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Warum Kindern zu viel Liebe nicht guttut

Liebe ist wichtig, aber: Ohne Grenzen können Kinder sich in der Welt nur schwer zurechtfinden.

Kind nimmt Erdbeere in Mund Kinder brauchen Liebe, aber auch klare Grenzen. DruckenSendenLeserbrief
Vor der Kuschelhölle und dem Suchtstoff Liebe warnt die US-Psychoanalytikerin Caroline Thompson. Sie kritisiert, dass Kinder heute oft ohne Distanz aufgezogen werden und ihnen jeder Stein aus dem Weg geräumt wird. Eltern überschütten den Nachwuchs mit Liebe, Sorge und Perfektionsgelüsten. Und wie reagieren die Kinder?
Sie drehen durch.

"Kinder emotional zu überfordern ist genauso eine Verletzung wie sie emotional zu vernachlässigen", sagt Andreas Salcher. "Wenn das Kind in einer behüteten Scheinwelt aufwächst, in der es ständig verwöhnt wird und ihm keine Grenzen gesetzt werden, ist das eine Gefahr", schreibt er in seinem neuen Buch "Der verletzte Mensch".

Nein sagen

"Das Neinsagen ist etwas, das ganz wichtig ist, aber auch etwas, das immer riesige Schwierigkeiten macht", sagt KURIER-Family-Coach Martina Leibovici-Mühlberger. In unserer auf Verführung angelegten Gesellschaft müsse man die Kinder von klein an trainieren, dass sie nicht alles haben können. Heutige Eltern müssen genaue Richtlinien vorgeben und Grenzen bewusst setzen. Das sei für den Erziehungsprozess sehr anstrengend, weil Kinder von Natur aus haben wollen, was ihnen gefällt. "Aber sie müssen ertragen lernen, dass ihre Bedürfnisse nicht immer erfüllt werden können. Und darin sollten sie Eltern unterstützen", sagt die Psychotherapeutin.


Überforderung

Natürliche Autorität und Intuition, quasi die g’sunde Portion Menschenverstand im familiären Umgang miteinander, fehlen heute oft. Stattdessen gibt es ständig neue Pädagogikmethoden, die Eltern verwirren und auf die sie mit zwanghafter Liebesdienerei reagieren. Die Folge zeigt eine aktuelle Umfrage unter Deutschen: 54 Prozent der Mütter und 39,4 Prozent der Väter fühlen sich mit der Erziehung überfordert. Und: In den vergangenen zehn Jahren verdoppelte sich die Zahl der Kinder, die in Psychotherapie sind.
"Erziehungsprobleme" sind an den Wiener Instituten für Erziehungshilfe der Hauptgrund, warum Kinder dort Psychotherapie erhalten sollen. Aggressives Verhalten gegen andere und Auffälligkeiten in der Schule sind die meistgenannten "Symptome", die Kinder zeigen.

Artikel vom 06.03.2009 18:59 | KURIER |

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Thema: Family-Coach





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