Erfolgversprechender als die bisher genannten Ansätze ist die Idee von VOLZ, dessen erster Beitrag zu einer 'pedozoologischen Standortslehre' schon 1962 veröffentlicht wurde.
Tab. 48: Charakterisierung von Waldstandorten (I bis V) durch die Biomasse von Makrofaunagruppen in Abhängigkeit von abiotischen Merkmalen (Daten entnommen aus VOLZ 1962); pH (KCL) im A-Horizont gemessen
Standort I: |
|
Pflanzensoz. |
Cariciselongatae-Alnetum z.T. mit Übergang zu Pruno-Fraxinetum |
Kennzeich.: |
deckende Krautschicht |
Bodentyp: |
Gley bzw. Anmoorgley |
Humusform: |
Mull |
pH (KCl): |
7,0 |
Typische Merkmale: |
hoher Anteil an Schalenschnecken; bei absinkendem Grundwasser und tiefgründigerem Boden Zunahme des Gewichtsanteils von Regenwürmern |
Standort II: |
|
Pfl. Kennzeichen: |
Pruno-Fraxinetum (Erlen-Eschenwald) mit deckender Krautschicht |
Bodentyp/- art |
Semigley, lehmig bis sandig, |
Humusform: |
lockerer Mullboden |
pH (KCL): |
4,4 bis neutral |
Typische Merkmale: |
relativ ausgeglichenes Verhältnis fast aller Makrofaunagruppen; unter den Schalenschnecken dominieren große Formen, keine Nacktschnecken |
Standort III: |
|
Pfl. Kennzeichen: |
Pruno-Fraxinetum typicum, Eichenwald, typ. Mullbödenstandorte, |
Bodentyp/- art |
Brauner Auenboden) oder Semigley, lehmig-tonig, |
Humusform: |
Mull |
pH (KCL): |
4,8 bis 6,8 |
Typische Merkmale: |
starkes Dominieren der Regenwürmer (Anteil an der Gesamtfauna um 90 %);starkes Zurücktreten der Schalenschnecken, Anteil der Nacktschnecken gegenüber I und II zunehmend |
Standort IV: |
|
Pfl. Kennzeichen: |
Eichen-Hainbuchenwald und Hainbuchen-Eichen-Birkenwälder |
Bodentyp/- art |
Gley-Pseudogley, z.T. auch Parabraunerde, |
Humusform: |
Moder |
pH (KCL): |
3,0 bis 4,2 |
Typische Merkmale: |
reich an Käferlarven, Gewichtsanteil an Makrofauna > 10 %;Gewichtsanteil der Regenwürmer im Mittel um 50 %; dominieren der Nacktschnecken gegenüber den Schalenschnecken, welche fast völlig fehlen; |
Standort V: |
|
Pfl. Kennzeichen: |
Kiefernwald mit Eichen durchsetzt |
Bodentyp/- art |
Sandstein-Ranker, sandig-steinig, |
Humusform: |
Moder in Rohhumus übergehend |
pH (KCL): |
3,2 |
Typische Merkmale: |
hoher Anteil an Nacktschnecken und Dipterenlarven |
VOLZ charakterisierte die Waldbodenstandorte mittels einer gravimetrischen Grupppenanalyse der Makrofauna. Dafür ermittelte er, zu welchen Gewichtsanteilen sich die Biomasse der Gesamtfauna eines Bodens aus Vertretern der wichtigsten Makrofaunagruppen (Regenwürmer, Schalenschnecken, Nacktschnecken, Käfer, Dipteren, Myriapoden, Asseln) zusammensetzt. VOLZ konnte so verschiedene Standorttypen charakterisieren (s.a. Tab. 48):
Tab. 49:Charakterisierung von Waldstandorten (I bis IV) durch die Regenwurmgesellschaften (VOLZ 1962)
Standort I: |
Erlenbrüche, Gewässerränder |
Fast nie fehlend: |
L. rubellus, A. rosea, D. octaedra |
Häufig: |
A. caliginosa, A. chlorotica, O. lacteum, D. platyrua |
An nassen Stellen |
E. tetraedra |
Charakterart |
E. tetraedra |
Differentialart: |
D. platyura |
Standort IIa: |
Weidenauen |
Fast nie fehlend: |
L. rubellus, A. rosea, A. limicola, A. chlorotica, O. lacteum |
Häufig: |
A. caliginosa |
Charakterart |
A. chlorotica |
Standort IIb: |
feuchtere Varianten von Eschen-Erlen-Auenwäldern, sandiger Untergrund |
Fast nie fehlend: |
L. rubellus, A. caliginosa, A. rosea, A. limicola, O. lacteum |
Häufig: |
A. handlirschi, D. rubida, D. pygmaea |
Differentialarten: |
D. pygmaea, A. handlirschi |
Standort III: |
|
Fast nie fehlend: |
L. rubellus, A. caliginosa, A. rosea, A. limicola, O. lacteum |
Standort IV: |
feucht |
Häufig: |
L. rubellus, D. octaedra |
Charakterarten: |
L. rubellus, D. octaedra |
Standort IV |
trocken |
Häufig: |
L. rubellus |
Charakterarten: |
L. rubellus |
Anmerkung:
Charakterart(en) = charakteristisch für den Standort
Differentialart(en) = häufig, aber nur an diesem Standort
Das Besondere an der Untersuchung von VOLZ ist, daß eine Einteilung der untersuchten Standorte auf Grund der Artenkombination der dort vorkommenden Regenwürmer zu einer fast gleichen Gliederung führte, wie sie sich durch die gruppenanalytischen Studien ergab. VOLZ charakterisierte die ersten vier Standorte durch die in Tabelle 49 wiedergegebenen Regenwurmgesellschaften. Nur der letzte Standorttyp (V) unterscheidet sich von der ersten Gliederung. Für den Standorttyp III fand VOLZ keine kennzeichnende Artenkombination, er betont jedoch, daß die Regenwürmer den Standorttyp dadurch charakterisieren, daß sie die dominierende Artengruppe im Boden stellen.
Trotz dieser guten Übereinstimmung wurde dieser Ansatz, die Gewichtsanteile der wichtigsten Bodenfaunagruppen für eine Klassifikation zu nutzen, kaum aufgegegriffen, wofür zwei Gründe verantwortlich sein dürften:
Bei einer Beschränkung auf die Regenwürmer bleibt zwar die zweite Einschränkung bestehen, doch ist dafür der methodisch/taxonomische Aufwand gering. Zudem ist die bodenbiologische Bedeutung der Lumbriciden gut belegt und vermittelbar, was für andere Bodentiergruppen so nicht gilt. Daher wurden die Würmer, wenn auch unabhängig von VOLZ, seitdem mehrfach genutzt (z.B. PHILLIPSON et al. 1976).
Boden als Lebensraum für Bodenorganismen; bodenbiologische Standortklassifikation
Stand: 1997 |