Jens Weidmann: : „Ich wusste, welche Situation mich erwartet“

28.08.2012 00:00 Uhrvon
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Keiner stemmt sich so wie er gegen den Kauf von Staatsanleihen durch die EZB. Und ans Aufgeben denkt Bundesbankpräsident Jens Weidmann dabei nicht. Ein Porträt.

Auch wenn er seinen Kurs gerade jetzt häufig verteidigen muss, gehört die Bundeskanzlerin nicht zu seinen Kritikern. Im Gegenteil: Sie sei dafür, „dass er möglichst viel Einfluss innerhalb der Europäischen Zentralbank hat“, sagt Angela Merkel über ihren früheren Abteilungsleiter Jens Weidmann, den störrischen Bundesbankpräsidenten, der noch fast sieben Jahre seines acht Jahre laufenden Vertrags vor sich hat.

Denn so viel ist klar: Rauswerfen kann ihn niemand, und anders als sein Vorgänger Axel Weber schmeißt Jens Weidmann nicht hin. Wer ihn näher kennt, weiß, dass Rücktritt für den erst 44 Jahre alten Top-Beamten keine Option ist.

Was wäre damit gewonnen? Diese Frage stellt er sich. Entweder kommt jemand nach, der die gleichen Überzeugungen vertritt wie er – dann kann er auch gleich im Amt bleiben. Oder es kommt jemand, der das gerade nicht tut – dann darf er auf keinen Fall gehen.

Denn er glaubt fest an ein Prinzip, „die klare Trennung der Verantwortlichkeiten von Geld- und Fiskalpolitik“ nämlich. Davon hat er schon in seiner Antrittsrede gesprochen, und dabei bleibt er. Er kommt schließlich aus der Bundesbank, war da Abteilungsleiter, bevor ihn die Kanzlerin rief. Dass die EZB nicht die Finanzierung überschuldeter Staaten übernehmen darf, ergibt sich für ihn zwingend aus geltendem Recht. Auch er weiß zwar, dass die EZB die reine Lehre durch Käufe von Staatsanleihen längst verletzt. Aber er argumentiert auf zwei Ebenen strikt dagegen: Zum einen hält er den Kurs der EZB nicht für politisch legitimiert, vermisst aber zugleich den Willen der Politik, sich Legitimation zu verschaffen. Und in der Tat ist ja die schwache Rolle der Parlamente ein wunder Punkt bei der Krisenbewältigung. Zum anderen aber hält er es für falsch, dass die EZB schon so kraftvoll agiert, wenn die von den Euro-Staaten eingerichteten Instrumente – die Rettungsfonds EFSF und ESM – noch gar nicht richtig wirken konnten.

Mit dieser Haltung engt er den Spielraum der Kanzlerin zwar ein, doch die beiden eint, dass sie Solidität als Voraussetzung von Stabilität begreifen. Wer glaubte, dass sie ihn im vorigen Jahr auf den Posten gebracht hat, um einen Adlatus im Rat der Europäischen Zentralbank zu platzieren, hat sie und ihn unterschätzt. Er lässt sich nicht beirren, für ihn zählt nur das bessere Argument. Wenn er nicht an die Prinzipien der Geldpolitik erinnert, tut es niemand mehr, fürchtet er. Und er rechnet fest damit, dass er am Ende recht behält. Moritz Döbler

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