Montag, 6. April 2009 | Schriftgröße: AAA

» Registrieren / Anmelden

Fall Zilk: Rätsel um böhmische Luster

Helmut Zilk soll vom ČSSR-Geheimdienst auch zwei Kristall-Luster erhalten haben. Hängen sie noch in seiner letzten Wohnung?

Helmut Zilk, Dadmar Koller Helmut Zilk, Dagmar Koller: In ihrer letzten gemeinsamen Wohnung in der Naglergasse hängen mehrere Luster - auch aus tschechischer Produktion? DruckenSendenLeserbrief
Aus den tschechischen Geheimdienst-Akten geht es eindeutig hervor: Für die Informationen, die Helmut Zilk in den 60er-Jahren dem ČSSR-Geheimdienst lieferte, soll er nicht nur Geld, Zigaretten und Alkohol, sondern auch zwei Kristall-Luster erhalten haben.

Zilks tschechoslowakischer Kontaktmann Jiri Starek soll dem "Informator" 1966 einen Katalog vorgelegt haben, aus dem die damalige Ehefrau Zilks zwei Luster und drei Kerzenständer auswählte. Der tschechische Geheimdienst brachte die Luster in zwei unauffälligen Schachteln nach Österreich und übergab sie an Zilks Mutter – damit die Übergabe nicht auffällt.

Viele fragen sich jetzt: Was passierte mit den Lustern? Hängen sie vielleicht immer noch in Zilks letzter Wohnung in der Wiener Naglergasse? Und könnte das beweisen, dass der Wiener Altbürgermeister tatsächlich mit dem ČSSR-Geheimdienst kooperierte?

Foto

Fakt ist: In der Wohnung in der Naglergasse hängen mehrere Luster. Einer ist auf einem Foto mit Zilk und seiner letzten Ehefrau, Dagmar Koller, aus dem Jahr 2003 zu sehen.
Witwe Dagmar Koller wollte auf KURIER-Anfrage nichts zum Luster sagen.

Aus den tschechischen Geheimdienstakten geht nicht hervor, welches Luster-Modell die Zilks 1966 wählten. Der KURIER fragte bei Experten nach, was man über den Luster auf dem Foto sagen kann.




Behang

"Er stammt mit 99-prozentiger Sicherheit nicht aus österreichischer Produktion", sagt der Chef eines traditionsreichen österreichischen Lusterherstellers, der nicht genannt werden wollte. "Von der Form her dürfte das Modell nicht in den vergangenen 30 Jahren erzeugt worden sein. Es ist aber auch kein Uralt-Modell aus Kaiserzeiten. Der Behang – Barockpendeln – deutet auf böhmische Provenienz hin."

Der Designer eines tschechischen Lusterherstellers erklärt dem KURIER: "Zu hundert Prozent lässt es sich natürlich nicht sagen, aber für mich sieht es danach aus, dass dieser Luster zwischen 1960 und 1975 gefertigt wurde. Und zwar mit ziemlicher Sicherheit in der damaligen Tschechoslowakei – oder jemand hat unseren Stil relativ gut übernommen." Wie viel der Luster auf dem Foto gekostet haben könnte, kann der tschechische Experte nicht beurteilen, "aber für mich sieht es nach einem Mittelklasse-Modell aus".

Artikel vom 31.03.2009 21:17 | KURIER | N. Bukovec, P. Hacker

Nachrichten

Thema: Affäre Zilk



Werbung