ISBN
978-3-8317-1547-3 |
Vorwort
zur vierten Auflage
Lucete Fortes
Pitt Reitmaier
Cabo Verde ist
ein reiches Land. Reich an Musikern, an Poeten,
an transnationaler Lebenserfahrung und Toleranz
im Umgang mit Fremdem. Reich an faszinierenden
Landschaften, an Bergen und Schluchten, Wüsten
und grünen Tälern, weiten Stränden
und kleinen Buchten. Auf und unter dem Meer
setzt sich der Reiz des kleinen Landes ins
Unendliche fort.
Cabo Verde ist
anders. Es hat seine eigene Geschichte und
Kultur, seine eigenen Probleme und Lösungen.
Wo sonst haben drei Kontinente, vom Übergang
des Mittelalters zur Neuzeit und von der industriellen
Revolution zur modernen Globalisierung, ihre
Geschichte an einem gemeinsamen Ort geschrieben?
Aus der Begegnung der Kulturen rund um den
Atlantik erwuchs eine neue, eine kreolische
Kultur, so stark wie das Meer und so vielfältig
wie die Landschaften.
Cabo Verde ist
eine Muschel, klein und unscheinbar, der Glanz
von Algen verdeckt, die Perlen tief im Inneren
versteckt, eine Muschel, die schwer zu öffnen
ist. Der Reisende muss es sich selbst erschließen,
muss aktiv werden, um die Armut zu verstehen
und den Reichtum zu erkennen. Muss lesen und
forschen, um Kultur und Geschichte einordnen
zu lernen, muss aufhorchen und die inneren
Saiten spannen, um Gefühle und Musik aufzunehmen
und mitzuschwingen in der fremden Kultur.
Kaum eine Tafel weist auf Baudenkmäler von welthistorischer Dimension,
kaum ein Schild zeigt den Einstieg zu seit Jahrhunderten begangenen Maultierwegen.
So bemühen wir
uns mit diesem Reisehandbuch, neben aktueller
touristischer Information das Land in seinen
historischen und kulturellen Dimensionen systematisch
und umfassend darzustellen. Nur so meinen wir,
dem Reisenden verstehenden Einblick in eine
faszinierende Kultur im Schnittpunkt dreier
Kontinente zu ermöglichen und aus den
Zusammenhängen der transkontinentalen
Sklaverei und dem Kolonialismus auch die Geschichte
und Kultur Europas mit anderen Augen sehen
zu können.
Die Modernisierung Kap Verdes verläuft im Eiltempo. 2006 wurde der
Internationale Flughafen in Praia eröffnet und Boa Vista und São
Vicente werden 2007 folgen. Auf Santiago wurde die erste Talsperre eingeweiht
und die Pläne für weitere liegen bereit. Im Sommer brachte
die NATO Kap Verde für einige Wochen auf Spitzenplätze der
Nachrichtenagenturen, als sie ihr bisher grösstes Manöver ausserhalb
eines NATO-Landes auf Sal, São Vicente, Santo Antão und
Fogo abhielt. Und das kleine Mädchen, das durch Notfall-Kaiserschnitt
in einem Feldlazarett zur Welt kam, heißt „Nati“.
Die Zahl internationaler Gäste wuchs um 22%. Die meisten folgen
dem Ruf des Meeres zur Entspannung und zum Sport un der Strandtourismus
pflanzt anonyme Synthetikstädte in die Dünen. Die Traumwelten
sollen die Einsamkeit, Reinheit und Ursprünglichkeit der Küstenlandschaften
nachempfinden lassen, welche sie unweigerlich zerstören. In Santa
Maria hat eine Clubhotelanlage auf 1000 Betten erweitert und ein Immobilienhändler
alleine dreitausend Appartments verkauft. Landessprache und –währung
treten ins zweite Glied, genauso wie die lokale Ökonomie und Kultur.
Der Bergtourismus und der historisch-kultureller Tourismus lockt bisher
wenige. Das ist eher bedauerlich, da er eher förderlich ist für
eine in die Breite gehende lokale Entwicklung. Das langsamere Tempo nutzt
den gebirgigen Inseln eher als es ihnen schadet. Der Landschaftsverschleiss
bleibt gering und der Wert historischer Kultur, Landschaft und Architektur
wird erkannt, bevor sie von den Spekulanten und Baggern überrollt
werden.
Lucete Fortes ist
Kapverdianerin und betreibt die Touristeninformation
von São Vicente und Porto Novo.
Pitt Reitmaier arbeitet
als Arzt und Wissenschaftler seit 26 Jahren
in Kap Verde. Wir hoffen, dass uns diese Autorenkombination
und die langfristige Erfahrung erlauben, dem
Leser tiefer greifende Landesinformationen
und Einschätzungen zu vermitteln einschließlich
unserer, wenn auch nicht unkritischen, Begeisterung
für das kleine Land.
Die kosmopolitische
Offenheit der Kapverdianer, ihr Charme und
der beständige Wechsel zwischen tiefem
Ernst und spielerischer Leichtigkeit sind aus
dem Text nicht zu erfahren. Sie werden Ihnen
dennoch nicht entgehen, wenn Sie der Kommunikationsstärke
der Kapverdianer eigene Offenheit entgegenbringen.
Pitt Reitmaier und Lucete Fortes
P.S.: Kreolische Kulturen zeichnen sich aus
durch beständigen Wechsel und rasche Veränderung.
Einflüsse aus der ganzen Welt werden schnell
aufgegriffen, eingebunden, vermischt und farbenfroh
belebt an die Welt zurückgegeben. So auch
im Tourismus, wo Probleme und Lösungen
jeden Tag neu erscheinen. Jede Auflage bedarf
schon zum Zeitpunkt des Erscheinens erneuter
Aktualisierung bedürfen. Wir bitten Sie,
die Leserinnen und Leser, um konstruktive Kritik
und Mithilfe. Beachten Sie die Aktualisierungen
auf unserer Webseite und schreiben Sie uns.
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