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Hoher Verlust mit "sicherer" Aktie

Ein Papier bestätigt, dass Immofinanz-Aktien als fast schon "mündelsichere" Geldanlage angepriesen wurden.

ImmoFinanz Aufstieg vor dem Fall: Immofinanz-Aktien entwickelten sich über Jahre prächtig. Doch dann stürzten die Kurse ab, der Börsen-Überflieger wurde zum sogenannten "Penny-Stock". DruckenSendenLeserbrief
Wurden Immofinanz-Aktien von Finanzdienstleister AWD tatsächlich als "mündelsicher" verkauft? Ein dem KURIER nun vorliegendes Gutachten und die Aussagen eines AWD-Aussteigers bringen etwas mehr Licht in die heikle Causa. AWD verneint strukturelle Schwächen in der Beratung, will aber für etwaige Fehler geradestehen.

Mit der Börsen-Talfahrt der Immofinanz-Aktie wurde wie berichtet Kritik an AWD-Mitarbeitern laut. Der Verein für Konsumentenschutz meinte, dass die Aktien als "mündelsicher" in großem Stil Konsumenten verkauft worden wären, eine Sammelklage sei derzeit in Vorbereitung.

Ganz so simpel dürfte es aber nicht gelaufen sein: Genau genommen dürfte nicht ein ganzes Gutachten, sondern nur ein Fragment desselben den Kunden präsentiert worden sein. Der KURIER erhielt ein dreiseitiges Papier (Deckblatt mit Titel "Sachverständigengutachten" plus zwei Seiten), das einer Wienerin bei ihrer Anlageberatung vorgelegt wurde.

Darin ist zu lesen: Es sei " ...anzunehmen, dass die Aktie der Immofinanz Immobilien Anlagen AG ihren Wert dauerhaft erhalten. " Oder: Dass die " ... Sicherheit der Veranlagung sowie die laufende Rendite in annähernd gleichem Ausmaß gewährleistet ist wie bei Anleihen des Bundes... " Und: Mit grünem Textmarker hat der Berater die Kernaussage des Papiers unterstrichen. Nicht markiert blieb aber der Zusatz dahinter, der zu genaueren Überlegungen mahnt ( s. Faksimile ).

Klingt zwar gut, hat aber nicht direkt mit einer klassischen Aktien-Anlage zu tun. Die zitierten Text-Passagen stammen aus dem Gutachten des Wiener Wirtschaftsprüfers und Steuerberaters Leopold Wundsam. Er hatte
die Expertise 2003 im Auftrag der Constantia Privatbank erstellt. Wundsam: "Bei dem hier angesprochenen 'Gutachten' handelt es sich nur um einen Teil des Gesamt-Gutachtens, nämlich um das Deckblatt und die Seiten 25 und 26. Schon auf der ersten Seite habe ich damals geschrieben, dass eine Mündelsicherheit auf Grund dieses Gutachtens nicht festgestellt werden kann." Laut Wundsam hätte das hier zitierte Fragment lediglich eine Rechtsmeinung dargestellt, ob ein Gericht, falls man für Unmündige Geld anlegen will, auch Immofinanz-Aktien neben anderen Anlagen zulassen kann. Dass mit dem Gutachten-Teil dem Vernehmen nach vielleicht sogar "Schindluder" getrieben worden sein könnte, ist für dem Diplomkaufmann offenbar alles andere als erfreulich.

Verantwortung

AWD-Sprecher Hansjörg Nagelschmidt betont, dass man die Aktie "nie als mündelsicher beworben hat." Das Gutachten sei über Jahre im Internet abrufbar gewesen. Dennoch will sich AWD nicht einfach aus der Verantwortung ziehen: "Wir gehen davon aus, dass die Beratungen richtig erfolgt sind. War es in Einzelfällen nicht so, dann stehen wir zu unserer Verantwortung."

Nagelschmidt will über den Inhalt des Gutachtens nicht spekulieren. Er verweist darauf, dass "alle österreichischen Immo-Aktien gleichartige Gutachten hatten." Aus der Zentrale habe es nie Anweisungen gegeben, dass nur Immofinanz-Aktien verkauft werden sollten. Die Berater arbeiten selbstständig, es habe auch keine speziellen Provision für die Aktien gegeben.


Artikel vom 5. Februar 2009


Artikel vom 13.03.2009 01:02 | KURIER | Oliver Jaindl

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