Mittwoch, 18. März 2009 | Schriftgröße: AAA

» Registrieren / Anmelden

Einfach sparen

Effiziente Dynamik: Wo die größten Chancen warten. Warum Fahrspaß wichtig ist. Wer die sparsamsten Autos baut.

Stau Die Masse zählt: Immer mehr Hersteller zeigen, dass Spritsparen für Mio. Pkw schnell und günstig möglich ist. DruckenSendenLeserbrief
Sie sind hoch geschätzt ob ihres überdurchschnittlichen Fachwissens und gefürchtet ob ihres scharfen Witzes, beide geboren in Wien und in Deutschland zu höchsten Ehren gekommen: Prof. Leopold Mikulic, 56, Antriebsentwicklungschef Pkw bei Mercedes, und Prof. Fritz Indra, 68, Ex-Vorausentwicklungschef von GM. Auf dem Genfer Autosalon haben sie im Motor-KURIER-Gespräch aktuelle Trends erklärt.



Intelligent Simplicity
"Es ist bemerkenswert, dass viele Firmen nun glauben, mit Vollhybriden oder Elektroautos das schlecht gehende Geschäft wieder anzukurbeln. Stattdessen nehmen die Leute die Prämien und kaufen sich ein intelligent einfaches Auto." Indra, in der Branche als Prophet der "Intelligent Simplicity" bekannt, sieht die aktuelle Krise als Riesenchance, dass die Autohersteller wieder zum ganzheitlichen Denken, sprich, zur Intelligent Simplicity zurückkehren.


Indra: "Man muss wieder dazu kommen, dass man schon in der Konstruktion überlegt, Dinge einfach zu machen." Es sei aber deutlich schwieriger, einen flexiblen Basismotor zu entwickeln, der in möglichst viele Modelle passt und so enorme Kosten in der Produktion spart, als für jedes Nischenmodell eigene Motoren zu machen, womit man bei der geringsten Absatzkrise keine Chance mehr auf ausreichende Stückzahlen hat.



Als "Paradebeispiel für Intelligent Simplicity" nennt Indra die unter dem Begriff "Efficient Dynamics" gebündelten Spritsparmaßnahmen von BMW. Sie sind eine Minimalversion eines Hybridantriebs, die in der Masse enorm viel bringt (siehe unten), aber nur einen Bruchteil eines Vollhybrid- oder Elektroantriebs mit Lithium-Akkus kostet.



Indra ist vom generellen Durchbruch einfacher Startergeneratoren und von Start-Stopp-Systemen überzeugt. Letztere bringen in der Stadt bis zu 8 % Spriteinsparung. Dass sie inzwischen so klaglos und komfortabel funktionieren und bei Weitem nicht mit früheren Ansätzen vergleichbar sind, erklärt Indra so: "Motoren sind 120 Jahre alt, aber erst seit rund fünf Jahren beschäftigt man sich mit der Frage, wie springt ein Motor überhaupt an. Durch einen neuen Sensor weiß man heute ganz genau, wann er zündet. Er ist daher leicht zu starten, ideal für die neuen Systeme."

Downsizing
Den einfachen und nur wenige Kilowatt starken Startergenerator wiederum sieht Indra als Voraussetzung für den Erfolg von Downsizing. Diese Verkleinerung des Hubraums ist derzeit eine der beliebtesten Möglichkeiten, bei gleich bleibender Leistung den Spritverbrauch des Autos zu senken. Indra: "Reines Downsizing wird sich nicht durchsetzen. Die Leute wollen ja weiter Freude am Fahren haben und flottes Anfahren wird die Höchstgeschwindigkeit als Kriterium für Fahrfreude ablösen."

Leistung
Trotz des aktuellen Trends zu leistungsschwächeren Motoren erkennt Prof. Leopold Mikulic, Antriebsentwicklungschef Pkw von Mercedes, kein Ende des Leistungsbooms. Aber: "Große Zuwächse sehen wir hier nicht mehr." Grundsätzlich meint Mikulic: "Wenn gleichzeitig ein geringerer Verbrauch erreicht wird, ist das Thema höhere Leistung durchaus vertretbar."



Ein Mindestmaß an Leistung sei notwendig, um mit dem Verkehr gefahrlos mitschwimmen zu können. Das habe weniger mit Höchstgeschwindigkeit zu tun, als "mit Dynamik, um etwa schnell überholen zu können."



Biosprit
Mikulic hält Biosprit "grundsätzlich für eine vernünftige Sache." Derzeit hat er abseits der gesetzlich geforderten Beimengung an Glanz verloren, was auch daran liegt, dass wegen der Wirtschaftskrise ein Überangebot an Erdölprodukten vorhanden ist und somit die Preise für Benzin und Diesel wieder stark gefallen sind. Mikulic: "Aber Biokraftstoffe werden wieder kommen. Sinnvollerweise auf Basis der zweiten Generation." Dabei wird nicht nur die Frucht für die Herstellung von Biodiesel oder Ethanol verwendet, sondern die gesamte Pflanze. Geforscht wird auch daran, etwa aus Algen Biosprit herzustellen.

Artikel vom 13.03.2009 21:58 | KURIER | Maria Brandl

»  Motor



Werbung