Eberhard Diepgens Forderung, den Flughafen Tegel über die festgelegte Schließung nach 2011 hinaus offen zu halten, hat unter Tagesspiegel-Lesern im Internet eine Debatte provoziert (www.tagesspiegel.de/tegel). Hier eine Auswahl der Beiträge.
„Klar muss der immer noch supermoderne Flughafen Tegel offen bleiben. Der ist stadtnah, besticht noch immer mit seiner klugen und zeitgemäßen Architektur. Alle Flüge sind schnell im Kreisverkehr zu erreichen.“
„Offenhaltung von Tegel ist genauso wenig möglich wie die Wiedereröffnung von Tempelhof. Rechtlich sind die Flughäfen – Tegel ab 2012 – zu. Endgültig.“
„Mich freut Diepgens späte Einsicht – allerdings kommt sie zu spät, da wird wohl nichts mehr rückgängig gemacht. Leider.“
„Wenn schon nicht Tempelhof, dann wenigsten Tegel! Wird Berlin einmal eine Weltstadt, wird sie mit einem innerstädtischen Flughafen für Geschäftsreisende, Regierungsflughafen und als Link zu Schönefeld einen riesigen Vorteil haben. Manche Weltstadt würde sich die Hände reiben, wären solche Voraussetzungen gegeben.“
„Bestens! Tegel ist der beste Flughafen der Welt – gibt kaum einen, der kundenfreundlicher ist. Keine weiten (Anfahrts-)Wege und keine bescheuerten Erlebnis-Shopping-Malls. Und zum Rauchen kurz vor die Tür.“
„Keine weiten Anfahrtswege? Sorry, der Großteil der Stadt hat sehr wohl einen weiten Anfahrtsweg. Schönefeld ist günstiger gelegen, weil besser angebunden und auch zukünftig nochmals besser angebunden. Die zwei Busse, die Tegel anfahren, kann man getrost in die Tonne werfen.“
„Die Frontstadt-CDU hat sich wieder zu Wort gemeldet. Kommt die CDU überhaupt nicht mehr in der wiedervereinigten Stadt an? Die Partei mit ihrer Reinickendorfer Kirchturmpolitik ignoriert in ihrer Borniertheit die Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts.“
„Ich stimme Herrn Diepgen zu – unter der Bedingung, dass mit der Offenhaltung Tegels die juristischen Beschränkungen für BBI-Schönefeld gelockert würden, so dass Nachtflug möglich wird, der Ausbau einer dritten Landebahn möglich wird und die Lufthansa zu größerem Engagement in BBI bereit sein könnte.“
„Schönefeld liegt für viele Berliner genauso zentral wie Tegel. Wenn es dann wirklich mal eng werden sollte, kann man ja immer noch einen neuen Flughafen in Sperenberg bauen.“
„Diepgen hat recht. Dann sollte man aber auch endlich einen vernünftigen U- bzw. S-Bahnanschluss nach TXL bauen.“
„Es ist doch immer wieder dasselbe: Unter dem Motto „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern“ wird jetzt die Diskussion über die Offenhaltung von Tegel angeschoben. Wohl, um die Berliner auf eine solche Option einzustimmen. Schließlich haben wir bald Wahlen. Man kann zu dieser Diskussion nur sagen: Bürger werden verschaukelt. Vertrauen in die Politik kann man damit nicht entwickeln. Tegel als innerstädtischer Flughafen gehört geschlossen. Ein Flughafen hat in einem solch dicht besiedeltem Gebiet nichts mehr zu suchen. Berlin ist keine Insel mehr.“
„Andere Großstädte würden sich alle zehn Finger ablecken für einen derartig zentral gelegenen, durchaus großen und leistungsfähigen Flughafen – auch wenn Hellersdorfern Tegel fast schon wie Hamburg vorkommen mag.“
„Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zu BBI sagt: ,Im Zusammenhang mit der Zulassung des Ausbauvorhabens am Standort Schönefeld gewinnt die Entscheidung, die Flughäfen Tegel und Tempelhof zu schließen, planungsrechtlichen Charakter.‘“
(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 23.02.2009)
Kommentare [ 9 ] Kommentar hinzufügen »
Unabhängig von seinen Motiven das Thema Tegel jetzt auf die Tagesordnung zu bringen, über die man spekulieren mag, sollte Berlin m.E. darüber dankbar sein!
Denn:
1) Es zwingt hoffentlich sämtliche Verantwortliche für die Stadtplanung, allen voran der verschnarchte Dilettantenstadel alias rotroter Senat, sich schon JETZT seriös mit einer etwaigen Nach- oder Weiternutzung zu beschäftigen und Konzepte dafür zu entwickeln, damit diese fertig sind, falls Tegel in 3 - 5 Jahren schließen sollte.
Von der Fläche und der ökonomischen Beddeutung her ist dies eine Aufgabe, die noch eine Nummer größer wird als in THF und es wäre fatal, wenn man hier wieder erst im Monat nach der Schließung mit ersten "Call for Ideas" begänne.
2.)
