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Wenn das Internet zum Intranet wird

Weltweit sind rund 70 Cyberdissidenten in Haft. Sie haben ihre Meinung via Internet verbreitet und dafür ihre Freiheit verloren.

Logo von Reporter ohne Grenzen Die Botschaft der Volksrepublik China fotografiert durch ein Protestbanner der Organisation "Reporter ohne Grenzen" während einer Demonstration. DruckenSendenLeserbrief
Anlässlich des Welttags gegen Internetzensur zieht Reporter ohne Grenzen (ROG) eine traurige Bilanz. Derzeit sind weltweit mindestens 70 Cyberdissidenten in Haft, weil sie ihr Recht auf Meinungsfreiheit im Internet wahrgenommen haben. Das größte Gefängnis für Blogger ist China, gefolgt von Vietnam und dem Iran. Zwölf Länder haben laut ROG den Titel "Feinde des Internets" verdient. Zu den Übeltätern zählen Ägypten, Myanmar (ehemaliges Burma), China, Iran, Kuba, Nordkorea, Saudi Arabien, Syrien, Tunesien, Turkmenistan, Usbekistan und Vietnam. "Diese Staaten haben das Internet zu einem Intranet gemacht, um damit die Bevölkerung am Zugang zu 'unerwünschten' Online-Informationen zu hindern", so ROG.

Neben der Überwachung und Kontrolle von Informationen im Web würden unliebsame Internetnutzer in den zwölf genannten Staaten systematisch verfolgt. "Unter dem Vorwand, moralische Normen, die nationale Sicherheit, Religion, die Rechte ethnischer Minderheiten oder gar das 'spirituell-kulturelle' und wissenschaftliche Potenzial eines Landes zu beschützen, wird in vielen Ländern Internetzensur betrieben", so die Pressesprecherin von ROG.

1. Feind des Internets - China

Auf Platz eins der Liste der "Feinde des Internets" befindet sich China. Laut ROG sind dort 50 Cyberdissidenten in Haft. Die meisten von ihnen sollen, laut chinesischen Behörden, "Staatsgeheimnisse im Ausland preisgegeben" haben. "Die zahlreichen Zensurmaßnahmen der chinesischen Regierung weisen einen hohen Organisationsgrad auf. Fast 40.000 staatliche Mitarbeiter kontrollieren Online-Inhalte", heißt es von ROG.

Auch in Myanmar (ehemaliges Burma), Usbekistan, Turkmenistan und Saudi Arabien gebe es eine sehr strenge Online-Überwachung. Ähnlich akut sei die Lage auch im Iran, wo regelmäßig Blogger festgenommen würden.


Wenn sich der Staat einschleicht

"In unserem Bericht gehen wir auch auf neuere Zensurformen wie die sogenannte 'partizipative Zensur' ein. Darunter wird das Einstellen von persönlichen Kommentaren im Auftrag der Regierung verstanden", erläuterte Rubina Möhring, Präsidentin von ROG Österreich. Das ist besonders gefährlich, weil der normale User die eingeschlichene Meinung von Staatsbeamten, die sich als User tarnen, unter Umständen nicht erkennt. Ein großes Maß an Medienkompetenz ist erforderlich. "Ohne eine entsprechende Aufklärung ist die Gefahr groß, dass solche bewussten Falschinformationen tatsächlich als persönliche User-Statements verstanden werden. In Anbetracht solcher Praktiken ist es ungemein wichtig, schon so früh wie möglich in den Schulen mit dem nötigen Medienunterricht zu beginnen", so Möhring weiter.

Artikel vom 13.03.2009 11:06 | pressetext.at | mn

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