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Mittelmaß in der Luxusklasse

Der Beste bei dieser Produktion ist der Einspringer: Lance Ryan als Siegfried. Sonst geht die Enttäuschung weiter.

Sir Willard White als Wanderer. Sir Willard White als Wanderer. DruckenSendenLeserbrief
Der "Ring des Nibelungen" bringt seinem Träger nur Unglück - ähnlich verhält es sich offenbar auch für die Opernhäuser, die Richard Wagners vierteiliges Werk produzieren: In den meisten Fällen geht viel daneben. In Salzburg leider besonders viel. Das ist insofern doppelt traurig, als sich die Osterfestspiele, 1967 von Herbert von Karajan gegründet, allein schon durch die Kartenpreise (Tickets nur im Abo, Oper plus drei Konzerte kosten bis zu 1200 Euro) als Luxusfestival definieren. Dass jede Premiere als Koproduktion zuerst in Aix-en-Provence herauskommt, ist schon oft kritisiert worden. Dass dieser "Ring" nie in seiner Gesamtheit aufgeführt werden wird, ist ein weiterer heikler, Wagners Intention widersprechender Punkt.

Banal

Die größte Problemzone ist diesfalls aber die Regie von Stephane Braunschweig, der die Reduktion bis zur Banalität treibt (ist das überhaupt noch szenisch?) oder mit ein paar kindischen Einfällen anreichert. Von einer tiefschürfenden Auseinandersetzung ist diese Inszenierung weit entfernt. Wenn wenigstens die Bebilderung attraktiv wäre ... Der Riesenwurm ist nur im ersten Bild als großes Kuscheltier zu sehen, Siegfried durchschreitet kein Feuer, sondern liegt am Bett - eine große Enttäuschung.
Auch die musikalische Gestaltung durch die Berliner Philharmoniker reicht über Mittelmaß nicht hinaus, was weniger am Orchester, als am Dirigenten Simon Rattle liegen dürfte. Dieser ist im Bemühen um Koordination nicht immer erfolgreich, es wackelt gehörig, die Einsätze sind nicht immer präzise. Beim Versuch, die Sänger nicht zu überdecken, geht viel an Klang, an Farben verloren. Dieses Toporchester ist zu Größerem imstande.


Held

Bei den Sängern sticht Lance Ryan, der für Ben Heppner eingesprungene Siegfried, heraus: Sein kraftvoller Tenor hat heldischen Glanz und strahlt mit imposanter Höhe - sogar im Finale hält er durch. Dabei phrasiert er auch noch fein. Ein Ästhet und kein Rabauke.
Burkhard Ulrich ist ein wortdeutlicher Mime, Hartmut Welker ein famoser Alberich, Stephen Milling ein mächtiger Fafner. Willard White ist eine tolle Erscheinung als Wanderer mit markantem, nicht allzu großem Bassbariton. Katarina Dalayman ist eine Brünnhilde der schrilleren Art mit mehr Tremolo als Ausstrahlung, Mojca Erdmann ein zarter Waldvogel und Anna Larsson eine Erda mit elegantem Alt.
Wiederholung: 13. April.

Fazit: Immerhin ein toller Siegfried

Das Werk: Richard Wagners "Siegfried", der zweite Tag des Bühnenfestspiels "Der Ring des Nibelungen", wurde 1876 in Bayreuth uraufgeführt.

Die Produktion: Eine langweilige Inszenierung, ein nicht sehr präzises Dirigat von Sir Simon Rattle, ein exzellenter Siegfried (Lance Ryan) - zu wenig für die legendären Salzburger Osterfestspiele. 2010 geht der "Ring" mit der "Götterdämmerung" zu Ende.



Artikel vom 05.04.2009 16:55 | Gert Korentschnig | mawe

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