Hirschfelde besaß in den 30-ziger
Jahren die bedeutendsten Kunstschätze des ganzen Kreises. Neben dem
alten Brunnen im Schlosspark, ausgegraben in der versunkenen Vesuvstadt Herkulanum existierte hier ein einmaliger und wertvoller Skulpturenpark
mit dem berühmten weißen Stier aus Marmor, dem neoklassizistischen
Bronzehirsch von Louis Tuaillon, dem Schöpfer der berühmten
"Amazone" vor der Berliner Nationalgalerie, der Eselreiterplastik und
einem antiken Theater.
Der alte Brunnen im Schlosspark,
ausgegraben in der versunkenen Stadt Herkulanum am Vesuv
Besonders wertvoll war der bedeutende Mamorbrunnen aus
der Zeit 79 nach Chr. Diese Stadt war neben Pompej am 24. August 79 n.
Chr. durch den Vulkanausbruch des Vesuvs verschüttet worden. Im 19. Jahrhundert wurde der einmalige und äußerst
kostbare marmorne Brunnen von
Arnhold erworben und nach Deutschland
überführt. Er schmückte die Achse der Kastanienallee mit Blick
auf eine Skulptur an einem der Seitenflügel des Gutshauses. Heute fehlt das kostbare Geländer aus weißem
Marmor - und das Wasser.
Diese Kunstschätze hatte Hirschfelde dem vermögenden jüdischen
Unternehmer und Kunstmäzen Eduard Arnholt zu verdanken, der das Gut
Hirschfelde Anfang des 20. Jahrhunderts erwarb. Am 10. August 1925 starb
E. Arnholt in
Neuhaus am Schliersee. Seine Familie blieb im Besitz des Gutes. Mit der nationalsozialistischen
Machtübernahme begann auch für Hirschfelde eine schlimme Zeit. Die
jüdische Familie Arnhold
mußte emigrieren und den Hirschfelder Kunstbesitz
übernahm der Tenor Carl Clewing.
Das Kriegsende bedeutete die Zerstörung und Plünderung
des Gutes Hirschfelde.
Am 19.4.1945 und 20.4. hatten zwei "Trecks" mit fast allen Einwohner
den Ort Hirschfelde
vor den heranrückenden sowjetischen Streitkräften verlassen.
Man war darauf vorbereitet gewesen und schon Tage zuvor hatten die Bauern
ihre Wagen mit dem Notwendigsten und Wichtigsten
beladen und abfahrbereit abgestellt.
Der Stier
Der Eselreiter
Die sowjetischen
Truppen kamen von Norden und besetzten den Ort nach kurzen Scharmützeln
mit Volkssturm und Wehrmacht bei denen die mittelalterliche Kirche
beschädigt wurde. Von
Hirschfelde erfolgte der weitere Vormarsch nach Werneuchen.
Als russische
Truppen am 20. April 1945 den Ort besetzten, wurden die Gebäude nach
Wert- und Gebrauchsgegenstände, besondere Wäschestücke und auch nach
Lebensmitteln abgesucht. Der Ort insbesondere das Gut mit seinen
Kunstschätzen blieb von einer Gruppe sowjetischer Soldaten in Folge
besetzt und bewacht. Es kann nicht geklärt werden ob nicht schon vorher
Kunstgegenstände verschwanden oder abtransportiert wurden, oder
sowjetische Soldaten, Wehrmachtsangehörige oder einfach nur
Diebesgesindel hier Kunstgegenstände entwendeten.
Das Schloss mit dem
Bronzehirsch, 1925
Nach der Kapitulation am 8. Mai 1945
und nachdem sowjetische Truppen den
nahe gelegenen Flugplatz Werneuchen als zentralen militärischen Stützpunkt nutzten,
wurde die Gruppe sowjetischer Soldaten aus Hirschfelde abgezogen. In
diesem Zuge wurde wahrscheinlich der aufwendige Transport der schweren
verbliebenen Kunstgüter aus
dem wüsten verlassenen Ort Hirschfelde auf gesichertes militärisches
Gelände veranlasst. Selbst in Potsdam und auch in Berlin wurden
besondere Kunst- und Kulturgüter in Folge bewacht oder auf bewachte
Gelände verbracht.
Einmarsch russischer Truppen auf dem
Flugplatz Werneuchen, 1952
Damit wurde der Stier und der Hirsch
vor sicherem Vandalismus, Beschädigung oder sogar Diebstahl aus
Hirschfelde durch die sowjetische Garnison gerettet. Nach
Zeitzeugenberichten stand noch lange ein großer Teil der Figuren und
Skulpturen auf dem Gelände der heutigen Bildungs- und Jugendstätte Kurt
Löwenstein. Von hier verschwanden sie mit der Zeit.
Der Hirsch in Werneuchen, 1952
Der Verbleib des
kostbaren Brunnens aus der Zeit 79 nach Chr. ist bis heute ungeklärt. Er gehört zu den vermissten
deutschen Kunst- und Kulturschätzen des 2. Weltkrieges.
In
den Wendejahren und dem Abzug der sowjetischen Streitkräfte gab die
Stadt Werneuchen natürlich den tonnenschweren Hirsch aus Bronze wieder
an die Gemeinde Hirschfelde zurück. Doch was für das kleine Städtchen
Werneuchen ganz einfach war, stellt einige Beamte in der großen Stadt
Bad Freienwalde immer noch 18 Jahre nach der Wiedervereinigung und 10
Jahre nach dem Abzug der Sowjetarmee vor riesige Probleme.
Es
gab wiederholt freundschaftliche und sachliche Bemühungen der Amtsverwaltung der damalig selbstständigen
Gemeinde Hirschfelde um Rückführung des geraubten Hirschfelder Stiers
aus Bad Freienwalde. Auch brachten sich wiederholt anständige und
angesehene Privatpersonen
und Bürger aus Hirschfelde und auch
Werneuchen mit Engagement ein. Nach der Eingemeindung Hirschfeldes wandte sich auch
der Bürgermeister der Stadt Werneuchen B. Horn mehrmals persönlich an die Stadt Bad
Freienwalde.
Doch es scheint sicher das einmal
ehrenhafte und ehrliche Menschen der Gemeinde Hirschfelde den
"entführten" Stier wiedergeben. Jetzt sind die Bedingungen für die
Rückkehr des Stieres nach Hirschfelde vor
Aus der
Geschichte der Mark Brandenburg und des Barnim