Forschung für die Politik
der Nationalsozialisten
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Von 1934 bis 1936 war Johannes Stark Präsident der Deutschen
Forschungsgemeinschaft. |
Der Generalplan Ost verband akademische Forschung, rationale Planung
und nationalsozialistische Eroberungs- und Vernichtungspolitik. Die für
die Planung erforderlichen Detailkenntnisse über den zu „gestaltenden“
osteuropäischen Raum lieferten unter anderen Agrar- und Raumforscher,
Soziologen, Geographen, Historiker, Demographen und Rassenforscher.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft förderte nach 1933 Projekte
an Universitäten und Kaiser-Wilhelm- Instituten (den Vorläufern
der heutigen Max-Planck-Institute), die in die nationalsozialistische
Expansionspolitik eingebunden waren. Während die Agrarforschung Teil
der nationalsozialistischen Autarkiepolitik war, stellte die Rassenforschung
Methoden und wissenschaftliche Legitimation für „Rassenhygiene“
und „Judenpolitik“ in Deutschland sowie für Selektion,
Umsiedlung und Vernichtung großer Teile der Bevölkerung Osteuropas
zur Verfügung. Bewusst strebten Wissenschaftler danach, ihre Forschungsergebnisse
in die Ostpolitik des NS-Regimes einfließen zu lassen.
Von der DFG zwischen 1934 und 1945 geförderte Projekte (Auswahl)
Dr. Heinz Knorr
Universität Berlin, Seminar für Staatenkunde
und historische Geographie, 1934
Untersuchungen der slawischen
Siedlungsverteilung in Ost-Deutschland
seit dem Auftreten der Slawen bis zum
Beginn der ostdeutschen Kolonisation
Dr. Richard Korherr
Würzburg, Statistisches Amt der Stadt, 1937
Volk und Raum
Dr. Robert Beck
Universität Berlin, Psychologisches Institut, 1939
Untersuchungen auf d. Gebiet d.
Umvolkung im jetzt deutschen Bereich
Oberschlesiens
Prof. Dr. Georg Blohm
Technische Hochschule,Danzig, 1940/41
Richtlinien für die Betriebsförderung und
Wirtschaftsberatung der volksdeutschen
Umsiedler
Dr. Herbert Morgen
Universität Berlin,
Institut für Agrarwesen und Agrarpolitik, 1942
Untersuchungen über Einfluß der
Siedlungformen auf das Wirtschafts- und
Sozialgefüge des Dorfes
Dr. Erhard Mäding
Berlin, Planungsamt des Reichskommissars
für die Festigung deutschen Volkstums, 1941
Die Festigung des deutschen Volkstums
als landeskulturelles Problem
Josef Umlauf
Berlin, Reichskommissariat für die Festigung
deutschen Volkstums, Hauptabteilung
Planung und Boden,1942
Untersuchungen über den künftigen
Siedlungsaufbau im Osten
Heinz Brücher
Lanach bei Graz, Institut für Pflanzengenetik
(SS-Stiftung „Ahnenerbe“), 1943
Züchtung erblich widerstandsfähiger, frostresistenter
und dürrefester Formen von
Kulturpflanzen für den Ostraum
Prof. Dr. (Hans F. K.) Günther
Universität Freiburg, Anstalt für
Rassenkunde, Völkerbiologie und ländliche
Soziologie, 1943/44
Rassenkundliche Untersuchungen
bei osteuropäischen Völkern
Prof. Dr. Ottmar Freiherr von Verschuer
Berlin, Kaiser-Wilhelm-Institut für
Anthropologie, 1943/44
Erforschung der Erbbedingtheit der
Augenfarbe als Grundlage für Rassen- und
Abstammungsuntersuchungen
Prof. Dr. med. C(arl) Clauberg
Frauenklinik Königshütte, 1944
Untersuchungen über Bevölkerungspolitik
im Ostproblem
"In Verbindung mit dem Reichsinnenministerium sind
umfangreiche Forschungen zur Rassenhygiene eingeleitet worden, die unsere
Gesetzgebung auf diesem Gebiet untermauern und ausgestalten helfen sollen."
Johannes Stark, 1934
Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft von 1934 - 1936
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