Freie Szene Revisionismus ENDSTATION RECHTS eröffnet Diskussion zu Interview mit Prof. Flaig
ENDSTATION RECHTS eröffnet Diskussion zu Interview mit Prof. Flaig
Geschrieben von: Mathias Brodkorb   
Freitag, 04. Januar 2008 um 17:44
egon-flaigBereits kurz nach Veröffentlichung unseres Interviews mit Prof. Egon Flaig (Universität Greifswald) erreichten uns die ersten kritischen Zuschriften. Wir haben uns daher entschlossen, die Diskussion zu eröffnen. Den Anfang macht der Landesvorsitzende der JungsozialistInnen in der SPD MV.

Derzeitiger Stand: 6 Kommentare
Contra: Robert Hagen, Birgit Kramp, Martin Stobbe, Hans-Peter Paulenz
Pro: Torsten Gebert, Jürgen Röver


Wer uns ebenfalls einen Kommentar zuschicken möchte, kann dies hier tun. Allerdings behalten wir uns vor, den Beitrag redaktionell zu kürzen und ihn nur zu veröffentlichen, wenn er folgende Kriterien erfüllt:

1. Er muss sachlich gehalten sein und darf keinerlei Beleidigungen enthalten.
2. Er sollte nicht nur Meinungen beinhalten, sondern vor allem Argumente und Belege für diese Meinungen bieten.
3. Er darf keinerlei rassistische, fremdenfeindliche oder gesetzwidrige Äußerungen beinhalten.



Was du nicht willst, dass man dir tu',
das füg' auch keinem andern zu


robert-hagenRobert Hagen
Juso-Landesvorsitzender MV

Prof. Flaig hat in einem Artikel im "Merkur" darauf hingewiesen, dass der Holocaust genauso singulär wäre wie der "Rotz" in seiner Nase. In einem Interview auf www.endstation-rechts.de hat er ausgeführt, dass er mit dieser Ausdrucksweise bewusst provozieren und Diskussionen über eine freie Wissenschaft anregen wollte. Indes dürfte genau das Gegenteil der Fall sein. Denn seitdem wird eben nicht über den wissenschaftlich ernstzunehmenden Teil an Flaigs Thesen, sondern über die Art und Weise seiner Äußerungen diskutiert. Insofern hat sich Flaig selbst praktisch widerlegt: Provokationen können selten sachliche Debatten auslösen, wohl aber Diskursverweigerung, weil die Beteiligten nicht das Gefühl haben, vom Gesprächspartner ernst genommen zu werden.

Man kann Verständnis dafür haben, dass ein Auschwitz-Überlebender schwer an Flaigs Thesen zu tragen hat - oder vielmehr an dessen unsensiblen und sachlich unnötigen Vergleichen: Ist es nicht Flaig selbst gewesen, der seinen "Rotz" als "unappetitlichen Substanz" bezeichnete? Und ist ein solcher Vergleich vor dem Hintergrund des in Auschwitz geschehenen Leids wirklich unproblematisch? Er führt vor allem in die Irre: Denn bei den Diskussionen um "Singularität" geht es nicht darum, dass ein Ereignis so und in dieser Form nicht wiederholbar ist, sondern ob das Ausmaß an Leid, das wir mit Auschwitz verbinden, (bisher) historisch einmalig ist oder nicht. Hierüber kann man gerne diskutieren, aber "Rotz" trägt dazu in der Sache sicher nichts bei.

Bemerkenswert wird es, wenn Flaig die Berichterstattung der Ostsee-Zeitung als "Verleumdung" kritisiert. Sicher gibt es gute Gründe, dies so zu sehen. Aber kann Prof. Flaig das tun, ohne sich in einen Widerspruch zu verwickeln? Die OZ hat keine Aussage getroffen, die in der Sache für sich angreifbar ist. Wohl aber hat sie Fragen gestellt und Kontexte konstruiert, die man als nicht gerechtfertigt ansehen kann, die aber eine interpretatorische Leistung der LeserIn voraussetzen und nicht schon für sich sprechen. Aber war es nicht ausgerechnet Flaig, der im Interview mit www.endstation-rechts.de mit Blick auf seine Ausdrucksweise sagte: "(...) kein Überlebender kann mich dazu nötigen, die Wahrheit nicht zu sagen. (...) Und kein Überlebender hat das Recht, mit dem Hinweis auf ‚Beleidigtsein’ mir meine Gedanken, mündlich oder schriftlich geäußert, zu verbieten." Wenn Prof. Flaig dies aber denkt, hat er umgekehrt nicht das Recht, die Ostsee-Zeitung für ihre Berichterstattung zu kritisieren. Wie heißt es doch so schön: Was du nicht willst, dass man dir tu', das füg' auch keinem andern zu.