Diepgen legt den Finger ehrlicherweise in eine Wunde, die insgesamt viel größer ist, als das ganze THF-Desaster oder die BBI Fehlpalnungen für sich genommen. Es geht dabei nicht um nostalgische (West)berliner Emotionen!
Sondern es geht dabei um die gesamte Luftfahrt-Infrastruktur in und um Berlin, die nicht passt und künftig wahrscheinlich noch weniger passend ist, obwohl diese gerade für Berlin enorm wichtig ist. Denn:
Auch ohne Mauer hat Berlin eine Insel- bzw. Randlage:
Außer Leipzig, Hannover und HH liegt keine relevante Stadt in einer Entfernung die man (morgens hin abends zurück) als Geschäftsreisender ohne Flieger erreichen kann.
Die Prognosen & Planungen von 1996 passen mit den Realitäten des heutigen Luftverkehrs nicht zusammen, dieser hat sich ganz anders entwickelt, wichtige Grundannahmen von damals (z.B. BBI als Drehkreuz) haben sich zerschlagen, anderes (z.B. Billigflieger) wurde nicht erwartet.
Daher ist es wichtig, die Planungen von 1996 nicht stur wie Schafe zu exekutieren, sondern man muss das ganze Konzept neu überdenken. In diese Überlegungen muss man unabhängig von den juristischen Problemen auch Tegel mit einbeziehen!
Als wir Anfang der 90iger hier gebaut haben, sollte Tegel im Jahr 2000(!) schließen und nur darum haben wir den Lärm akzeptiert. Dann, nach dem 11.9.2001 wurde über der Innenstadt ein Flugverbot verhängt, mit der Folge, dass die Einflugschneise deutlich nach Norden wanderte. Nun wohne ich direkt drunter!
Fast 300 Starts und Landungen täglich, meist bis Mitternacht.
Von der Lärmbelästigung einmal abgesehen, wie sieht es denn mit der Sicherheit aus? Ist nicht gerade erst ein Flugzeug beim Landeanflug auf Buffalo auf ein Wohngebiet gestürzt.
Ich fliege auch oft geschäftlich. Ich benötige Tegel nicht, da alles über Schönefeld genauso abgewickelt werden kann. Übrigens fahre ich eine Stunde durch die Stadt nach Tegel oder Schönefeld. Der Westen Berlins hat die Stadtautobahn und die geht in wenigen Minuten neuerdings fast bis ans Terminal von SXF!
Also unabhängig von Recht und Gesetz wird Tegel in drei Jahren geschlossen.
Wie kurzsichtig kann man eigentlich sein?
Schönefeld wird doch unser neues Tegel!: „Hier können wir alles neu machen“ (gegenüber Tegel) (Schwarz)
Unser (leider falscher) „Sonnenkönig“ (CDU) hat sich trotz verschärfter juristischer Beschränkung so entschieden – untertützt von seinem rheinländischen Flughafenchef vom Konkurrenzflughafen Düsseldorf.
Wie diese Art von Tegel-Diskussion leider zeigt, ist Schönefeld schon eine Berliner Meisterleistung.
Sperenberg ist in DIESEM Berlin kaum denkbar – leider!
Das 2. Lufthansa-Drehkreuz kann nach München entschwinden – ins 28 km entfernte Erdinger Moos mit Lufthansa-Zubringer-Diensten –
Hier hat man noch 10 Jahre später, als die Lufthansa vom möglichen 3. deutschen Drehkreuz REDET, nicht verstanden, wovon die Rede sein könnte – leider,
Oder nicht verstehen wollen oder sich nicht glauben wollen, oder es nicht können!
Es kann doch nicht so schwer sein, sich Gedanken über eine sinnvolle innerstädtische Anbindung von Schönefeld zu machen.
Das ist eine Lösung. Die Offenhaltung von Tegel ist rechtlich nicht möglich (hatten wir schon mal, hilft aber einigen nicht zum Erkenntnisgewinn).
Die Flugbewegungen in Tegel sind mehrfach um Millionen im Jahr mit provisorischen Anbauten gestiegen.
Glaubt hier eigentlich irgendjemand, dass das für die Anwohner in den betroffenen sich immer breiter darstellenden Flugschneisen so richtig lustig ist? Insbesondere wenn das Nachtflugverbot ab 23 Uhr großteils ignoriert wird, obwohl es auf anderen Flughäfen durchaus möglich ist und funktioniert?
Warum ist in der Innenstadt kein Flugverkehr? Wahrscheinlich damit die lärmberuhigten Tempodreißigzonen überhaupt zu merken sind und dort ein bäuerliches Idyll herrscht?
Okay: Erlaubt das Rauchen, jeden Lärm und schafft jeden Schutz von Gesundheit ab und vergesst dabei nicht das Grundgesetz gleich mit wegzuwerfen.
Denn die freie Wirtschaft muss frei sein, sonst wird das nichts. Die Banken- und Wirtschaftskrise liegt natürlich auch nur an Begrenzungen der Wirtschaft durch den Staat (also der Allgemeinheit).
Das war jetzt genug Ironie. Was scheren uns Recht und Gesetz, das Bauchgefühl muss her. Wer bereitet den nächsten Volksentscheid vor? (Also doch noch etwas Ironie.)