Von Anja Tiedge
"Wer erfindet, kann Kind bleiben." Sollte Artur Fischer mit dieser Devise recht haben, liefern seine zahlreichen Patente genügend Gründe für sein fröhliches Gemüt. Doch seit einigen Jahren trübt ein bizarrer Familienstreit zuweilen die gute Laune des Dübel-Vaters.
Waldachtal - Erwartungsvoll spannt Artur Fischer einen Dübel in einen Schraubstock. In die Öffnung steckt er einen Nagel. "Sie werden gerade Zeugin eines Experiments", bedeutet er feierlich. Die Betrachterin soll den Vorgang zu würdigen wissen. Voller Vorfreude öffnet er langsam eine Schublade, holt einen Hammer heraus und schlägt ohne Vorwarnung auf den Nagel ein. Splitter fliegen durch die Luft. "Dieser Dübel muss verbessert werden."
So einfach ist das. In Fischers Werkstatt stehen keine Hightech-Geräte, mit denen in komplizierten Verfahren Materialdichte oder -abrieb gemessen werden. Hier herrscht ein altes, aber bewährtes Prinzip: Versuch und Irrtum. Das war schon vor 80 Jahren so - und so wird es bleiben, so lange Fischer experimentieren kann.
Für seine 87 Jahre ist Fischer noch ungemein rüstig. Auf dem Firmengelände der Fischer-Werke hat er sein eigenes Büro mitsamt Sekretärin. Die beiden sind ein eingespieltes Team. Jeden Tag ist er im Haus, obwohl er mit der Unternehmensleitung schon längst nichts mehr zu schaffen hat, wie der Schwabe sagt. Die hat er bereits 1979 an seinen Sohn Klaus übergeben, dem er "nur noch ab und zu neue Produkte" anbietet, die er erfunden hat.
Jede Anekdote sitzt
Es ist leicht vorstellbar: Früher flitzte der kleine Mann gewiss von seinem Büro bis zu den Werkshallen und zurück. Immer auf dem Sprung, alles sollte seine Ordnung haben. So wie noch heute in seiner Werkstatt - von der Autogrammkarte bis zur Säge ist hier alles an seinem Platz. Der einzige Unterschied zu damals: Da die Autogrammkarten ganz unten im Schrank liegen, dauert das Herausholen länger.
Seine Lebensgeschichte erzählt Fischer mit Hingabe, jede Anekdote sitzt. Und zu berichten hat er viel. Denn neben dem Kunststoffdübel, für dessen Erfindung er weltweit berühmt geworden ist, sind dem Erfindergeist des Schwaben Tausende anderer Ideen entsprungen.
Streichhölzer waren knapp, also erfand Fischer, der 1946 aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrt war, kurzerhand einen elektrischen Feueranzünder. Er bestand aus einer Heizspirale und einem Schalter aus Holz. "Heute wäre der zehnmal verboten. Meine Frau verkaufte die Dinger damals im Tausch gegen Butter und Speck", sagt Fischer und zieht dabei schelmisch die linke Augenbraue hoch. Das macht er oft, wenn er von früher erzählt.
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