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"Ist Österreich erledigt?"

FMA: Austro-Banken haben keine Giftpapiere Zum Hauptartikel

Auch Helmut Ettl und Kurt Pribil von der Finanzmarktaufsicht treten entschieden gegen die Aussagen des US-Ökonoms Krugman auf.

Ettl, Pribil Helmut Ettl (li.) und Kurt Pribil (re.) rechnen im schlimmsten Fall mit Kreditausfällen in der Höhe von 15 bis 30 Milliarden Euro. DruckenSendenLeserbrief
Die Aussage des US-Starökonomen Paul Krugman, wonach Österreich wegen der Verlustrisiken der Banken in Osteuropa ein heißer Pleitekandidat sei, sorgt auch bei der Finanzmarktaufsicht (FMA) für Kopfschütteln. Krugman übersehe, was die heimischen Kreditinstitute in CEE wirklich an Risiko draußen hätten, sagte FMA-Vorstand Helmut Ettl am Mittwochabend vor Journalisten. Die derzeit über Staatshilfe verhandelnde BAWAG ist aus Ettls Sicht "eine kerngesunde Bank" mit "ein paar strukturierten Produkten im Portfolio, die sehr volatil sind".

Den pessimistischsten Schätzungen zufolge betrage das Kreditausfallsrisiko im Osten 15 bis 30 Mrd. Euro. Außerdem hätten die Austro-Banken im Osten keine toxischen Papiere platziert, so Ettls Vorstandskollege Kurt Pribil bei einem Hintergrundgespräch in Wien. Der Großteil der Kredite sei zudem mit Einlagen finanziert.

Krugman habe "wenig Zeit, sich um die Details zu kümmern"

"Krugman ist ein ausgezeichneter Analytiker des Globalen. Wahrscheinlich hatte er aber ein bisschen wenig Zeit, sich um die Details zu kümmern", sagte Ettl. Würden die 15 bis 30 Mrd. Euro wirklich schlagend, "kommen wir auf eine Staatsverschuldungsquote von 67 bis 70 Prozent". Ende des Vorjahres betrug die Staatsverschuldung Österreichs 62,5 Prozent des BIP.

In Osteuropa gebe es drei Ländergruppen: Staaten wie Slowenien, Slowakei, Polen oder Tschechien würde eine "normale Rezession" widerfahren. "Dort sind 60 bis 65 Prozent des österreichischen Bankenobligos", so Ettl. Länder der zweiten Gruppe (etwa Rumänien, Kroatien oder Serbien) hätten internationale Hilfen bekommen und würden "in keiner Weise zusammenbrechen". Ein Problem, vor allem ein politisches, gebe es im Wesentlichen nur in der Ukraine. "Alles das ist nicht zu Herrn Krugman vorgedrungen", konstatierte Ettl.


Größte Kreditgeber im Osten

In puncto Bankenpaket glauben die FMA-Chefs nicht, dass Österreich zu spät dran war. Schon im Oktober seien die 15 Mrd. Euro zur Eigenkapitalstärkung definiert worden. Österreich sei da "realistischer als die Amerikaner" gewesen, sagte Pribil.

Inklusive der in Auslandsbesitz befindlichen Bank Austria und Hypo Alpe Adria sind Österreichs Kreditinstitute wie berichtet mit rund 300 Mrd. Euro der größte Kreditgeber in CEE (mit Russland, Ukraine). Zum Zeitpunkt der Bekanntgabe des Ost-Exposures räumte Ettl ein: "Über die Kommunikationslinie kann man diskutieren - nachträglich."

Bawag kämpft noch mit Vergangenheit

Zur Bawag-Staatshilfe wollten sich die FMA-Vorstände im Detail nicht äußern. Ob eine interne Bad Bank für giftige Papiere installiert wird, welches Ausmaß die Geldspritze annehmen wird und wieviel die Bawag-Mutter Cerberus beitragen muss, wollten Ettl und Pribil nicht kommentieren. Die FMA stehe jedenfalls in engem Kontakt mit der Bank. Dass der momentan mit Abflüssen kämpfende US-Fonds Cerberus an strauchelnden Unternehmen wie an Chrysler oder der General-Motors-Finanzsparte GMAC beteiligt ist, "ist sicher kein Geheimnis", so Pribil.

Die ehemalige Gewerkschaftsbank Bawag muss in ihrer Bilanz 2008 eine hohe Summe an sogenannten strukturierten Kreditprodukten abwerten, die laut Ettl aus der Zeit vor Cerberus kommen. Am Karfreitag hatte die Bawag P.S.K. bekanntgegeben, dass sie im Jahresabschluss 2008 nach UGB voraussichtlich ein "negatives Ergebnis vor Rücklagenbewegung" ausweisen wird. Die Kuponzahlungen von ausstehenden Ergänzungskapitalanleihen der Bawag P.S.K. leiste aktuell die BAWAG Holding GmbH, hatte es geheißen.

Novotny: Bonität außer Zweifel

Auch EZB-Ratsmitglied Ewald Novotny widersprach Paul Krugman, wonach Österreich wegen des Osteuropa-Engagements der Staatsbankrott drohen könnte.

"Die Bonität des Staates und der österreichischen Banken steht außer Zweifel", betonte Novotny, auch Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank. Erst kürzlich hätten die Ratingagenturen Fitch und Moody's das Triple A Rating für die Republik Österreich bestätigt, erinnerte Novotny.



Artikel vom 16.04.2009 16:45 | apa | ps

Geld & Wirtschaft

Thema: Finanzkrise



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