Mögen wir doch alle still sein?

Birgit Kramp

Mit Flaigs Äußerungen, dass kein Überlebender des Holocaust ihm sagen dürfe, was er zu denken und zu schreiben habe, gibt wieder einmal ein „anerkannter Akademiker“ allen Neonazis einen Freibrief für „ihre Meinungsfreiheit“. Schöner hätte es Udo Pastörs auch nicht ausdrücken können. Schade. Ich muss zugeben, dass ich ab hier nicht weiter gelesen habe.

Auffallend ist, dass der Herr Prof. Flaig zwar die „Sachebene“ von seinen Lesern einfordern möchte, sie selber aber nicht einhält. Ausdrucksweisen wie „Jedweder Idiot“ sind nicht sachlich und erzeugen beim Leser automatisch negative Emotionen. Behauptungen wie „Wer mich missversteht – […]- ist entweder der deutschen Sprache nicht mächtig, oder geistig nicht in der Lage, einer theoretischen Überlegung zu folgen.“ sind auch nicht sachlich, denn sie lassen sich sicher nicht wissenschaftlich nachweisen. Vielmehr erweckt es den Eindruck gewisser Hilflosigkeit. Es scheint Herr Prof. Flaig wird die Geister, die er rief, nicht mehr los. Meine ganz persönliche Meinung ist: Er wollte mit Hilfe solcher Provokation schnell mal eben bundesweit bekannt werden. Aber jetzt muss er feststellen, dass sich nicht nur Wissenschaftler äußern, sondern auch der ganz normale „Mob“ sein erlauchtes Werk kritisiert. Mit anderen Worten, eigentlich ist es vollkommen unter seiner Würde sich mit „normalen Menschen“ über seine Arbeit zu unterhalten. Denn entweder sind wir der deutschen Sprache nicht mächtig, oder aber wir können seinen „logischen Gedanken“ nicht folgen. Also bitte, mögen wir doch alle still sein.

Ich möchte aber nicht still sein, sondern Zivilcourage zeigen und meine Verärgerung über solche Äußerungen (kurz vor zwei Landtagswahlen) zum Ausdruck bringen. Auch wenn mein Gegenüber einen Titel wie Prof. trägt und mir zu suggerieren versucht: „Du hast keinen Titel, also auch keine Ahnung.“

Menschlichkeit, Mitgefühl und Gerechtigkeitssinn sind nicht vom Bildungsgrad abhängig! Es sind Eigenschaften, die Menschen einfach so haben. Die einen mehr, die anderen weniger.



Der Unterschied zwischen logischer und moralischer Singularität sowie das Problem einer analytischen Betrachtung der Schoah

Martin Stobbe

Das mittlerweile wohlbekannte und gut geführte Interview von Endstation Rechts enthält vor allem drei fundamentale Punkte, in denen Herr Prof. Flaig, entgegen aller eigener Selbststilisierung als ausgezeichneter Wissenschaftler, sich selbst in begriffliche Probleme verstrickt.

