln. Er spaltet(...)"

meine spontane Assoziation:
-Du bist aufgenommen. Hör zu. Es gibt Typen, die wir noch mehr hassen als die Römer. Diese verfluchten Judäischen Volksfrontmistkerle.
-Oh ja... ja. Spalter
-Und diese Populäre Volksfront.
-Ja! Und wie... Spalter, Pisser.
-Und die Volksfront von Judäa!
-Ja! Alles Spalter.
-Was?
-Die Volksfront von Judäa. Spalter.
-Wir sind die Volksfront von Judäa.
-Ou. Ich dachte, wir wären die Populäre Front.

Henryk Broder ist zwar Jude, aber nicht Pressesprecher des jüdischen Volkes. Herr Broder weiß das, jeder Jude weiß das, Sie @eliza sollten das auch wissen. Solche Kommentare hört man auch, wenn Herr Friedman sich mal wieder nicht regelkonform verhalten hat. Aber wer allen Ernstes eine Meinung zur "Sache der Juden" aufgrund der Aussagen einzelner Juden trifft, muss sich fragen lassen, ob da noch alles mit rechten Dingen zugeht.
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von   dali | 18.02.2009 23:02:01 Uhr
Du kannst die Frage noch zuspitzen, @chani,
ich frage mich,
ob selbst hier nur zu gerne pars pro toto zu nehmen,
um alle Vorurteile (nee, es sind ja nicht mal Vorurteile, es sind genehme Keulen), flächendeckend und eschatologisch erzürnt und unter dem Schild des "Inhalts", verteilen zu können,
by the way,
Broder geht auch mir öfters auf die Nerven...
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von   wilhelm | 18.02.2009 20:57:37 Uhr
Klasse, dieser Broder! Wenn es den nicht gebe, müsste man ihn erfinden!
Humor und Klarsicht vermögen allemal mehr als das Getue der notorisch Beleidigten und der notirischen Versöhner.
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von   wilhelm | 18.02.2009 21:25:57 Uhr
eliza | 18.02.2009 18:51:30 Uhr
„Sendungsbewusstsein“? Da haben Sie aber ein schönes Wort aufgeschnappt. Doch, doch. Nur leider, leider, passt es so gar nicht auf Broder.
Comment
von   ul | 18.02.2009 22:51:07 Uhr
Immer wieder gut
H.M.Broder ist einfach klasse. Scharf, gebildet und überdeutlich.

Ich wünsche mir, dass alle drei großen Religionen, jede für sich, einmal auf Geheiß von ganz oben, einen fünfjährigen Shabbat, Fastenzeit, Ramadan, einlegen. Wenig essen und vor allem, die Klappe halten. In sich gehen und in tiefer Versenkung mit Gott ins persönliche Zwiegespräch gehen. Dann hätte Gott endlich einmal die Gelegenheit,hoffentlich, zu all seinen Schäfchen zu sprechen und vielleicht würde er den Millionen ein paar Sachen einflüstern, von denen nicht nur sie profitieren würden, sondern auch der Rest der Menschheit. Fünf Jahre, das ist gar nicht lang, nur eine kleine Legislaturperiode des Berliner Abgeordnetenhauses. In der Zwischenzeit gibt es natürlich nur LER an allen Schulen.
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von   dali | 18.02.2009 22:55:01 Uhr
@broder,
aber hoffentlich nicht ab 5 Uhr 45 (oder war es 4)...
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von   yaku | 19.02.2009 01:12:55 Uhr
Danke Herr Broder,
wieder einmal treffend und köstlich.
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von   estella_ziering | 19.02.2009 02:12:44 Uhr
Wieso Broder nicht zerpflücken?
Broder trifft einen wunden Punkt, nämlich die seit dem letzten Konzil in einigem unklare und noch ungeklärte katholische Glaubenswelt. Die auf Christi Anweisung zurückgehende Missionierung der Juden wird nicht mehr ernsthaft in Erwägung gezogen. Aus Bequemlichkeit betet man nur noch am Karfreitag für das Heil der Juden, gleichsam als ob Gott selbst ihre Missionierung bzw. Bekehrung besorgen sollte.

