Die „Germanisierung“
der Ostgebiete
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Der in der Karte dargestellte Frontverlauf im Sommer 1918 lässt
die Ostvisionen zum Greifen nahe erscheinen. |
Ziel des Generalplans Ost war eine ethnische Homogenisierung des von
verschiedenen Völkern bewohnten Osteuropa – vor allem unter
Ausschluss des jüdischen Bevölkerungsanteils. Mit diesem Projekt
einer gewaltsamen „Umvolkung“ verband sich die Hoffnung, einen
deutsch besiedelten Osten zum Ausgangspunkt einer Erneuerung des deutschen
„Volkes“ zu machen.
Solche Visionen entsprangen einer langen Vorgeschichte. Bereits um 1900
griff die Sorge um sich, dass die wirtschaftliche und kulturelle Modernisierung
zu einer „Deformation“ des „deutschen Wesens“
beitragen werde. Daher plädierten namhafte Bildungsbürger für
eine Wiederbesinnung auf die „ewigen Werte“ eines bodenständigen
„Volkstums“.
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1917 herausgegebene Propagandaschrift „Das Land Ober Ost“. |
In der Diskussion um die Kriegsziele des Ersten Weltkriegs wurden solche
Konzepte auch von liberalen Wissenschaftlern auf „den Osten“
bezogen. Weite Teile des Baltikums sollten von deutschen Bauern besiedelt
und dadurch „germanisiert“ werden. Ziel war die Schaffung
eines beständigen deutschen „Volksbodens“.
"Kann nicht auch Kurland, einem autonomen Polen
vorgelagert, für uns brauchbar werden als bäuerliches Kolonisationsland,
wenn wir die Letten nach Rußland abschieben? Früher hätte
man das für phantastisch gehalten, und doch ist es nicht unausführbar."
Friedrich Meinecke
(Historiker), Mai 1915
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