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General-Verscherzung

Der groteske Lobbyismus der Lehrergewerkschaft

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Bravo, Lehrergewerkschaft: Kommenden Donnerstag werden viele Kinder endlich einmal live vor Ort erleben, womit ihre Mütter und Väter das Haushaltsbudget verdienen. Wie nennt man diese Form des Unterrichts? Lebensschule? Projektunterricht? Lernstoff-Auslagerung?
Protesttag. Und viele Eltern werden nächsten Donnerstag, so es am Montag nicht doch noch zu einer Einigung kommt, keine andere Wahl haben, als ihre Kinder – so der Arbeitgeber das erlaubt – mit an ihren Arbeitsplatz zu nehmen.

Die Lehrergewerkschaft betreibt damit eine interessante und betörend altmodische Form des Lobbyismus: Normalerweise versucht eine Lobby Interessen durchzusetzen, indem sie für ein möglichst breites Verständnis für die Forderungen der vertretenen Gruppe sorgt.

Die Lehrergewerkschaft praktiziert das exakte Gegenteil und macht durch General-Verscherzung auf ihre Wünsche aufmerksam. Jetzt vergrault man auch noch jene Eltern, die für den Unmut der Lehrer lange Zeit Verständnis hatten: Das schmilzt rapide, je länger die Verhandlungen dauern und je origineller die Ideen der Lehrervertreter werden. Die Lehrer isolieren sich immer mehr, weil ihr Kampf zusehends auf Kosten und auf dem Rücken der Schulkinder stattfindet. Zuerst schlug man vor, zur Sicherung der eigenen Pfründe ein bissl auf die Bildungsreform zu verzichten, jetzt unterrichtet man einfach einmal ein wengerl nicht mehr. Was die Schüler während des Streiks machen: schmecks. Aber was hat ein Pädagoge verfehlt, dem das Wohl seiner Schüler zweit- oder drittrangig ist? Genau.

Ja, Gewerkschaftsarbeit ist kein Beliebtheitswettbewerb. Interessen gehören gehört. Aber die Lehrerinnen und Lehrer selbst sollten es sich nicht länger gefallen lassen, derart als Buh-Leute der Nation vorgeführt zu werden.


7 Kommentare zu "General-Verscherzung"
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  1. Susanne P.

    Und das Schlimmste daran ist, dass dieser Zirkus wegen einer versuchten Mini-Mini-Änderung veranstaltet wird, wo doch viel tiefgreifendere, größere Reformen nötig wären! Meine Fantasie, wenns erlaubt ist:
    Lehrer haben fünf Wochen Urlaub pro Jahr, frei wählbar. In den Ferien helfen sie den Schwächeren und fördern die begabten Schüler. Sie arbeiten nine to five und korrigieren die Hefte in der Schule und bereiten sich für die nächsten Stunden vor und geben dort in ihrer Arbeitszeit auch Nachhilfe. Dafür werden sie anständig ausgebildet (Aufnahmeprüfung, mehr pädagogische Schulung), anständig bezahlt und haben zumutbare Arbeitsbedingungen (kleinere Klassen, Schreibtisch in der Schule). Das Image der Lehrer wäre gerettet und Eltern und Schülern wäre geholfen. Um das zu finanzieren, verkaufen wir zB ein paar Eurofighter. Wenn wir schon beim Fantasieren sind...

  2. Franz K.

    Das mit dem nine to five wird halt nicht so einfach sein, wenn's für die Schüler schon um eight losgehen soll. Aber wahrscheinlich fehlt's mir nur an Fantasie...

  3. Thomas S.

    http://www.facebook.com/note.php?created&&suggest;¬e;_id=94959470599#/note.php?note_id=94959470599&ref;=mf

  4. Thomas S.

    ui, falscher Artikel. oops.

  5. Karl S.

    Schön, dass Sie den Protesttag betörend finden! Wenn die Bäcker streikten, gab es eine Woche lang kein Brot, wenn die Bauern den Ring blockierten, brach der Straßenverkehr zusammen, wenn die Lehrer streiken, dann schreien alle auf! Die Zeit des Lobbyings um Verständnis ist vorbei, jetzt müssen Taten gesetzt werden. Zuerst schlug Schmied selbst vor, ein bissl auf die Bildungsreform zu verzichten, denn sie hat bei den Budgetverhandlungen nicht das nötige Geld für eine wirkliche Bildungsreform ausverhandelt. "Finanziert euch die Bildungsreform gefälligst selbst!" hieß es dann seitens der Bildungsministerin. Danke, so brauchen wir sie auch nicht! Wir brauchen in erster Linie motivierte Lehrer, damit wir wieder zu besseren Leistungen durch entsprechend zum Lernen animierte Schüler kommen!

  6. Ulrike G.

    Du liebe Zeit, als ich jung war gab es auch Lehrerstreiks, nur ist es keinem eingefallen, deswegen so ein Theater zu machen oder gar das Streikrecht an sich in Zweifel zu ziehen.Aber klar, wir haben eine Wirtschaftskrise, da muß man schauen, daß die Leute spuren und nur ja keiner aufmuckt.Dass sich die, die jetzt so gegen das Streikrecht protestieren, möglicherweise einen Ast für die eigene Zukunft absäbeln - wen kümmert´s denn jetzt schon ?

  7. H G.

    ich finde diesen knecht artikel und die "sorgen" der eltern und elternvertreter ziemlich entlarvend: es geht weder der knecht noch allen andern um die ausbildung und die bildung der kinder, es geht schlicht und einfach darum, dass die kinder beaufsichtigt werden, damit die p.t. elternschaft nur ja nicht gezwungen wird, sich um ihre kinder einmal auch kümmern zu müssen oder gar einen urlaubstag dafür zu investieren.
    hauptsache die neidgesellschaft wird beim lehrerbashing nicht gestört.
    übrigens: ich bin kein lehrer

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Artikel vom 17.04.2009, 15:30 | KURIER | Doris Knecht

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