Broders Anspielungen auf die Kreuzzüge und Judenpogrome verfehlen indes teilweise ihre beabsichtigte Wirkung auf Leser, die wissen: Die ersten Christenverfolgungen gingen auf das Konto der Juden. Den Kreuzzügen gingen große Bedrängnisse der Christen durch Moslems im Heiligen Land voraus.

Soll man das köstlich finden, wie Broder meint, sich über Gutmenschentum-Christen lustig machen zu können, die sich Superergebnisse vom christlich-jüdischen Dialog versprechen?
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von   yakiz | 19.02.2009 04:41:15 Uhr
Broder...
...ist Sahnecreme mit Kirsche!
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von   ul | 19.02.2009 12:48:04 Uhr
@yakiz
... mit einem Schuss Grand Marnier oben drauf. Mmmh.
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von   olaf61 | 19.02.2009 07:28:57 Uhr
Liegt vielleicht daran
dass Moslems es nicht geschafft haben, Jesus ans Kreuz nageln zu lassen, wohl aber Juden. Denn hätten es Moslems geschafft, den Jesus dem Kreuz zu überantworten, statt eines Räubers, dann würden zweifellos Christen heute für die Moslems beten, dass sie den richtigen, also den linken Glauben finden. Nur, die Moslems, die gab es eben sehr, sehr viel später als die Juden. Und Traditionen sind doch auch was Schönes. Oder?
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von   onkelmattel | 19.02.2009 08:05:29 Uhr
Ach Gottchen,
Olaf61, das nächste Mal erst den Text begreifen, dann komentieren. Alles klar?
Comment
von   lukas | 19.02.2009 10:08:41 Uhr
Es tut gut,
nach den halbgaren, einfallslosen Kommentaren von Malte Lehming die weit intelligenteren Bemerkungen von Herrn Broder lesen zu duerfen.

Der Scherz, jemand koenne behaupten, Jesus sei bei einer Akupunkturbehandlung ums Leben gekommen, geht allerdings an der Sache vorbei: Immer mehr Historiker (sofern sie nicht einer konfessionellen Hochschule angehoeren) bezweifeln, dass es den biblischen Jesus ueberhaupt gegeben hat. Wer nicht gelebt hat, kann allerdings nicht durch Akupunktur noch Kreuzigung gestorben sein. Von jungfraeulicher Geburt nach heiliggeistiger Insemination, Gottessohnschaft und leiblicher Himmelfahrt ganz zu schweigen.
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von   berlonski | 19.02.2009 10:57:23 Uhr
Rabbis und Gay-Parties
"Miss-Wahlen am Strand von Nahariya, Gay-Parties in den Bars von Tel Aviv" als Angebot des Judentums? Inzwischen kann es einem auch in Israel passieren, dass man auf einer Gay Party von irgendeinem durchgeknallten orthodoxen Juden abgestochen wird (vor drei Jahren). Oder wenn Schwule in Jerusalem ihr Grundrecht auf eine Demonstration wahrnehmen wollen, müssen Sie das (wie vor knapp zwei Jahren) eingesperrt in einem Stadion tun. Denn mittelerweile fühlen sich die Herren religiösen Juden in solchen Faällen ebenfalls so beleidigt, dass sie sehr muslimenhaft mit Mord und Totschlag drohen.
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von   eliza | 19.02.2009 13:44:24 Uhr
broder, der aufreger und die paukenschläge
Ja, @ Dali, da Sie mich direkt ansprechen nach Ihrer Aufsatz-Korrektur, eine einzige Frage habe ich noch. Sind Sie Pauker?
Comment
von   dali | 19.02.2009 20:13:25 Uhr
Ne @eliza,
meine hinterlistige Schlauheit hat mich davor bewahrt in den Schuldienst zu gehen, wohingegen miin üble wib in diese Falle des Schicksals sehenden Auges getappt ist.
So hat sich für uns ergeben,
ich verdiene das Geld und leiste mir ab und zu das Hobby, Studis davon abzubringen, Deutschlehrer zu werden,
während sie jeden Tag in die Schule rennt,
aber kein Geld verdient...
Comment
von   quovadis | 19.02.2009 15:16:03 Uhr
Ein Mann, der sagt, was er denkt
Herr Broder hat mir heute morgen das erste Schmunzeln ins Gesicht gezaubert, und dazu musste ich noch nicht einmal in jedem Punkt seiner Meinung sein. Was für ein erfrischender Kontrast zu den Stellungnahmen des Zentralrates!
Comment
von   heinz2 | 19.02.2009 15:41:23 Uhr
Missionierung
Und die Muslime waren bei der Judenmissionierung erheblich erfolgreicher als die Christen.
Während nur wenige zum Christentum übertraten, so ist ein erheblicher Teil der jüdischen Bevölkerung des Heiligen Landes nach der arabischen Eroberung zum Islam konventiert.
(David Ben Gurion: "Eretz Jisroel in fergangenheit un gegenwart" New York 1918)

