Nach dem Sturz der Monarchie 1974 wurden für West-Deutschland die Äthiopien- Beziehungen schwierig. Die Deutsche Schule wurde verstaatlicht und das Goethe-Institut geschlossen. Später setzte dann dennoch massive westdeutsche Entwicklungshilfe in Äthiopien ein, vor allem durch die GTZ und private Hilfsorganisationen wie Menschen-für-Menschen. Dem gegenüber stand die politische, militärische und technische Zusammenarbeit mit der DDR. Der Aufbau des Medical College in Gonder verdankt sich insbesondere der DDR-Völkerfreundschaft. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurden die guten bilateralen Beziehungen fortgesetzt. Ausdruck dafür waren die Besuche des Bundeskanzlers Schröder 2003 und des Bundespräsidenten Köhler 2004.
Zum Schluss möchte ich noch auf zwei wichtige, jedoch kaum bekannte Resultate der deutsch-äthiopischen Beziehungen eingehen. Das erste aus dem frühen 19. Jahrhundert, das zweite aus dem späten 20. Jahrhundert. Äthiopischen Kartoffelessern ist wenig bewusst, dass die Knollenfrucht zuerst durch den Deutschen Immigranten Schimper in Äthiopien eingeführt wurde. Als Gouverneur in Tigray pflanzte Schimper aus Deutschland importierte Kartoffeln in seinem Garten an. Auch die moderne Entwicklungszusammenarbeit brachte sichtbare Veränderungen in die äthiopische Landwirtschaft. So kann man heute in Oromiyaa eine wachsende Zahl schwarz-weißer Kühe beobachten, die ihren Ursprung in Friesland im deutsch-holländischen Grenzgebiet haben. Diese beiden Beispiele mögen das Gefühl von Nähe vermitteln, die trotz aller Unterschiede die Beziehung zwischen den beiden Ländern lebendig hält.