Dienstag, 17. März 2009 | Schriftgröße: AAA

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Elektroautos lassen Stromnetz kalt

Der Umstieg auf E-Fahrzeuge würde das Netz bis 2020 nicht wesentlich belasten. Ein großer Happen wäre aber der Bau von Ladestationen.

Elektroauto Kabel statt Tankschlauch: Eine saubere Alternative? DruckenSendenLeserbrief
Elektroautos gelten in der Zeit der zur Neige gehenden fossilen Reserven als eine zukunftsträchtige Option. Mehr E-Fahrzeuge heißt aber auch höherer Stromverbrauch und mehr Kraftwerks- und Netzbelastung. Nicht unbedingt, meint man beim internationalen Martkforscher PricewaterhouseCoopers (PwC), der sich im Auftrag des heimischen Klima- und Energiefonds (KLI.EN) das Potenzial der Elektromobilität angesehen hat.

Geht man im Jahr 2020 von 20 Prozent Elektroautos (ca. eine Mio. Fahrzeuge, keine Hybrids, keine schweren Lkw) auf Österreichs Straßen aus, bedeutet das laut PwC-Studie lediglich einen zusätzlichen Stromverbrauch von drei Prozent. Die Wissenschafter schließen daraus, dass keine zusätzlichen Kraftwerkskapazitäten notwendig wären. Ebenso sei die Netzinfrastruktur ausreichend. Geld müsste dagegen beim Bau von Ladestationen in die Hand genommen werden.

PwC hat bei einer 20-prozentigen Abdeckung durch E-Autos einen Bedarf von 16.200 Ladestationen österreichweit errechnet - Kostenpunkt: 650 Mio. Euro. Werde der Schwerpunkt wie derzeit in den Städten gesetzt, seien es 2.800 Stationen mit einem Investitionsvolumen von 111 Mio. Euro.

Rollende Speicher

Der Klima- und Energiefonds sieht aber auch die Energiewirtschaft in der Pflicht, könnten doch mehr E-Autos auch ein zusätzliches Geschäft bedeuten. So müssten künftige Ladestationen von vornherein "intelligent" konzipiert sein (vehicle-to-grid). Neben dem Aufladen sollte auch eine Rückeinspeisung des Stroms in das öffentliche Netz möglich sein. Das wiederum heiße, dass sich die Stromversorger Preis-und Geschäftsmodelle überlegen müssten, wie sie den rückgespeisten Strom vergüten (Pauschalen, Gutschriften etc.), schreibt der Fonds.

Es dürfe nämlich nicht übersehen werden, dass die Kapazitäten zahlreicher Batterien (rund drei Viertel) bei einem durchschnittlichen Fahrverhalten nicht genützt würden, erklärte Studienautor Erwin Smole. Das könnte sich die Stromwirtschaft zu Nutzen machen und so manche Kraftwerksinvestition einsparen, schreibt wiederum der Energiefonds. Rund 17 Prozent des heimischen Gesamtstromverbrauchs könnten laut PwC-Berechnungen wieder rückgespeist werden (angenommen wird eine jährliche Stromverbrauchssteigerung von zwei Prozent).


Höherer Wirkungsgrad

Insgesamt gesehen würden Elektrofahrzeuge sogar Energiesparen helfen, da sie einen höheren Wirkungsgrad (ca. 85 Prozent vs. rund 25 Prozent bei Verbrennungsmotoren) aufweisen. 20 Prozent Elektrofahrzeuge bis 2020, was laut der Automotivbranche übrigens ambitioniert aber machbar ist, würde einen Beitrag zur Energieeinsparung von ca. 8,4 TWh (Terra-Watt-Stunden) liefern. Das entspreche etwa 35 Prozent des Energieeffizienzziels für 2020, erklärte Smole.

Österreichs Klimabilanz würde sich dadurch um knapp zwei Mio. Tonnen CO2-Äquivalente verbessern. Das ist laut Studie eine Reduktion von 16 Prozent der CO2-Emissionen von Pkw, leichten Nutzfahrzeugen und einspurigen Fahrzeugen.

PwC hat sich auch den volkswirtschaftlichen Nutzen betrachtet. Ein Fünftel E-Fahrzeuge am Gesamtbestand 2020 würde gemäß PwC-Analyse einen positiven Nettoeffekt von rund einer Milliarde Euro ergeben. Die Ausgaben der öffentlichen Hand bleiben laut der Erhebung quasi unberührt. Geringere Einnahmen durch die Umsatzsteuer auf Treibstoffe und der Mineralölsteuer würden etwa durch höhere Steuerzahlungen auf Strom und verminderte Ausgaben für Ölimporte aufgewogen. Damit entfällt die Milliarde fast ausschließlich auf die Energiewirtschaft, was rund zehn Prozent ihres derzeitigen Umsatzes entspricht.

Artikel vom 12.03.2009 14:01 | apa | ps

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