1. Zur Frage der Gleichsetzung von Rotz und Warschauer Ghetto. Es sei nocheinmal zitiert: "Wer wird bestreiten, daß das Warschauer Ghetto »singulär« war? Aber jede einzelne Krankheit meines Großvaters war es ebenso. Sogar der Rotz in meinem Taschentuch ist singulär..." Zum einen halte ich es für Unsinn zu behaupten, dass eine Aufzählung wie diese keinen Zusammenhang enthält. Die vorliegenden Sätze lauten logisch aufgelöst wie folgt: A ist singulär und B ist singulär. Natürlich folgt daraus zunächst NICHT, dass A gleich B ist, aber dennoch ist der transitive Zusammenhang über ein gemeinsames logisches Attribut wohl unübersehbar. Warum Prof. Flaig den Begriff des Zusammenhanges in Anführungszeichen setzen ließ (siehe Verschriftlichung des Interviews) hängt vielleicht damit zusammen, dass er die begriffliche Schärfe, die er so oft beschwört, selbst nicht einhalten kann. Es besteht in seinem Text de facto ein Zusammenhang zwischen Ghetto und Rotz, das ist unleugbar. Vielleicht ist der Wert dieses Zusammenhanges mit den gesetzten Anführungszeichen angesprochen. Es ist natürlich richtig, dass in einem Satzgefüge irgendwie jedes Wort mit jedem im Zusammenhang steht, aber der hier hergestellte ist unübersehbar eng und auch genauso gemeint. Es als rhetorisches Mittel zu bezeichnen erscheint hier mehr als unangemessen schon aus dem Grunde, weil Prof. Flaig selbst weiter oben im Interview seinen Rezipientenkreis auf wissenschaftliche Kreise reduziert aber plötzlich behauptet, dass man diese Mittelchen bräuchte, um überhaupt erhört zu werden. Ich bezweifle stark, dass ein Mitglied der scientific community ein derart billiges Analogon benötigt, um zu verstehen, was gemeint ist. Wenn Prof. Flaig seinen Kollegen wirklich so wenig Kompetenz zutraut, dann ist das beschämend. Aber Endstation Rechts hat bereits darauf hingewiesen.

2. Was mir jedoch wichtiger erscheint als Prof. Flaigs Antworten auf Inkonsistenzen zu prüfen, ist seine Stellungnahme zur Logik, auf die sich seine Apologie seines Artikels primär beruft. Es geht ihm stets darum auszusagen, dass es logisch unsinnig wäre, zu behaupten, es gäbe etwas Unvergleichbares. Damit will er, wenn ich es richtig verstanden habe, eine Art Denkverbot aufheben, das durch einen sofortigen Aufschrei gesetzt wird, wenn jemand die Schoah (oder andere Genozide, und ja, hiermit vergleiche ich) mit anderen Verbrechen vergleicht. Das Unterfangen, Letzteres zu verhindern, ist mir von Grund auf sympathisch. Es ist richtig, dass ein sogenanntes Denkverbot aufgrund einer eventuellen Hyperverabsolutierung die Folge sein kann. Ebenso ist es richtig, dass ein Vergleich auf logischer Ebene bereits vorliegen muss, um eine Unvergleichbarkeit zu konstatieren, so dass eine Unvergleichbarkeit logisch nicht möglich ist. Was er dabei verkennt, ist, dass im Zusammenhang mit der Schoah eine moralische Unvergleichbarkeit gemeint ist, eine Unvergleichbarkeit, die das so genannte Unfassbare daran kennzeichnen will. Vielleicht würde hier nämlich das Wort Unvergleichlichkeit die Schwierigkeit beseitigen. Die Schoah kann wohl kaum überstilisiert werden, denn sie ist ein in der Tat unfassbares und im moralischen Sinne durchaus singuläres Ereignis, insofern es schlicht mit herkömmlichen Begriffen nicht zu begreifen ist, was genau dort geschehen ist. Wenn Prof. Flaig behauptet, er könne dieses Verbrechen (wobei auch dieser Begriff nicht zu treffen scheint) begreifen, gratuliere ich ihm dazu. Es ist jedoch seit Adorno, Lyotard und anderen Autoren bekannt, dass die Marginalisierung und das logische Vergleichen dieser Art von Verbrechen eine gewisse Beruhigung des Denkens produziert, die genau das wäre, was hier verhindert werden soll. Eine Beruhigung des Gewissens geht damit einher. Es wird mit dieser Beruhigung eine infinite Denkbewegung aufgehoben, die aufgerufen wäre, das Unfassbare trotzdem zu fassen (ob dieses Paradoxons ist sie infinit). Und was sollten außerdem die Vergleichspunkte sein? Die Anzahl der Opfer, die Art der Mordinstrumente oder vielleicht der logistisch-technische Aufwand? Jedes Vergleichskriterium würde das, was passiert ist, auf den Begriff bringen und somit einen Identitätszwang da auslösen, wo er dringend zu vermeiden ist, weil jeder Begriff absurd erscheinen müsste aus den zuvor genannten Gründen. Dabei muss ganz klar, und hier stimme ich Prof. Flaig zu, vermieden werden, dass es zu einer Mystifizierung kommt, die jedes Nachdenken abbricht. Aber der von ihm vorgeschlagene Weg kann nicht geeignet sein. Ich gebe zu bedenken, dass ein Verständnis der Schoah vielleicht nicht einer Wissenschaft, wie Flaig sie im Auge hat obliegt, nämlich einer analytischen.

