Vor dem Zeitgeist kapitulieren: Der neu-rechte Publizist Dieter Stein will von einer "Neuen Rechten" nichts wissen
Geschrieben von: Mathias Brodkorb   
Mittwoch, 07. Januar 2009 um 19:06
altWer noch Zweifel daran hatte, dass an dem Streit um eine "Neue Rechte", die seit einigen Wochen auf der Internetseite einer rechten Szenezeitschrift geführt wird, auch Dieter Stein persönlich beteiligt war, kann sich nun genau davon überzeugen lassen. In der aktuellen Ausgabe seiner Wochenzeitung "Junge Freiheit" verteidigt Stein seine Position, warum "der Begriff der 'Neuen Rechten' in eine politische Sackgasse" führe.

Steins knappes wie politisch relevantes Argument: Die gesellschaftliche "Linke" genieße in Deutschland "Lufthoheit", die "Rechte" hingegen sei marginalisiert. Dazu müsse man nur einen Blick in Deutschlands Universitäten und in die Redaktionsstuben der Zeitungen werfen, so Stein. Wer also unter diesen Bedingungen, so offenbar Steins Gedanke, sich selbst den rechten Schuh anzieht, muss sich über seine eigene Marginalisierung nicht mehr wundern, denn der Begriff sei "irreparabel beschädigt ".

Ein gewisses Verständnis für die Selbstbezeichnung der Personen um "Sezession" und "Institut für Staatspolitik" (IfS) als "Neue Rechte" hat Stein indes schon: "Offenbar erliegt man der verführerischen Note des Begriffs: Er riecht nach Aufbruch, Unbefangenheit und Aprilfrische." Aber das führt für den Chefredakteur von "Junge Freiheit" am Ende nur in eine romantische "Sackgasse - quasi zur 'Endstation Rechts'". Wer also die Debatte um die Selbstbezeichnung der "Neuen Rechten" in Deutschland für eine Kleinigkeit hielt, muss sich nun getäuscht sehen.

Stein warnt davor, dass sich die Selbstbezeichnung "Neue Rechte" am Ende als "trojanisches Pferd" entpuppen und von Extremisten besetzt werden könnte - wie Andreas Molau (NPD). Stein hält es daher vor allem für erforderlich, dass Konservative nach dem Inhalt fragen: "Wie hältst du es mit der NS-Vergangenheit? Wie hältst du es mit der Demokratie? Es sei denn, es bezeichnet sich jemand als 'Neuer Rechter', der bewußt bruchlos an die Ideen der 'Konservativen Revolution' anknüpfen will, ohne sie notwendigerweise zu historisieren – wer 'Antidemokrat' nicht als Schimpfwort empfindet und wer sich an einer Ästhetisierung des Faschismus beteiligen will. Für ihn ist der Begriff wohl der passende." Wer das als Spitze gegen Kubitschek oder zumindest einige seiner "Jünger" versteht, dürfte nicht völlig im Irrtum sein.

Kommentar

Irgendwie fühlt man sich angesichts der Debatte zwischen Stein und Kubitschek an Max Webers Unterscheidung zwischen Verantwortungs- und Gesinnungsethik erinnert. Stein mimt den Verantwortungsethiker: Er blickt mehr auf die Konsequenzen, er erweist sich in gewisser Hinsicht als politischer Pragmatiker. Kubitschek hingegen verkörpert den Gesinnungsethiker, dem es um die Gesinnung, den Charakter geht. Der Verzicht auf die Selbstbezeichnung "Neue Rechte" erscheint ihm nur als Kapitulation vor dem Zeitgeist.

Indes mutet es komisch an, ausgerechnet diesen als "links" zu charakterisieren. Die SPD ist im Vergleich zu den 1970er Jahren nicht gerade nach "links" marschiert. Gleiches gilt für FDP und Grüne. Ob "Die Linke" indes wirklich "links" ist und was erhebliche Teile ihrer Wähler wirklich denken, ist auch eine gute Frage. Höchstens die Union könnte für besagten "Linksruck" herhalten. Aber ist sie wirklich nach "links" gerückt oder nicht vielmehr in die Beliebigkeit? Die ist zwar nicht "rechts", aber eben auch nicht "links", höchstens undefinierbar "mittig". Und da steht auch der Zeitgeist.

Auch deshalb ist es irgendwie schade, dass Stein seine Wochenzeitung zwar nutzte, um in Richtung Schnellroda auszuteilen, die Gemeinten aber nicht gleichberechtigt replizierten. Stattdessen beschäftigt sich die aktuelle Ausgabe der JF mit "Der Linken" als dem "Schatten der DDR". Wie wäre es eigentlich einmal mit einer Schwerpunktausgabe zu sich selbst: zur "Neuen Rechten"?


Neuere Artikel:
Ältere Artikel:

 

Nachrichten

Rostocker Bürgerschaft will Jugendclubs gegen Rechtsextreme fit machen

Gesellschaft | Administrator | Donnerstag, 2 April 2009

Auf ihrer gestrigen Sitzung hat die Rostocker Bürgerschaft den Oberbürgermeister beauftragt, ein Konzept zu erarbeiten, wie die Unterwanderung von Jugendclubs...

Weiterlesen...

Bekämpfung des Rechtsextremismus als Schwerpunkt des neuen VS-Chefs

Verschiedenes | Jan Adam | Mittwoch, 1 April 2009

Reinhard Müller ist ab heute neuer Chef des Verfassungsschutzes in Mecklenburg-Vorpommern.

Weiterlesen...

Verwaltungsgericht Berlin verhandelt Klage wegen NPD-Finanzen am Freitag

NPD-Bundespartei | Jan Adam | Dienstag, 31 Maerz 2009

Das Berliner Verwaltungsgericht verhandelt an diesem Freitag die Klage der Bundes-NPD gegen die zeitweise Kürzung von Mitteln der Parteienfinanzierung....

Weiterlesen...

Morgen Entscheidung wegen des Tagungsorts für NPD-Bundesparteitag

NPD-Bundespartei | Jan Adam | Dienstag, 31 Maerz 2009

Auf Nachfrage von Endstation Rechts beim Pressesprecher des Berliner Verwaltungsgerichtes teilte man mit, dass es am morgigen Mittwoch einen Beschluss...

Weiterlesen...

Keine Party mehr im „braunen Haus“ in Pößneck?

Szeneläden | Jan Adam | Dienstag, 31 Maerz 2009

Das zuständige Landratsamt in Schleiz verbot nach Angaben der „Kyffhäuser Nachrichten" aus baurechtlichen Gründen jegliche weiteren Veranstaltungen im "Schützenhaus" in...

Weiterlesen...

More in: NPD Sachsen, Lifestyle, Szeneläden, DVU, Republikaner, sonstige Parteien, Kameradschaften/Freie Szene, Neue Rechte, Gesellschaft, Studien/Wissenschaft, Straftaten, Demos, Verschiedenes, Termine, Revisionismus, HDJ, NPD-Bundespartei, weitere NPD Landesverbände, NPD MV, Fußball

100%
-
+
8
Show options

Landtagsvideos

Endstation Rechts.
>
eva-herman
Banner