Und ist nicht der selbsternannte Messias Sabbatai Zwi am 15. Sept. 1666 unter dem Namen Asis Mehmed Effendi zum Islam übergetreten?

Comment
von   rivka | 19.02.2009 15:45:50 Uhr
Darum!
"Warum beten die frommen Christen nicht für das Wohl der Muslime, sie mögen endlich Allah abschwören und sich zu Jesus bekennen?"

Ganz einfach - weil in der tridentischen Messe, die ja, wie Sie selbst richtig bemerken, wieder eingesetzt werden soll, eben von Muslimen nicht die Rede ist. Vermutlich, weil sie zu Lebzeiten Jesu keine grössere Rolle gespielt haben.

Darum.

Wann hat sich eigentlich zuletzt ein Christ in die Synagogalliturgie gehängt?
Comment
von   yakiz | 19.02.2009 17:53:48 Uhr
Ewig Gestrigen
Wenn, katholische Geistliche diesen jahrhunderte alten Mist wie in der tridentischen Messe
nachwievor so wichtig und ernst nehmen und meinen nach so langer Zeit immernoch Alles unreflektiert wortwörtlich nachplappern müssen,
frage ich mich ob die Herren am Kircheneingang ihr Hirn abgegeben haben.
In meinen Augen muss eine religiöse Institution auch mit dem Zeitgeist gehen.
Alles was sich nicht mehr verändern kann, ist tot!
Comment
von   kvwupp | 19.02.2009 18:47:27 Uhr
@estella
Welche Bücher lesen Sie?

Kann es sein, dass Sie ein paar Dinge verwechseln oder vergessen?

Juden müssen nicht zum Christentum "bekehrt" werden, das ist absolut überflüssig.

Es ist schon merkwürdig, da wird im Namen eines Juden, der nie eine neue Religion gründen wollte, das Volk und die Religion, der er entstammt verfolgt.

Nur so nebenbei: Bei den Kreuzzügen wurden als erstes in Europa Juden abgeschlachtet: die waren so gut greifbar und konnten sich nicht so gut wehren wie die Muslime, weil sie i.d.R. unbewaffnet waren.

In Jerusalem haben damals Juden und Muslime sich gemeinsam gegen die Kreuzfahrer gewehrt und sind gemeinsam abgeschlachtet worden.

Ansonsten empfehle ich Ihnen zur Lektüre: Hyam Maccoby, König Jesus, die Geschichte eines jüdischen Rebellen, Tübingen, 1982
Comment
von   michael_wecan | 19.02.2009 23:30:17 Uhr
Als Christ erfreut über Broder
Als Protestant freut mich solche Reaktionen
auf Pseudochristliche Frömmelei.

Schließlich anerkennt selbst Paulus,
dass man Juden nicht ändern kann,
weil Gott es so wollte und Gott sie auf seine Weise
liebt und zum Segen der Völker macht.

Und warum sollen Juden das werden,
was die Kirche unter "guten Christen" versteht ?

Warum sollte Gott ein Bitterfüller
kirchlicher Identität sein ?

# Am Rande der Unterhaltung ging es auch um die „tridentinische Messe“, bei der für das Wohl der Juden gebetet wird – sie mögen endlich umkehren und sich zu Jesus bekennen.

# Nun habe ich persönlich nichts dagegen, dass Menschen, die ich nicht kenne, sich um mein Wohl sorgen. Es ist sicher gut gemeint. ... das vor allem jenen gut tut, die es veranstalten.

# Was mich ein wenig irritiert, ist etwas anderes: Warum beten die frommen Christen nicht für das Wohl der Muslime, sie mögen endlich Allah abschwören und sich zu Jesus bekennen?