3. Im Übrigen ist es alarmierend, mit welcher Selbstsicherheit Prof. Flaig immer wieder betont, seine Adressaten entstammten einem elitären Kreis von Wissenschaftlern und das obwohl sein Thema wohl unbestreitbar ein durchaus öffentliches ist, auch wenn die wenigsten sich mit dem Problem der Singularität und der Vergleichbarkeit historischer Ereignisse auseinandersetzen. Dass viele Verbrecher aus den falschen politischen Lagern genau das herausgreifen, was nicht eigentlicher Inhalt des Artikels ist, würde ich grundsätzlich ebenso wie Prof. Flaig nicht als Verantwortung des Verfassers eines Artikels sehen. Aber es lässt sich kaum abstreiten, dass, wie Punkt 1 gezeigt hat, hier ein wahres Fressen zum Missverständnis, wenn es denn eines ist, aufgetischt wurde. Warum das Interview mit Matthias Brodkorb nun nicht genutzt wurde, um sich gezielt zu distanzieren, lässt mich stutzen. Der Kommentar, dass aus jeder Schrift alles und zu jeder Zeit für die eigene politische Meinung herausgepflückt werden könne, stimmt natürlich, aber manche Texte ziehen das geradezu an - so wie der umstrittene.

Wenn moralische Bedenken zu geben jetzt übrigens als Terror bezeichnet wird, dann frage ich mich, wer hier wen mundtot machen will und äußere rückwirkend mit doppelter Sicherheit das oben Gesagte. Aber zu diesem Punkt hat ja bereits Robert Hagen Stellung genommen.



Man braucht Flaig nicht weiter zu beachten

Hans-Peter Paulenz
Manila, Philippinen

Der Herr Prof. Flaig hat einen knallharten intellektuellen Lattenschuss gelandet, der offenbar in die rechte obere Ecke gehen sollte. Nun wundert er sich, dass Einige in der rechten Kurve dauernd "Tooor" brüllen bzw. es ist ihm scheinbar egal, und er kann auch nicht nachvollziehen, dass andere eventuell betroffen sind über sein unpassendes Beispiel mit seinem unvergleichlichen Rotz. Das ist nicht nur rotzfrech, es ist vor allem historisch und intellektuell unredlich und ein Verrat an jeder wirklich wissenschaftlichen Diskussion.

Um es mit Nicolas Gomez Davila zu sagen, der übrigens gelegentlich auch von der Rechten Intelligentsia vereinnahmt wird: "Es gibt Wesen, die in jedem Morgengrauen nur die günstige Gelegenheit eines Verrats sehen."
Seine eigene Vernunft hätte Flaig an daran hindern sollen, derart leichtfertige Formulierungen in die Welt zu setzen, Provokation hin oder her. Das kann man auch anders haben - selbst als Professor.

Die Arroganz und Rechthaberei seiner Argumente im Namen der "Freiheit des Worts und der Wissenschaft" disqualifizieren ihn als Historiker ebenso wie als Akademiker. Noch dazu hat er die eigene Freiheit der Publikation missbraucht.

Fazit: Man braucht ihn nicht weiter zu beachten. Er hat sich selbst erledigt, und zwar mit Vollgas.



Prof. Flaig hat recht

Torsten Gebert

Die bisherigen Beiträge sind sehr interessant zu lesen und bestätigen die Aussagen von Herrn Prof. Flaig.

Er schreibt einen Artikel in der Zeitschrift "Merkur" einen Artikel, der dem Selbstverständnis dieser Zeitschrift entspricht. "Der Merkur war nie das Organ einer Partei oder Weltanschauung, demzufolge ist die Leserschaft auch kaum über politische oder ästhetische Kriterien zu definieren. Im Gegenteil: Kluger Widerspruch zu herrschenden Meinungen, und seien es die der Herausgeber, gehört zum Konzept der Zeitschrift. Der Merkur versteht sich nicht als Rufer in der Wüste, er ist kein Archiv humanistischer Bildungsideen: Monat für Monat wird ein Heft vorgelegt, das den Anspruch erhebt, solche Ideen zu vergegenständlichen." (www.merkur-online.de -> Selbstdarstellung)

Die Leser dieser Zeitschrift sind vor allem im akademischen Umfeld zu suchen. Damit ist die Zielgruppe der Zeitschrift und damit des Artikels von Prof. Flaig klar dargestellt. Es handelt sich um eine "elitäre" Zielgruppe.

