Überblick
Deutsch-äthiopische Freundschaft bis heute  
Auch in der Nachkriegszeit spielten Deutsche eine wichtige Rolle in Äthiopien . Hermann „Opa“ Götz zum Beispiel als Siedler in Arsi. Von der Frau des Architekten Haertel, der deutschen Hofdame im Dienste der Kaiserin Menen, handelt der jüngst veröffentlichte Roman “Meskel“ von Brigitte Beil. Christine Hall aus der oben erwähnten deutschstämmigen Familie war Gouvernante der Kinder Haile Selassies. Auch unter Zewditus Herrschaft blieb es bei den guten Beziehungen zwischen den beiden Staaten. 1924 plante Ras Teferi einen ersten Staatsbesuch nach Berlin, sandte nach internationalem Krach aber nur eine hochrangige Delegation zu Reichspräsident Ebert. Während der 1930er Jahre förderte David Hall in seiner Funktion als Berater des Kaisers die Beziehungen zu Nazi-Deutschland. 1935, zu einem Zeitpunkt als Italien bereits die Invasion vorbereitete, vermittelte Hall, der teils afrikanischer, teils jüdischer Herkunft war, deutsche Waffenexporte nach Äthiopien. Mit dem Einmarsch der Faschisten in Addis Abeba, änderte Hitler schließlich die pro-äthiopische Außenpolitik zugunsten der Achse Berlin-Rom. 1954 war es Haile Selassie I., der als erstes Staatsoberhaupt der jungen BRD einen offiziellen Besuch abstattete. Gegenbesuche nach Äthiopien erfolgten dann durch Präsident Lübke und Außenminister Scheel. Ingenieure, Ärzte, Lehrer und Geschäftsleute wurden in Äthiopien tätig.

Nach dem Sturz der Monarchie 1974 wurden für West-Deutschland die Äthiopien- Beziehungen schwierig. Die Deutsche Schule wurde verstaatlicht und das Goethe-Institut geschlossen. Später setzte dann dennoch massive westdeutsche Entwicklungshilfe in Äthiopien ein, vor allem durch die GTZ und private Hilfsorganisationen wie Menschen-für-Menschen. Dem gegenüber stand die politische, militärische und technische Zusammenarbeit mit der DDR. Der Aufbau des Medical College in Gonder verdankt sich insbesondere der DDR-Völkerfreundschaft. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurden die guten bilateralen Beziehungen fortgesetzt. Ausdruck dafür waren die Besuche des Bundeskanzlers Schröder 2003 und des Bundespräsidenten Köhler 2004.

Zum Schluss möchte ich noch auf zwei wichtige, jedoch kaum bekannte Resultate der deutsch-äthiopischen Beziehungen eingehen. Das erste aus dem frühen 19. Jahrhundert, das zweite aus dem späten 20. Jahrhundert. Äthiopischen Kartoffelessern ist wenig bewusst, dass die Knollenfrucht zuerst durch den Deutschen Immigranten Schimper in Äthiopien eingeführt wurde. Als Gouverneur in Tigray pflanzte Schimper aus Deutschland importierte Kartoffeln in seinem Garten an. Auch die moderne Entwicklungszusammenarbeit brachte sichtbare Veränderungen in die äthiopische Landwirtschaft. So kann man heute in Oromiyaa eine wachsende Zahl schwarz-weißer Kühe beobachten, die ihren Ursprung in Friesland im deutsch-holländischen Grenzgebiet haben. Diese beiden Beispiele mögen das Gefühl von Nähe vermitteln, die trotz aller Unterschiede die Beziehung zwischen den beiden Ländern lebendig hält.