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über LEBEN

"Die Lehrer" gibt es nicht. Und rettet die Wale!

Guido Tartarotti Guido Tartarotti DruckenSendenLeserbrief
Religionsunterricht in einer AHS-Oberstufenklasse. Die Lehrerin: „Was ist die Botschaft Jesu?" Der Schüler: "Ich bin der Sohn Gottes. Ihr seid auch der Sohn Gottes. Und rettet die Wale!" Das ist eine zwar auf SMS-Format reduzierte, aber theologisch korrekte Antwort: Jesus ist der Erlöser, die Menschen sind Kinder Gottes, und sollen gefälligst auf die Schöpfung achtgeben. Und weil die Lehrerin fair und klug ist, belohnte sie diese Aussage mit einem Mitarbeitsplus.
"Schreib doch etwas Nettes über die Lehrer", sagte die Religionsprofessorin zu mir, und bestach mich mit der eben erzählten Pointe. Das würde ich ja gerne, aber ich kann es nicht, weil es "die Lehrer" nicht gibt – ebenso wenig wie "die Politiker", "die Radfahrer" oder "die Journalisten". Es gibt, wie in jeder Gruppe, unter den Lehrern Helden, Trotteln und unzählig viele Abstufungen von einem zum anderen. Es gibt die oben erwähnte Lehrerin, bei der die Schüler rudelweise in Religion maturieren – und zwar nicht, weil es so leicht, sondern so interessant ist. Und es gibt jenen seelischen Gewalttäter, der Schularbeiten falsch bewertete, damit die Schüler lernten, Ungerechtigkeit zu ertragen. Wer von ihnen ist "die Lehrer"?
Spricht man über Schulreformen, sagen manche Lehrer: "Nur, weil jeder in der Schule war, glaubt er, mitreden zu dürfen." Klingt ein wenig nach altem Unterrichtston: "Du redest, wenn du gefragt wirst."

Dem könnte man entgegenhalten: Nach zwölf Jahren in einem System hat man eine ganz gute Grundausbildung zum Mitreden. Viel wichtiger aber: Als einer, der inständig hofft, dass seine Kinder in der Schule nicht nur nicht beschädigtwerden, sondern auch noch geistig, körperlich und seelisch wachsen, gebe ich mir selbst die Lizenz zum Meinunghaben. Und die lautet: Rettet die Wale! Und die Lehrer auch. Vor allem aber: Gebt auf die Kinder acht.

"ÜberLEBEN - Escape from Meerschweinchenkäfig"

Ein Lesekabarett von KURIER-Kolumnist Guido Tartarotti : Kürzestgeschichten, Kolumnen, Glossen, Leserbriefe und andere Texte.

"Jede Zeitung ist am Tag nach ihrem Erscheinen Unterlegpapier für den Meerschweinchenkäfig. Was oft ganz gut, manchmal schade, aber immer ein Quell des Schmerzes für die Journalisten ist. Ich habe beschlossen, einige meiner Texte dem Vergessen und den Klauen der Meerschweine zu entreißen, indem ich sie spiele und auch lese. Und zwar laut, was den Vorteil hat, dass andere dabei zuhören und meinen Spaß daran teilen können."

Teilen Sie den Spaß mit Guido Tartarotti bei folgenden Terminen:


17.04 Stadttheater Walfischgasse
07.05. Spektakel
06.06 Stadttheater Walfischgasse

Artikel vom 27.03.2009 16:38 | KURIER | Guido Tartarotti

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