Friedrich Rosen
Friedrich Rosen (1856-1935) 
Rosen.jpg, Copyright: Felix Rosen
Friedrich Rosen stammt aus einer Familie, die ihre Wurzeln einerseits im provinziellen Lippe-Detmold, andererseits in Großbritannien hatte. Der Großvater Friedrich Ballhorn-Rosen war hoher Beamter im Fürstentum Lippe-Detmold. Sowohl der Vater Georg Rosen wie der Onkel Friedrich August Rosen (1805-1837) waren Orientalisten. Letzterer wurde bereits zum 22-jähriger als Professor für orientalische Sprachen an die neu gegründete Universität von London berufen. Georg Rosen (1820-1891) ging in den diplomatischen Dienst Preußens und war im konsularischen Dienst im Nahen Osten und später auf dem Balkan tätig. Geboren in Leipzig verbrachte Friedrich Rosen weite Teile seiner Jugend in Jerusalem. Sein Vater war dort von 1852 bis 1867 Konsul. Rosen wuchs in Jerusalem mehrsprachig (deutsch, englisch, arabisch, türkisch) auf. Sein Studium der neueren und orientalischen Sprachen verbrachte er in Berlin, Leipzig, Göttingen und Paris. Eine zeitlang war er im Hause des Vizekönigs von Indien, Lord Dufferin, als Privatlehrer tätig.

Friedrich Rosen hatte eine Vorliebe für orientalische Literaturen und Volkskulturen. Während der Äthiopienmission kommt dies deutlich an seinem Interesse für die Volksdichtung der Somali zum Ausdruck. Einen Abschnitt im Reisebericht seines Bruders Felix Rosen hat Friedrich Rosen dazu selbst verfasst. Rosen war aber zu aller erst ein anwendungsorientierter Orientalist. Ab 1887 unterrichtet er Persisch und Urdu am jüngst gegründeten Seminar für Orientalische Sprachen in Berlin. Nach einem Konflikt mit der Institutsleitung tritt er 1890 in den konsularischen Dienst des Auswärtigen Amtes ein. Rosen wird dem Generalkonsulat in Beirut und später der Gesandtschaft in Teheran zugeteilt.
Wilhelm_Rosen.jpg, Copyright: Felix Rosen
1898 richtet er ein Konsulat in Bagdad ein. Nach der Jerusalem-Reise Wilhelms II. (1898) wird er zum Konsul in Jerusalem ernannt. Ende 1900 erfolgt seine Berufung in die Politische Abteilung des Auswärtigen Amtes, wo er Vortragender Rat wird. Im Herbst 1904 wird er mit der Leitung der deutschen Gesandtschaft nach Äthiopien betraut. Noch während der Rückreise erreicht ihn seine Ernennung zum Gesandten in Tanger. 1910 wird er Gesandter in Bukarest, 1912 in Lissabon. Während des 1. Weltkrieges lehnt Rosen die abenteuerliche Politik ab, in der islamischen Welt jihadistische Bewegungen als Verbündete des Deutschen Reiches zu fördern. Nach der Kriegserklärung Deutschlands an Portugal (1916) kehrt er mit freiem Geleit nach Deutschland zurück. Er wird Gesandter in Den Haag und erlebt in dieser Eigenschaft die Exilierung Wilhelms II. in die Niederlande.

Im Mai 1921 wird Rosen zum deutschen Reichsminister des Äußeren ernannt. Nach dem Abschluss des Friedensvertrages mit den Vereinigten Staaten von Amerika (August 1921) scheidet Rosen im Oktober 1921 aus dem Staatsdienst aus. Er widmet sich nun in erster Linie wissenschaftlichen Arbeiten und Übersetzungen. Bis 1934 ist Rosen Vorsitzender der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, des Dachverbandes der deutschen Orientalisten. Seine bekannteste Übersetzung ist eine deutsche Fassung der Rubajat Omar Khajjams, die in zahlreichen Auflagen erschienen ist. Friedrich Rosen stirbt 1935 in Peking, wo sein Sohn Georg Rosen als Diplomat tätig ist, an den Folgen eines Beinbruches.

Ab 1933 ist Friedrich Rosen offener anti-semitischer Propaganda ausgesetzt. Nicht zuletzt durch Arnold Holtz. Friedrich Rosen ist mütterlicherseits britischer und jüdischer Herkunft. Sein Sohn Georg Rosen muss 1938 den diplomatischen Dienst verlassen.


Literatur: - Friedrich Rosen, 1930, Oriental Memories, London. - Friedrich Rosen, 1931, Aus einem diplomatischen Wanderleben, Bd. 1, Berlin. - Deutscher Wirtschaftsverlag (Hg.), 1931, Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft, Berlin, S. 159-160. - Enno Littmann, 1935, “Friedrich Rosen,“ ZDMG, 89: 391-400. - Herbert Müller-Werth, 1969, Friedrich Rosen, ein staatsmännischen denkender Diplomat. Ein Beitrag zur Problematik der deutschen Außenpolitik, Wiesbaden.