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Ihre Fragen an den Family-Coach

Kind will nicht alleine spielen

Mein 4-Jähriger ist sehr lieb, selbständig und am liebsten mit Kindern zusammen. Er ist ein Einzelkind, ich arbeite teilzeit, zwei Vormittage in der Woche, der Vater ganztags. Da ist er einen Tag bei seiner Tagesmutter und einen Tag bei der Oma.Es gab noch nie und nirgends Probleme mit dem alleine Dortbleiben, andererseits ist er, wenn er mich hat nur auf mich fixiert. Nun meine Bedenken. Schon immer will er den ganzen Tag nur mit mir spielen. Eine andere Spielperson (wenn ich anwesend bin) wird nur angenommen, wenn ich mich verweigere. Sind wir zu zweit alleine zu Hause, soll ich rund um die Uhr mit ihm spielen. Ich widme ihm so viel Zeit wie möglich, auch gleich in der Früh. Doch ich muss ja auch die Hausarbeit, Garten etc. erledigen. Wenn ich mich dann durchsetze und sage, jetzt geht es nicht, ich muss putzen, kochen, bügeln, dann geht er überall mit mit mir in jedes Zimmer und sieht mir zu. Er spielt mit mir - aber wenn ich nicht mitmache, sieht er mir überall lieber nur zu, als dass er alleine spielt. Lieber sieht er nur zu, wartet ewig bis ich wieder Zeit habe, als sich alleine irgendwie zu beschäftigen. Er fragt natürlich in der Zeit ständig, wann spielst du mit mir und das nervt mich auch etwas. Wenn er wo anders ist oder mit anderen Personen, gibt es überhaupt keine Probleme. Auch diese Personen sollen sich ständig mit ihm beschäftigen, meistens ist das auch so, aber wenn nicht, dann wird es von ihm akzeptiert und er spielt auch alleine. Denn er könnte es ja auch. Was mach\' ich falsch oder ist das normal? Wie kann ich ihn fördern, damit er auch allein spielt und Freude daran hat? Er ist überhaupt nicht gerne alleine, hat am liebsten viele Leute jeden Tag um sich egal ob Erwachsene oder Kinder. Wenn er jemanden alleine sieht ist er ganz betroffen, beredet es immer extra und sagt : Sieh mal, der ist alleine, hat der keine Freunde???