# Freilich: Wie die Reaktionen auf die Regensburger Rede des Papstes gezeigt haben, wäre das ein riskantes Unternehmen.

Comment
von   barabe | 20.02.2009 00:48:32 Uhr
Die alte Leier....
In der Tat, der liebe Herr Broder sollte sich einmal klar machen, dass Christen heutzutage (u.a. wieder kürzlich und direkt vom vatikan) erzählt wird, dass niemand, nicht die Christen, nicht die Juden, niemand, für den Tod Jesu verantwortlich ist!!!

Des weiteren ist dem guten Mann scheinbar nicht bekannt, was der ein oder andere "durchgeknallte Rabbi" oder hochangesehene israelische Politiker so von sich gibt, oder dass der Talmud durchaus von rassistischen Zitaten übersät ist. Ob "eine Million Araber nicht einen jüdischen Fingernagel wert sind", ob "alle palästinense Gefangene im toten Meer ertränkt werden sollten" oder "eine Atombombe auf Gaza geschmissen werden soll" (ersteres ein Zitat eines Rabbis, die beiden anderen stammen dem geistreichen Führer der drittstärksten Knesset-Partei, Lieberman). Lieber Herr Broder, stimmen Sie mit diesen Leuten überein oder warum reden Sie nicht darüber, während Sie wild und rigoros auf andere einschlagen können? Ich bin kein Antisemit, ich stimme nicht mit Herrn Williamson überein, und ich denke, dass er das richtige Buch bestellt hat und seine Aussagen korrigieren wird. Schließlich ging Pressac denselben Weg! Ob ihm das den Kopf rettet bleibt zu bezweifeln, schließlich wurde er von den Medien, der Protestantin Frau Merkel und dem Papst schon 10 mal geköpft. Aber auf der anderen Seite hab ich die Nase gestrichen voll vom pro-zionistischen Zentralrat und anderen feinen Pinkeln, die anderen direkt Antisemitismus vorwerfen, wenn man das Denken und Handeln israelischer Spitzenpolitiker und das Wahlverhalten/die Überzeugung der Bevölkerung dort kritisiert. Man wird sich doch wohl noch über Massenmord beklagen dürfen! Wo leben wir denn hier?! Und die Nase voll von einer Regierung die dazu schweigt. UND die Nase voll von Medien und Leuten, die irgendein dahergekommener dreister Holocaustleugner mehr beschäftigt als 1500 Tote und 2000 verletzte aus einem kürzlichen Krieg gegen Zivilbevölkerung. Schalom für _alle_ Gute Nacht.
Comment
von   nyarlat | 20.02.2009 02:06:56 Uhr
Klasse!
Das war der erste Text von Broder der mir als Atheist und Blasphemiker so richtig gefallen hat. Danke!
Comment
von   dali | 20.02.2009 09:39:09 Uhr
@nyarlat
was ist denn ein "Blasphemiker"???
Comment
von   yakiz | 20.02.2009 14:34:32 Uhr
@dali
Oder anders gefragt:
Welches Tun macht ihn zum Blashpemiker?
Comment
von   changnoi | 20.02.2009 05:30:23 Uhr
jesus starb in kashmir!
broder, klasse, weitermachen!
jesus starb in kashmir! (BBC - reportage)
ein hartnaeckiges geruecht das sich seit 2000 jahren in indien haelt, fuer mich wahrscheinlicher als die annahme er waere von den toten auferstanden.
http://www.youtube.com/watch?v=9DXCZFRsyl8
http://www.youtube.com/watch?v=T340DUSq9SY

