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Rückblick in die Zukunft

100 Jahre Technisches Museum: Die "Leistungsschau des technischen Fortschritts" ist auch ein Überblick über 100 Jahre Motorisierung Österreichs

Die Eröffnung des Technischen Museums Die Eröffnung des Technischen Museums fand noch während des Ersten Weltkrieges statt. Hier eine Aufnahme von Besuchern in der Mittelhalle. DruckenSendenLeserbrief
Wie 100 Jahre hört sich das nicht an. In der Eingangshalle des Technischen Museums Wien zeugt aufgeregtes Geschrei von jungem Publikum. Technik macht offenbar Spaß. Museumsdirektorin Gabriele Zuna-Kratky hat mit ihrem Team seit der Neueröffnung vor zehn Jahren das Technische Museum kräftig durchlüftet und sorgt mit interessanten Sonderausstellungen für Furore.



Dabei hat die Technikfeindschaft in Österreich eine lange Tradition. Nicht erst seit dem Ersten Weltkrieg. Auch das Habsburger-Reich lag bei der Industrialisierung weit hinter Westeuropa zurück.




Vorreiter

Aber es gab Pioniere. Einer davon war der
in Gänserndorf geborene Techniker Wilhelm Exner. Er meinte in Anbetracht des riesigen Erfolgs der damaligen Weltausstellungen, die Zeit sei reif, nicht nur über diese Leistungsschauen den technischen Fortschritt einem breiten Publikum zu zeigen, sondern auch in Museen.



In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es zwar schon Eisenbahnmuseen, aber erst Exner sammelte unter anderem für sein "Technologisches Gewerbemuseum" auch Exponate der damals gerade beginnenden Motorisierung, so Projektleiter Helmut Lackner im KURIER-Gespräch.



Das 60-jährige Regierungsjubiläum von Kaiser Franz Joseph bot 1908 dann den unmittelbaren Anlass, ein "Museum zur Popularisierung des technischen Wissens in Österreich" zu beschließen, 1909 erfolgte der Spatenstich. 1913 wurde das Gebäude fertiggestellt, im Mai 1918 wurde es eröffnet. Bereits 1919 feierte man den 100.000. Besucher.



Inzwischen sind es 300.000 pro Jahr und die zahlreichen Veranstaltungen rund um das 100-Jahr-Jubiläum sollen für zusätzlichen Schwung sorgen. Zwischen heute, dem 13. März, und dem 21. Juni werden verschiedenste Ein-, Rück- und Ausblicke auf die Geschichte, den Alltag und die Zukunft des Museums gezeigt. Am 17. 3. finden etwa Energiegespräche statt. Am 15. 5. wird es einen Einblick in die Restaurierungswerkstatt geben, wo auch Dampfloks konserviert werden.



Längerfristig wird auch die Verkehrsausstellung im 4. Stock neu gestaltet, so Lackner. Er deutet an, dass künftig nicht mehr die Objekte wie Tonsoldaten aufgefädelt stehen, sondern auch mehr auf die Zeit, wo sie entstanden, und die Nutzer eingegangen wird. Nicht im Bereich Verkehr zu finden sein werden auch künftig Militärfahrzeuge aus heimischer Produktion (gingen ans Heeresmuseum), sowie Lkw, Busse und Traktoren.



Zum Jubiläum wurde auch ein Buch (100 Jahre Technisches Museum Wien) verfasst, das die Sammlungen und die Geschichte seit 1909 beschreibt. Ebenso ist nachzulesen, dass Hermann Nitsch eine Zeit lang als Gebrauchsgrafiker im Museum gearbeitet hat. Erhältlich ist das 448-Seiten-Buch im Handel oder im Museumsshop (€ 39,90).



Artikel vom 12.03.2009 17:12 | KURIER | Maria Brandl

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