Martin Gnedt Martina Leibovici-Mühlberger (auf 6 Uhr) im Kreis einiger Beraterinnen: Im Uhrzeigersinn: Ixy Noever, Nathalie Lowey-Ball, Hannelore Blauensteiner, Inge Ahorn, Irmgard Preslmayr Antwort von KURIER Family-Coach
In Ihrem Schreiben berichten Sie über die Vorliebe Ihres Sohnes Beschäftigungen in Ihrer Gesellschaft nachzugehen. Ihren Beschreibungen entnehme ich, dass Sie schon immer viel Zeit mit ihm verbringen und Wert darauf legen ihn bestmöglich zu fördern. So hat er die Einstellung gewonnen, dass das auch so gehört. Er kennt seine Lebenswelt in engem Zusammenhang mit der Mama. Hat sie gerade keine Zeit zum Spielen, warte ich auf sie.
Um seine Fähigkeit, sich auch allein beschäftigen zu können, zu fördern, möchte ich Ihnen nachstehend einige Anregungen übermitteln.
Machen Sie sich zu Nutze, dass Kinder immer lernen wollen. Dazu bieten sich auch im Rahmen der Hausarbeit unzählige Möglichkeiten, die häufig unterschätzt werden.
Zum Beispiel kann der junge Mann während Sie das Badezimmer putzen auch ein feuchtes Putztuch bekommen um damit die Fliesen zu polieren. Animieren Sie ihn hoch oben und tief unten auch gut links und rechts zu putzen. Dabei erfährt er, was oben und unten, links und rechts bedeutet und kann so seine eigene Größe und seine Stellung im Raum feststellen. Diese Fähigkeiten wird er später einmal in Mathematik dringend brauchen und Sie können mit ganz einfachen Handlungen heute schon die Grundlagen mit ihm schaffen.
Kinder kochen sehr gerne, die Versorgung mit Nahrung ist ein grundlegendes Bedürfnis des Menschen. Beziehen Sie Ihren Buben auch hier mit ein. Lassen Sie ihn in einem eigenen Kochtopf zum Beispiel Semmelwürfel rühren, zerbröseln oder mit einem anderen Lebensmittel vermischen (z.B. Cornflakes, Rosinen). Das Rühren mit dem Kochlöffel schult jene Teile der Arm - und Fingermuskulatur, die Ihr Kind für Stifthaltung und Schreibbewegung benötigt. Außerdem kann man das "Gekochte " nachher prima aufessen.
Stehen Gartenarbeiten an, teilen Sie Ihrem Sohn als Gärtner einen kleinen Bereich zu, in dem er schalten und walten darf. Dazu ist es notwendig ihn so zu kleiden, dass er seiner Phantasie freien Lauf lassen kann und sich nicht darum kümmern muss, ob er schmutzig werden darf. Wasserabweisende Gatschhosen sind für solche Gelegenheiten eine Erleichterung für Mutter und Kind. Denn das Spiel mit Wasser und Erde, Sand, kleinen Steinchen oder kleinen Holzstückchen ist ein unendlich sinnliches und lehrreiches Erlebnis. Für junge Kinder ist das die Vorstufe zum Physikunterricht in der Schule. Sie erkennen, dass Wasser versickert, das Steinchen in einer Wasserlacke schnell versinken, Holzstücke aber schwimmen und noch vieles mehr.
Bei all diesen Verrichtungen erlebt Ihr Sohn, dass nicht nur Sie etwas mit ihm tun können, sondern auch, dass er etwas mit Ihnen tun kann.
Bei Ihrem gemeinsamen Tun ist es wichtig, dass Sie die Regeln bestimmen, wie weit sich Ihr Vierjähriger einbringen darf. Setzen Sie klare, gut erkennbare Grenzen, auf deren Einhaltung Sie beharren. Ihr Sohn braucht diese Grenzen, um sich sicher zu fühlen.
Hat Ihr Sohn erlebt, wie es sich anfühlt, wenn er etwas mit der Mama tut, können Sie ihn erleben lassen, wie es ist, wenn man sich neben der Mama selbstständig beschäftigt.
Wollen Sie zum Beispiel eine kleine Pause einlegen und lesen, erklären Sie ihm was Sie vorhaben: "Ich möchte jetzt auf der Wohnzimmerbank ein wenig lesen und du kannst neben mir auch lesen." Dazu können Sie ihm in Ihrer Nähe ein kuscheliges Plätzchen herrichten. Kinder machen es sich gerne in Wäschekörben oder kleinen Nischen bequem, da werden zusätzlich räumliche Grenzen spürbar, die sie als angenehm empfinden.
Bleiben Sie dabei, dass jeder für sich liest. Beschreiben Sie Ihrem Sohn, wie angenehm Sie diese entspannte Situation erleben und fragen Sie ihn auch wie es ihm geht. Ob er sein Plätzchen auch gerne mag oder ob er diese Pause nach der Arbeit auch genießt?
Auf diese Art kann Ihr Sohn langsam lernen, dass es ein angenehmes Erlebnis sein kann, mal für sich zu sein, ohne sich dabei einsam zu fühlen.
Da Ihr Sohn Gesellschaft und Freunde sehr schätzt, würde sich für einen Vierjährigen auch der regelmäßige Besuch einer Kindergruppe oder eines Kindergartens anbieten. Hier kann sich für ihn ein neues Beschäftigungsfeld erschließen, das viel Interessantes bietet.
Geben Sie sich und Ihrem Kind Zeit, um sich zu entwickeln, denn über lange Zeit eingeführte Gewohnheiten lassen sich meist langsam aber stetig ändern.

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Artikel vom 06.11.2008, 11:33 | kurier.at |

Freizeit & Gesundheit

Thema: Family-Coach


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