Comment
von   avianusfabulus | 20.02.2009 08:52:45 Uhr
ich vermute, das wort führte zu diesen regen kommentaren
und beweist, dass broders - vielleicht durch pro-reli - mit sicherem instinkt des journalisten den effektiven reiz setzte. für alle, die aufklärung wünschen, reclam verlag religionsgeschichte, sehr neutral, professoral und unterkühlt. nicht unerwähnt bleiben soll jener eiferer, der seinerzeit <und abermals krähte der hahn> schrieb.
Comment
von   franks. | 20.02.2009 14:53:21 Uhr
"Was mich ein wenig irritiert"
1. Wer den himmlischen Vater kennt, betet (ein Gebet sind nicht nur gemurmelte Worte): DEIN Wille geschehe (in meinem Leben, also: hilf MIR, deinen Willen zu tun); ich vergebe anderen ihre Schuld, bitte vergib MIR auch MEINE Schuld; lass nicht zu, dass ich in Versuchung geführt werde, die stärker ist als ich tragen kann.
2. Es hilft, ist richtig und gut, für andere zu beten, wenn echte Nächstenliebe die Basis ist. Auch wenn das höchste und unantastbare Gut die Entscheidungsfreiheit des Menschen ist - unser himmlischer Vater hat für den Erhalt dieser Entscheidungsfreiheit seinen Sohn hingegeben - und Gott niemanden zu etwas zwingen wird, können wir doch nach dem Gebet aufstehen und etwas für die tun, für die wir gebetet haben. Geschieht das mit Liebe und Respekt, wird die Welt dadurch ein wenig besser.
3. Jedem Menschen steht das Recht und die Freiheit zu, zu glauben und anzubeten, wen oder was er möchte. Wenn jeder diesen Grundsatz respektiert und wenn wir gelernt haben, einander in Liebe zu ertragen, wird es unweigerlich Frieden geben. ABER es fängt BEI MIR selbst an, und nicht damit, dass ich andere "befriede" oder "bekehre".
4. Der Tag kommt, an dem jeder FÜR SEINE EIGENEN TATEN UND GEDANKEN geradestehen muss und der Gerechte sitzt als Richter. Dieses Leben ist die Zeit, da der Mensch sich vorbereiten soll, Gott zu begegnen; der Tag dieses Lebens ist der Tag, da er seine Arbeiten verrichten soll. Wir dürfen den Tag unserer Umkehr nicht bis zum Ende aufzuschieben; denn nach diesem Tag des Lebens, der uns gegeben ist, damit wir uns auf die Ewigkeit vorbereiten - wenn wir unsere Zeit während dieses Lebens nicht nutzbringend anwenden - dann kommt die Nacht der Finsternis, in der keine Arbeit verrichtet werden kann.
Laßt uns daher heute damit beginnen, einander in Liebe zu ertragen und einer für den anderen da zu sein. Lasst unsere Werke gut sein, damit wir etwas vorzuweisen haben, wenn der Tag der Rechenschaft kommt.
Comment
von   eliza | 20.02.2009 18:19:31 Uhr
dies und das - hobbies
@ dali
ich schätzte Menschen mit Hobbies. Statistisch gesehen sind diese Leute ausgeglichen, froh und geduldig.
Comment
von   wilhelm | 20.02.2009 19:53:11 Uhr
franks.
Wäre der Mensch nur gut, sähe die Welt anders aus, keine Frage. Der Gedanke, jeder müsse eines Tages Rechenschaft ablegen, mag die Welt leichter ertragbar machen. Aber er ist nicht sinnvoller, als etwa der Glaube, dass man im Jenseits so viele Pizzas oder Jungfrauen oder Macht haben könne wie man wolle. Pizzas, Jungfrauen, Macht – das sind ganz dumme Gedanken? Richtig. Aber nicht dümmer als die Hoffnung auf ein Jüngstes Gericht. Was der Mensch sich von Gott und dem Jenseits erhofft, dazu hat sich jede Zeit ihre – zeitgemäßen – Vorstellungen gemacht. Heutzutage ist eben Gerechtigkeit modern.
Comment
von   gardie45 | 21.02.2009 11:12:15 Uhr
In Kashmir ...
Das Gefährliche an solchen Verlautbarungen ist, dass bei einer jugendlichen Leserschaft hängen bleiben dürfte, dass Jesus am Kreuz einen Kashmirpullover trug.
Comment
von   wilhelm | 21.02.2009 11:59:26 Uhr
gardie45
Sie unterschätzen die Jugend.

Die von ihren gewohnten, eingefahrenen und reflexionsfrei abgeschliffenen Gleisen nicht mehr wegzubringenden Erwachsenen sind das Problem, nicht die Jugend. (Das werden Sie auch bei den nächsten Wahlen erneut sehen können, wo jene, denen wir den ganzen derzeitige Schlammassel verdangen, wieder die meisten Stimmen erhalten werden.)


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