Im Artikel geht Prof. Flaig auf die Vergleichbarkeit von Ereignissen, besser von Systemen ein. Im wissenschaftlichen Sinn ist zunächst alles vergleichbar. Wäre es nicht so, wären wir nicht in der Lage ein Modell des Systems zu schaffen. Eine wissenschaftliche Untersuchung wäre demnach nicht möglich.

Weiter geht er davon aus, dass die Aussage "ein Ereignis ist einmalig", also singulär, banal ist. Viel interessanter und erkenntnisreicher ist jedoch der Vergleich. Denn nur so kann es gelingen, Dinge zu kategorisieren. Nur wenn Unterschiede zwischen A und B feststellbar sind, können A und B benannt werden, ohne das A und B das Gleiche sind. Ein Vergleich ist - auch in der Alltagssprache - kein Gleichsetzen! Das haben wir alle bereits in der Schule gelernt - benötigt also keinen akademischen Titel.

Doch Herrn Prof. Flaig geht es in seinem Artikel um mehr. Ein Kernthema ist der von ihm postulierte "moralische Terror". Er versteht hierunter die durch die politischen Mächte vorgegebene Moral. Eine Moral, die vorgibt, was man denken, sagen und schreiben darf. Und ja, er existiert in Deutschland. Wir können uns jedoch glücklich schätzen; wir sind nicht allein.

Mit dem Zitat "Freiheit ist die Freiheit des Andersdenkenden" trifft Prof. Flaig positiv, worum es ihm geht. Die Freiheit in einem Staat kann eben daran gemessen werden, wieviel Freiheit er Andersdenkenden und Minderheiten zugesteht. Der Staat stellt die politische Macht und deren Gewalt dar. Und Ausübung von Gewalt, auch die eines Staates, kann im Terror enden. Engt die politische Führung den Wertekorridor stark ein und geht mit der ihr möglichen Gewalt gegen Andersdenkende vor, so kann es durchaus zum moralischen Terror führen.

Ich bin beindruckt, dass meine Vorkommentatoren wissen, was die Opfer des NS-Regimes fühlen müssen, wenn Prof. Flaig dies oder jenes sagt, ohne jemals in der Rolle gewesen zu sein. Das ist anmaßend!

Dass Neonazis, aber nicht nur sie, Aussagen gut heißen, die die "Freiheit der Andersdenkenden" beinhalten, ist verständlich - passen Sie doch aus ihrer Sicht genau auf sie. Nur weil die "Rechten" sie gut heißen, sind die Aussagen nicht falsch - sondern werden von jedem wahren Demokraten als wahr angesehen.



Die Zensur in uns selbst

Jürgen Röver

Allein die Tatsache, dass diese Diskussion stattfindet, stattfinden kann, beweißt, dass wir uns nicht unter dem Regime eines moralischen Terrors befinden. Noch nicht.

Die Art und Weise der Argumentation der moralischen Instanzen allerdings lässt erkennen, dass wir nicht weit davon entfernt sind.

Der immer wieder falsch zitierte Satz von Herrn Prof. Flaig, welcher die „Schoah“ und „Rotz“ angeblich in einem Atemzug nennt, ist allein Thema der Diskussion. Kein Wort über die Zensur der öffentlichen Rede, der wir uns selbst unterziehen, um selbsternannten moralischen Sittenwächtern gerecht zu werden. Verkümmerung der Diskussionskultur, der Meinungsfreiheit, der Meinungsbildung und der Sprache sind die nicht übersehbaren Folgen.

Natürlich kann man Ghettos vergleichen. Nur so kann man zu dem Schluss kommen, dass die jüdischen Ghettos der Nazizeit eine unglaubliche, weder vorher noch nachher existierende Perversion waren.

Natürlich kann eine Eva Herrmann der Meinung Ausdruck verleihen, dass im Dritten Reich die Werte der Familie hoch geachtet wurden, nur so entsteht die Möglichkeit, ihr ihren Irrglauben argumentativ zu nehmen.

Natürlich kann man Herrn Schäuble mit Dschingis Kahn, Erich Mielke, Goebbels oder Heinz Ehrhard vergleichen, um eben Unterschiede festzustellen.




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