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Pevenage zu Blut-Doping: "Nest in Wien"

Das sei seit Jahren ein offenes Geheimnis gewesen, sagt der ehemalige Betreuer des deutschen Rad-Stars Jan Ullrich.

ap Jan Ullrich (li.) mit Rudy Pevenage. DruckenSendenLeserbrief
Regelwidrige Blut-Transfusionen von Spitzensportlern in Österreich sind nach Ansicht von Rudy Pevenage, dem Ex-Coach von Jan Ullrich, seit Jahren ein "offenes Geheimnis gewesen".

Der Belgier sagte in einem Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung: "Im Radsport wussten viele schon vor drei Jahren, dass da in Wien ein Nest ist. Als ich von der Tour de France ausgeschlossen wurde, wusste ich, dass Fuentes nicht als Einziger in Spanien ein Netz gesponnen hatte. Es gibt solche Netze in Süditalien, es gibt sie in Österreich. Das wusste damals die Hälfte der sportlichen Leiter, nur geredet wurde darüber nicht".

Pevenage fühlt sich in der Affäre des mutmaßlichen spanischen Doping-Arztes Eufemiano Fuentes als Sündenbock: "Natürlich bin ich das. Einige wenige andere sind es aber auch". Damit meinte er vermutlich auch Ullrich, der wie er nach Zahlung einer Summe in unbekannter Höhe um einen Prozess herumkam. Die Bonner Staatsanwaltschaft verzichtete trotz zahlreicher Indizien auf eine Anklage gegen beide.

"Damals, das waren andere Zeiten. Ich habe lieber die Zeit von heute. Die Zeit damals konnte ich nicht ändern. Man dreht mit. Aber ich weiß auch, dass die Resultate der Besten so oder so gleich gut gewesen wären", sagte der ehemalige Leiter von T-Mobile weiter und kommt zu dem Schluss: "Betrug lässt sich nie ausschließen, auch in anderen Sportarten nicht - und schon gar nicht im normalen Leben." Pevenage fordert konsequente Kontrollen nicht nur im Radsport. "Es ist gut, dass es nun strengere Kontrollen gibt. Aber die müsste es auch anderswo geben, im Langlauf, im Schwimmen, in der Leichtathletik".

Schwarz mit einem Totenkopf

ap Tyler Hamilton im Rock-Racing-Dress.Nach seinem Rauswurf beim T-Mobile-Team im Jahr 2006 schaffte Pevenage heuer beim drittklassigen US-Team Rock Racing-Team ein Comeback.

Rock Racing gilt als Sammelbecken für Profis mit besonderer Vergangenheit. Manche Namen im Team und das Outfit (ganz in schwarz mit einem Totenkopf) gelten als Provokation. Der Amerikaner Tyler Hamilton holte 2004 in Athen den Olympiasieg im Zeitfahren, danach wurde er des Blut-Dopings überführt und zwei Jahre gesperrt. Er durfte seine Goldmedaille nur behalten, weil die falsch gelagerte B-Probe nicht mehr geöffnet werden konnte. Die Spanier Oscar Sevilla, einst T-Mobile-Kollege neben Ullrich, Francisco Mancebo und Jose Guttierez galten als Fuentes-Kunden genau wie Hamilton nach der Verbüßung seiner Strafe.


Artikel vom 16.04.2009 16:31 | apa | jos

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Thema: Doping


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