Sonntag, 30. August 2009, 00:24 Uhr
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28.08.2009

Infineon

"Das darf sich kein Manager gefallen lassen"

Von Lutz Reiche

Infineon will Ex-Chef Wolfgang Ziebart offenbar die Pension um knapp ein Drittel kürzen. Insider vermuten dahinter die fortgesetzte Fehde zwischen dem glücklosen Manager und dem Aufsichtsrat des Halbleiterherstellers. Rechtsexperte Michael Adams kritisiert den Tabubruch scharf. Aktionärsschützer sehen das anders.

Hamburg - "Die Rente ist sicher", versprach der ehemalige Bundesarbeitsminister Norbert Blüm. Heute wissen es die meisten Menschen besser und sorgen deshalb privat für das Alter vor. Wie viel Geld der ehemalige Infineon-Chef Wolfgang Ziebart für seinen Ruhestand zur Seite legt, wissen wir nicht. Doch spätestens seit dieser Woche dürfte auch den 59-jährigen Manager das Gefühl beschleichen, dass seine Pension nicht sicher ist. Denn der Chiphersteller will die Pensionszusagen seines früheren Vorstandschefs offenbar empfindlich kürzen - nachträglich wohlgemerkt.

Pension unsicher: Infineon-Chef Ziebart verließ im Streit um die Strategie den Konzern im Mai 2008. Sein größter Widersacher, Aufsichtsratschef Max Dietrich Kley, stimmte später so manchem Vorhaben zu, was Ziebart umsetzen wollte: So etwa die Trennung von der Speicherchiptochter Qimonda.
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Pension unsicher: Infineon-Chef Ziebart verließ im Streit um die Strategie den Konzern im Mai 2008. Sein größter Widersacher, Aufsichtsratschef Max Dietrich Kley, stimmte später so manchem Vorhaben zu, was Ziebart umsetzen wollte: So etwa die Trennung von der Speicherchiptochter Qimonda.

© DPA
In München gibt man sich verschlossen, will einen entsprechenden Bericht der "Financial Times Deutschland" (Freitagausgabe) nicht kommentieren - man dementiert ihn allerdings auch nicht.

Ziebart hatte seinen Vorstandsposten im September 2004 bei Infineon angetreten und war im Mai 2008 nach erheblichen Differenzen mit Aufsichtsratschef Max Dietrich Kley über die Konzernstrategie zurückgetreten. Nach verschiedenen Presseberichten soll Kley die treibende Kraft hinter Ziebarts Abgang gewesen sein.

Der schon lange schwelende Konflikt zwischen den beiden Männern war ein offenes Geheimnis und eskalierte im Februar vergangenen Jahres: Während der Hauptversammlung warf der Chefkontrolleur dem Vorstandschef öffentlich vor, seine Anstrengungen zur Sanierung des Halbleiterherstellers seien unzureichend.

Insider vermuten, dass Kley über die angestrebte Kürzung der Pensionsansprüche noch eine persönliche Rechnung mit Ziebart begleichen wolle. "Schon zuvor wurden Manager aus dem Unternehmen gedrängt. Und da griff man nicht zu solchen Methoden. Für mich sieht das ganz stark wie Nachtreten aus", sagt eine intime Kennerin des Unternehmens aus München im Gespräch mit manager-magazin.de.

"Würde die Sache sofort vor Gericht bringen"

In welchem Ausmaß der Aufsichtsrat unter Kleys Ägide die Pensionsbezüge seines ehemaligen Chefs zu kürzen erwägt, ist unklar. Die Tageszeitung "Die Welt" (Samstagausgabe) will erfahren haben, dass Infineon Ziebarts Pension um gut 30 Prozent einstampfen wolle. Zudem soll ein vereinbartes Übergangsgeld komplett entfallen.

Den Berichten zufolge stehe Ziebart ab September eine vertraglich zugesicherte Pension von 560.000 Euro jährlich zu. Zudem habe sich Infineon verpflichtet, dem früheren Konzernchef zum 31. August ein Übergangsgeld in Höhe der letzten zwölf Monatsgehälter plus einen durchschnittlichen Jahresbonus der vergangenen drei Jahre zu zahlen. Dabei dürfte es sich um deutlich mehr als eine Million Euro handeln.

"Sollte Infineon die Pension tatsächlich kürzen, würde ich an Ziebarts Stelle die Sache sofort vor Gericht bringen. Das darf sich kein Manager gefallen lassen", sagt Michael Adams, Professor für Wirtschaftsrecht an der Universität Hamburg. Er interpretiert die Rechtsbasis, auf der sich Infineon bewege, als äußerst fragwürdig und wackelig.

© manager-magazin.de 2009
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© Foto: REUTERS

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