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Politik(er) raus aus unserem Fußball

Derjenige, der sich in den letzten Wochen am Meisten in TV-Interviews aufplusterte war nicht etwa ein polarisierender Präsident wie Edlinger oder Kartnig und auch kein Mäzen wie Stronach oder Mateschitz...

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...es war der Spitzenkandidat der Kärntner FPÖ, Mario Canori. Begonnen haben seine teilweise nicht nachvollziehbaren Tiraden in einwandfreier politischer Rhetorik, als es um das Thema "Lizenz" ging. Canori präsentierte die Energie Kärnten als neuen Hauptsponsor und giftete in Richtung Bundesliga, dass er kein Verständnis dafür hätte, wenn der SK Austria Kärnten nicht in erster Instanz die Lizenz erhalten würde. Manche Klubs würden die Lizenz "in fünf Minuten bekommen", beim schwarz-weißen Retortenklub aus dem südlichsten Bundesland würde es Wochen dauern.

Ein bisserle Anschwärzen

Und der aalglatte Politiker im höchsten Sattel des Kärntner Bundesligisten steckte nach seinen ersten Kratzattacken auf die Bundesliga nicht auf. Beim Länderspiel gegen Rumänien will Canori von einem Insider gehört haben, dass zwei Klubs die kommende Bundesligasaison 2009/10 nicht überleben würden. Wer dieser Insider ist und welche Klubs angesprochen sind, erfuhren wir über die TV-Kameras und auch anderswie nicht. Aber es gibt diese Insider-Information und Canori weiß sie - das hat er uns gesagt! Canori will, dass die Vereine wechselseitig Einsicht in die Lizenzunterlagen ihrer Konkurrenten nehmen können. Ebendies will er bei der nächsten Präsidentenkonferenz der Bundesliga beantragen. Um ein bisschen mehr Transparenz in der Bundesliga zu schaffen.

Politik kommt vor dem Fußball

Welch nobler Ritter dieser Herr Canori sein muss, setzt er sich doch immer für die Kleinen und die Transparenz innerhalb der Liga ein. Aber reden wir doch zuerst einmal über den vielen Dreck am Stecken des neuen Kärntner Klubs. Beginnen wir Anfang März, als Kärntens Platzsprecher Gerd Miesenböck in der Halbzeitpause des Kärntner Heimspiels gegen Red Bull Salzburg (2:0) eine Wahlempfehlung für die Bürgermeisterwahl in Klagenfurt abgab. Es folgte eine Geldstrafe für den nicht zum ersten Mal auffällig gewordenen Platzsprecher der Kärntner und ein Aufsehen erregendes Interview eines deutschsprachigen Onlinemagazins mit Teamkapitän Manuel Weber. Der 23jährige bekrittelte, dass in Kärnten stets die Politik vor dem Fußball kommt, einzig und allein die oft nicht fußballaffinen Bonzen in der Vereinsspitze entscheiden und die Spieler über die Zustände in den "Hirnwindungen" ihres Arbeitgebers auch nur aus der Zeitung erfahren.

Rapid erhält Förderungen von der Stadt Wien

Kaum zu glauben, dass ein Ehrenmann wie Frenkie Schinkels sich erst kürzlich dazu entschloss in einem derart undurchschaubaren Politiksauhaufen ein sportliches Langzeitkonzept zu installieren. Obwohl auch der gebürtige Niederländer nicht immer kritikfrei mit den Prozessen im Klub umging. Alldem nicht genug - Kärntens Glashaus-Präsident schießt weiter in Richtung Ligakonkurrenz: Rapid sei keiner der beiden Klubs, die die kommende Saison nicht überleben werden, allerdings unter anderem deshalb, weil der Klub in den letzten sieben Jahren 42 Millionen Euro von der Stadt Wien und stadtnahen Unternehmen erhielt. Wenn auch nur irgendwo das Thema öffentliche Finanzierung angesprochen wird, sollte Canori eigentlich der Erste sein, der sich im letzten Winkel verkriechen sollte, denn "sein" Verein ist es, der wohl fast zur Gänze aus öffentlichen Geldern finanziert wird. Dass Klubs wie Rapid oder die Austria von der Stadt subventioniert werden, ist nachvollziehbar, schon alleine deshalb weil die Investoren in Form von werblicher Darstellung und speziell in Rapids Fall hoher öffentlicher Präsenz wieder von ihren Zuschüssen profitieren.

Sport ist die Droge, die Politik der Dealer

In Kärnten ist das freilich ein wenig anders. Ein Aushängeschild ist etwas anderes als ein politisches Werkzeug, wie es der SK Austria Kärnten im Augenblick leider ist. Während woanders Geld in Sponsoring und Werbung investiert wird, investiert man in Klagenfurt viele (öffentliche) Gelder zur reinen Selbstinszenierung und Parteiwerbung. Schließlich muss man im "Freistaat" Kärnten zusammenhalten und an einem Strang ziehen. Also mobilisiert man mit Mitteln, die jeden echten Fußballfan erschauern lassen, fünfstellige Besuchermassen. Jeder soll ohne großen Aufwald Kärntens Schmuckkästchen am Wörthersee besuchen dürfen. Irgendwann geht das auf die finanzielle Substanz des Klubs, die Spieler werden nicht mehr rechtzeitig bezahlt, Stützen wie Wolf oder Adi verlassen den Verein frühzeitig, weitere wie Weber oder Bukva werden folgen. Aber der Politik ist das alles nicht so wichtig, denn paradoxerweise bietet gerade das neue Spielfläche für gute Publicity. Ist der Klub gerade nicht flüssig, reicht offenbar ein Telefonat mit dem Herrn Landeshauptmann und siehe da, schon rettet die Partei den Klub. Erst diese Woche beschloss die Landesregierung in Klagenfurt den Klub mit einer Million Euro im Jahr zu unterstützen, um wiederum die Infrastruktur des Klubs zu stützen. Auch übernimmt das Land die Haftung für die Summe, die der SK Austria Kärnten womöglich noch an den alten FC Kärnten zahlen muss (1,15 Millionen Euro). Nicht die ersten Finanzspritzen von öffentlicher Seite. Aber wenn man darauf angesprochen wird, macht man's eben wie in der Politik: Nie vor der eigenen Türe kehren, sondern woanders Missstände aufzeigen und die Kollegen in anderen Lagern anschwärzen. Versteht mich nicht falsch, ich möchte keineswegs den Klub SK Austria Kärnten, seine Trainer, Spieler oder "ehrliche" Fans verteufeln. Die Führungsriege und die Art und Weise, wie hier offensichtliche Freunderlwirtschaft zwischen Politikern betrieben wird allerdings sehr wohl. Es kotzt mich an. Verschwindet aus unserem Sport!


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Artikel vom 16.04.2009, 12:52 | KURIER | Daniel Mandl

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Foto vom Autor Daniel Mandl Österreichs Fußball aus der Fansicht. Dannyo und Steffo vom Austriansoccerboard.at, Österreichs Fußballforum Nr.1, sind auf Ballhöhe.



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