Rassenforschung auf dem
Weg zur Leitwissenschaft
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Eine 1934 publizierte „Rassenkarte von Deutschland“. |
Seit 1900 entwickelten sich Rassenanthropologie und Rassenhygiene/ Eugenik
auf nationaler und internationaler Ebene zu Trendwissenschaften. Im Nationalsozialismus
avancierten sie zu Leitwissenschaften und lieferten Methodik wie Legitimation
für die Rassenpolitik des Regimes. Eine präzise und einheitliche
Definition von „Rasse“ existierte nicht. Rassenforschung fragte
nach einem Zusammenhang von „Rasse“ und „Lebensraum“.
Der von der DFG geförderte Rassenkundler Hans F. K. Günther
meinte, die „Hochwertigkeit der nordischen Rasse“ allein schon
am äußeren Erscheinungsbild sowie an geistigseelischen und
kulturellen Werten erkennen zu können. Um eine „Degeneration“
zu vermeiden, sei daher „Rassenmischung“ zu unterbinden. Erbbiologen
erarbeiteten Methoden, um vermeintlich „schlechte“ Anlagen
beim Menschen zu definieren, die Betroffenen zu erfassen und auszusondern.
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Hans F. K. Günthers „Rassenkunde des deutschen Volkes“
von 1930 visualisierte vermeintliche Rassenmerkmale holzschnittartig. |
Das anfangs vage Thema Rassenforschung eröffnete weite Forschungsfelder,
auf denen methodisch vielfältig gearbeitet wurde. Das Spektrum reichte
von der Ahnenforschung, der Zwillings- und Blutgruppenforschung über
rassenmorphologisch- erbbiologische Untersuchungen bis hin zur Paläoanthropologie.
Rassenforschung wurde als angewandte Wissenschaft verstanden. Wissenschaft
und Politik wurden dabei in besonderer Weise aufeinander bezogen. Forscher
wirkten als Experten im Sinne der wissenschaftlichen Politikberatung.
"1. Die Hauptgefahr, die jeder Volksgemeinschaft
droht, ist die Entartung, nämlich die Verarmung an wertvollen leistungsfähigen
Rassenelementen …
8. Die dringendste Aufgabe der Rassenhygiene ist daher die Erhaltung
der für die Gemeinschaft wertvollen Erbstämme in allen Volksschichten."
Leitsätze der
Deutschen Gesellschaft für Rassenhygiene, 1922
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